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Fridolin der freche Dachs. Ханс ФалладаЧитать онлайн книгу.

Fridolin der freche Dachs - Ханс Фаллада


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      LUNATA

Fridolin der freche Dachs

      Fridolin der freche Dachs

      Eine zwei- und vierbeinige Geschichte

      © 1944 by Hans Fallada

      © Lunata Berlin 2020

      Inhalt

       Erstes Kapitel

       Zweites Kapitel

       Drittes Kapitel

       Viertes Kapitel

       Fünftes Kapitel

       Sechstes Kapitel

       Siebentes Kapitel

       Achtes Kapitel

       Nachwort an Mücke

      Erstes Kapitel

      Fridolins glückliche Jugendzeit. Er verliert alle seine Geschwister und schickt seine Mutter in den Fuchsenbau.

      In dem Haus am See wohnten die Leute, in der Höhle am Südhang des Baumwerders hauste der Dachs.

      Die Leute hatten das Haus eines Tages einfach gekauft; sie nahmen große Veränderungen vor, in ihm und um das Haus herum. Die Veränderungen in dem Haus interessierten den Dachs Fridolin gar nicht, aber daß diese Leute überall Zäune zogen, kreuz und quer, über seinen geruhigsten Nachtwegen, und daß sie ihn dadurch von seinen besten Futterplätzen abschnitten, das bereitete ihm manchen Kummer. Auch hatten diese Leute viele Kinder, wie viele, so weit konnte Fridolin nicht zählen, denn ein Dachs kann gerade bis zwei zählen, was mehr ist als zwei, das nennt er viel.

      Aber wir wissen, wie viele Kinder diese Leute hatten, nämlich drei; sie wurden genannt: der Uli, die Mücke, der Achim. Und außer den Kindern hatten die Leute noch einen Hund, Teddy, und die Leute und die vielen Kinder und der Hund hatten es sich angewöhnt, auf den Baumwerder zu laufen und dort herumzuspielen und Krach zu machen, und der Hund jagte und stöberte überall. All das störte Fridolin, den Dachs, gewaltig.

      Der hatte sich seine schöne Höhle nicht kaufen können, sondern er hatte sie sich eigenpfotig mit großer Mühe ausgebaut. Ursprünglich hatte Fridolin nicht auf dem Baumwerder gewohnt, erst ein bitteres Erlebnis hatte ihn gezwungen, nach dort aus dem gut drei Kilometer entfernten Hullerbusch zu verziehen – und das ist ein weiter Weg für einen Dachs.

      Der Hullerbusch ist ein mäßig großer Buchenwald, auf einer Hochebene gelegen, die nach Norden und Süden zu zwei Seen hin abfällt, zum Schmalen Luzin und zum Zanßen, wie die Leute diese Seen nennen.

      Am Südhang zum Zanßen hatte Fridolin seinen ersten Bau gehabt, und dort, am Südhang im lichten Buchenwald, war er auch aufgewachsen, liebevoll betreut von seiner Mutter Friedesinchen, mit seinen drei Geschwistern, die Friedrich, Frieda und Friederike hießen.

      Seinen Vater hatte Fridolin nie kennengelernt, denn die Dachse, die von Natur zur Einsiedelei neigen, leben stets für sich allein. Auch Mann und Frau hausen nicht miteinander, sondern die Mutter muß allein die Jungen aufziehen, bis sie groß genug sind, sich selbst in der Welt weiterzuhelfen. Mutter Friedesinchen hatte ihren Kleinen aber mancherlei von ihrem Vater Frieder erzählt, der wegen seiner Brummigkeit und wegen seines Griesgramtums unter den Dachsen hochgeehrt war. Denn die Dachse schätzen mürrisches Wesen ebenso sehr wie die Menschen Freundlichkeit; sie finden, je weniger ein Dachs die anderen Dachse braucht, um so schätzenswerter ist er, und am höchsten ist der Dachs zu verehren, lehrte Mutter Friedesinchen ihre Kinder, der überhaupt nicht bemerkt wird.

      Also am Südhang zum Zanßen im lichten Buchenwald hatte Fridolin seine Kindertage verlebt, und sehr schön waren sie gewesen! Am Ende eines sehr kalten Februar war er mit seinen Geschwistern geboren worden, aber von der Kälte draußen in der Welt hatten die Kleinen nichts zu spüren bekommen: die Mutter hatte die Höhle warm mit trockenem Laub, mit weichem Moos und langem Gras gepolstert – das war ein richtiges molliges Nest. Zwei Meter tief lag diese Höhle unter dem Erdboden; so weit drang kein Frost.

