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Liljecronas Heimat. Selma LagerlöfЧитать онлайн книгу.

Liljecronas Heimat - Selma Lagerlöf


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       Selma Lagerlöf

       Liljecronas Heimat

      Inhaltsverzeichnis

       Schneewittchen

       I

       II

       Der Pfarrer von Svartsjö

       Der Traumpfannenkuchen

       Der Brauttanz

       Die Fuchsgrube

       Der Speziestaler

       Der Finnenpfarrer

       Der Schmied von Henriksberg

       Der Fähnrich

       Am Werktage

       Ein Frühlingsabend

       Die Anklage

       Der Ruhestein

       Die Erdgeister auf Lövdala

       Die Heimat

       Impressum

      Die Kleine stand am Fenster und sah hinaus. Vor ihr lag ein weiter Hofplatz mit gebahnten Wegen zwischen hohen Schneewällen. Ringsum standen große Gebäude, und die Kleine versuchte sie nach der Beschreibung, die ihre Mutter davon gemacht hatte, zu erkennen. Das lange niedere Haus, dem Hauptgebäude gerade gegenüber, war wohl das Wirtschaftsgebäude, auf der Ostseite lagen die Ställe und das Waschhaus mit der Braukammer auf der Westseite. Die Häuser standen nicht alle dicht beieinander; aber es lief ein Zaun dazwischen hin, so daß man nicht anders in den Hof hineinkommen konnte als durch enge Gattertüren, die jetzt im Winter offen standen. Östlich von den Ställen konnte die Kleine die Dächer und Giebel von einer ganzen Anzahl von Gebäuden sehen, die um einen noch größeren Hofplatz her standen. Dort waren die Schweine- und Schafställe, das Vorratshaus und das Magazin; die Kornspeicher, Scheunen und Tennen und Holzschuppen sowie das Gesindehaus für die Knechte und die Geschirrkammer. Mehrere von den Gebäuden standen auf Pfosten, andre hatten Treppen, die sich außen an der Giebelwand hinaufschlängelten und zu niedrigen Bodenräumen führten. Wohin das Mädchen sah, waren Anbaue und Verbindungsgänge, Bodenkammern mit kleinen dunklen Fenstern und langen ringsherumlaufenden Altanen. Die meisten dieser Gebäude hatten dicke Stroh- oder Rasendächer, die aber jetzt hoch mit Schnee bedeckt waren. Über dem Ganzen lag ein stiller Friede, als lägen die alten Häuser im Winterschlafe.

      Eine der Mägde war erst vor kurzem eingetreten, und sie war überdies aus einem andern Kirchspiel. Diese hätte nun wohl gerne die ruhige Stunde benützt, um etwas über die Herrschaft zu erfahren. Sie hatte eine Frage um die andere über die Pfarrerstochter und die Pfarrfrau und über den Pfarrer laut werden lassen, aber immer keine Antwort erhalten. Alle andern nähten mit fest geschlossenen Lippen und taten, als wüßten sie gar nichts.

      Schließlich mußte die neue Magd doch gemerkt haben, daß sie nichts aus ihnen herausbringen konnte, und so begann sie nach anderem zu fragen.

      Warum denn das Kirchspiel Svartsjö heiße. Sie könne gar nicht begreifen, wonach es so genannt worden sei. Svartsjö komme doch von einem See her, und sie habe gehört, es gebe außer dem Lövsee noch drei Seen in diesem Sprengel, aber keiner von ihnen heiße Svartsee, soviel wisse sie.

      Na, diese Frage wäre nicht gefährlich zu beantworten gewesen, aber zum Unstern hatte keine von den Mägden je gehört, woher das Dorf seinen Namen hatte, und es sah aus, als sollte die neue Magd auch hier nicht mehr erfahren als bei ihren andern Fragen.

      Doch nun legte die alte Haushälterin ihre Arbeit nieder und nahm die Brille von der Nase.

      »Es ist gar nicht so sonderbar, wenn das Kirchspiel Svartsjö heiße,« sagte sie, »denn es hat seinen Namen wirklich von einem See, der in früheren Zeiten hier gewesen, jetzt aber ausgetrocknet ist.«

      Die neue Magd war gewiß außerordentlich froh, daß sie endlich eine Antwort erhalten hatte. Und so fragte sie rasch, wo in dem Sprengel denn der See gelegen habe.

      »Nun, gerade dort in der Talmulde vor Lövdala«, antwortete die Haushälterin, und dabei wendete sie sich gegen das nach Süden gehende Fenster und deutete hinaus. Sie meinte auch, das Wasser sei bis zu dem Hügel unterhalb des Waschhauses gegangen. Dort sei wenigstens so feiner Sandboden, wie man ihn sonst nur an Seeufern finde.

      Die neue Magd wendete den Kopf nun auch dem Fenster zu. Das Wohnhaus lag auf einem so hohen Hügel, daß die andern Gebäude nicht alle Aussicht verdeckten. Über das Scheunendach weg konnte man ein Tal sehen, das sich meilenweit eben und flach hinzog.

      Aber sie wollte nicht glauben, was die Haushälterin gesagt hatte. Dieser ebene Boden sollte ein ausgetrockneter Seegrund sein? Wie sonderbar! Sie habe doch immer gedacht, wo einmal ein See gewesen sei, da müsse es steil und tief hinuntergehen.

      Die Haushälterin widersprach ihr nicht. Es war ihr einerlei, was das Waschmädchen glaubte, und sie hatte ja nur gesagt, was sie wußte.

      Darauf setzte sich die Haushälterin die Brille wieder auf die Nase und machte sich aufs neue an ihre Arbeit.

      Die neue Magd lächelte verächtlich. Es war doch merkwürdig, daß alte Leute keinen Widerspruch vertragen konnten. Was ihnen gerade zu sagen einfiel, das sollte man ihnen aufs Wort glauben.

      Keines von den andern Mädchen sagte ein Wort, um der Haushälterin beizustehen, und es war jetzt ganz still in der Küche. Die Kleine jedoch hatte die größte Lust zu erzählen, was sie von diesem Svartsee wußte; aber sie war nicht sicher, ob es passend wäre, wenn sie sich in das Gespräch mischte.

      Da ging die Türe der Küchenkammer auf, und Mamsell Maja Lisa trat in die Küche.

      Zuerst sagte sie nichts, sondern betrachtete still die fleißigen Mägde. Dann ging sie zu der Kleinen hin, die die ganze Zeit am Fenster stehengeblieben war.

      »Du, Nora,« begann sie, indem sie sich zugleich auf den hölzernen Stuhl am Fenster niederließ und die Hand der Kleinen zwischen ihre beiden nahm, »sag’ einmal, bist du weit herumgekommen, und hast du außer dem Lövsee auch noch andere Seen gesehen?«

       Die Kleine wurde blutrot, weil die Pfarrerstochter sie anredete, und sie vermochte nur gerade so laut zu sprechen, daß man es in der Küche vernehmen konnte, als sie antwortete: O ja, sie habe schon sehr viele Seen gesehen, mehr als sie überhaupt zählen könne.

      »Dann könntest du mir den Gefallen tun und an einen von ihnen denken«, sagte die Pfarrerstochter. »Du darfst denken, an welchen du willst, nur muß er lang und schmal sein und zwischen zwei langen bewaldeten Bergrücken liegen.«

      Die Kleine drückte das Kinn auf die Brust und starrte auf den Boden. Aber bald sah sie wieder auf; jetzt hatte sie sich einen gedacht.

      Die Pfarrerstochter warf ihr einen schelmischen Blick zu, aber ihre Stimme klang noch immer ungeheuer


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