      Auf die Sauberkeit war Friedesinchen besonders erpicht: sie hatte einen kurzen Gang von der Wohnhöhle fortgegraben und am Ende dieses Ganges einen ganz kleinen Kessel angelegt. Sie gewöhnte ihre Kinder schnell daran, für jedes Geschäft auf dieses Klosettchen zu gehen und die Losung, wie man das nennt, gut unterzuscharren. Auch alle von den Kleinen angenagten Speisereste trug sie dorthin, denn nichts ist den Dachsen so verhaßt wie der Gestank von Verdorbenem und Unrat. Darum legen sie auch außer den sechs bis acht Schlupflöchern, die vom Kessel ins Freie führen, noch zwei oder drei steile Schächte an, damit die Luft in der Höhle immer sauber und rein sein möge.

      Von der ersten, ganz in der warmen, weich ausgepolsterten Höhle verlebten Zeit wußte Fridolin später natürlich gar nichts mehr. Wie seine Geschwister war er blind zur Welt gekommen, es dauerte lange Zeit, bis er sehen und ein wenig herumkriechen lernte. Die Nahrung war knapp in dieser Zeit; auf den eiskalten Februar war ein böser, nasser März gefolgt, und Mutter Friedesinchen hatte ihre liebe Not, die vier Mäuler ihrer Kinder und das eigene satt zu bekommen. Sie war aber unermüdlich tätig, und ganz gegen die Gewohnheit der Dachse fuhr sie sogar manchmal am Tage aus ihrem Bau, wenn die Kinder gar zu jämmerlich nach Futter quiekten.

      Fridolin und Friedrich, Frieda und Friederike waren immer gespannt darauf, was die Mutter nun anbringen würde; sie lernten in diesen Tagen so viel Neues fühlen, riechen und schmecken. Was es doch auch alles auf dieser geheimnisvollen Welt draußen gab, von der sie noch nichts gehört und gesehen hatten! Wohlschmeckende Wurzeln brachte Friedesinchen an, Bucheckern und Eicheln, auf dem Felde vergessene Möhren und Futterrüben und als begehrte Fleischkost: Regenwürmer, eine froststarre Ringelnatter oder gar ein delikates Mäuschen! Der Höhepunkt im Speisezettel war es aber, als Friedesinchen einmal auf ein Erdwespennest gestoßen war – ach, wie gut schmeckte dem Fridolin der süße Honig! Er konnte es gar nicht verstehen, daß die Mutter nicht alle Tage solch süßes Schleckerzeug anbrachte, er schalt und muckschte mit ihr deswegen. Dumm, wie er noch war, hatte er natürlich keine Ahnung von den Schwierigkeiten, die seine Mutter mit dem Futterbeschaffen hatte, und er dachte, die süßen Honignester gäbe es überall.

      Dann kam an einem schönen Sonnentag, Anfang April, der große Augenblick, wo Friedesinchen zum ersten Male ihre Kinder ans Tageslicht führte. Du lieber Himmel, was war das für eine Aufregung, als es in der düsteren Schlupfröhre immer heller und heller wurde! Den Kleinen, die bisher nur Dunkelheit gekannt hatten, wollte Angst werden vor dem Licht – Mutter Friedesinchen mußte nachschieben und tüchtig schelten, sonst wären alle vier gleich wieder in ihr Nest zurückgekrochen!

      Und wie rissen sie erst die Augen auf, draußen im hellen Sonnenlicht! Rissen sie auf und machten sie gleich wieder zu, denn so viel Helligkeit tat den Augen weh. Erst langsam wagten sie wieder, zuerst zu blinzeln, dann um sich zu schauen – und nun ging die Fragerei los!

      »Mutter, was ist das Gelbe, das Weiche, das Warme« – fragten sie und meinten den schönen, reinen Sand, den Friedesinchen beim Bau der Höhle aus der Tiefe der Erde hervorgescharrt hatte.

      »Mutter, was ist das für ein braunes, langes Ding, in dem meine Zähne immer klebenbleiben?« fragten sie und meinten eine harzige Kiefernwurzel.

      »Mutter, ist das ein kleiner Dachs, der so komisch schreit?« fragten sie


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