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Dies Herz, das dir gehört. Ханс ФалладаЧитать онлайн книгу.

Dies Herz, das dir gehört - Ханс Фаллада


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on> Hans Fallada DIES HERZ, DAS DIR GEHÖRT Zuflucht

      Personen

      Erna Wiebe, Besitzerin einer Eisenwarenfabrik

      Thomas Wiebe; Johannes Wiebe – ihre beiden Söhne

      Bertha, Hausmädchen bei Wiebes

      Blohm, Prokurist; Henning, Prokurist; Lola, Privatsekretärin; Lobrian, Fabrikwärter; Martin Raschke, Monteur – im Wiebeschen Betrieb

      Hanne Lark, Verkäuferin; Oppermann, Obstgrossist; Pottschmidt, Standbesitzer – in der Zentralmarkthalle

      Auguste Mahling, Hannes Tante

      Oskar Mahling, Hannes Onkel

      Marie Jäckel, Hannes Freundin

      Emil Schaken, ein Arbeitsscheuer

      Hermann Schönholz; Tilde Schönholz – Ladenbesitzer

      Dr. Leer, Oberarzt

VORSPIEL Der Auswanderer

      1

      Die Leute vor der Fabrik

      Dort, wo Berlin-Charlottenburg seinen Charakter als Wohnstadt verliert, wo es, selbst Industriestadt geworden, an die Riesenwerke der Siemensstadt angrenzt, liegt in einer kleinen Straße die Metallwarenfabrik »Hermann Wiebe«. Von der Straße aus sieht man nicht mehr von dieser Fabrik als ein paar Pultdächer aus Glas oder Schiefer, eine hohe rote Mauer verwehrt jeden weiteren Einblick.

      Diese Mauer ist sehr hoch und oben noch mit Glassplittern besetzt, sie ist sehr lang und sehr häßlich rot – kurz, sie gleicht genau einer Gefängnismauer! Und die beiden Tore aus Eisenblech in dieser Mauer, ein breites Durchfahrtstor und ein kleineres für den Fußgängerverkehr, können das Gefühl von Trostlosigkeit, das den Beschauer angesichts dieser Mauer beschleicht, nicht erleichtern: es sind gnadenlose Tore, Tore der erbarmungslosen Pflicht. Außerdem sind sie zur Stunde verschlossen. Dafür klebt ein Aushang an dem kleineren Tor.

      Die Buchstaben aus geschmiedetem Eisen über dem Tore, die da besagen, daß dies die »Metallwarenfabrik Hermann Wiebe« ist, waren wohl ehemals golden, aber jetzt hat das Schwarz der rußenden Fabrikessen und der Rost des zergehenden Eisens ihnen längst ihren Glanz genommen. Sie sehen genauso düster, freudlos und häßlich aus wie alles in dieser kleinen Charlottenburger Fabrikstraße, wie selbst dieser Novembermorgen: naßkalt, grau und trübe. Ein Morgen, der den dringenden Wunsch nach heilem Schuhwerk wach werden läßt.

      Vor dem Fabriktor steht eine kleine Gruppe von Arbeitern – etwa zehn oder zwölf Mann. Sie stehen ziemlich nah vor dem Aushang, den sie aber längst gelesen haben. Es sind junge und alte Männer, aber, ob jung oder alt, die hinter ihnen liegende lange Leidenszeit mit Weltkrieg und Inflation und all den Kämpfen, Sorgen und Miseren danach hat ihren Gesichtern den gleichen Ausdruck von sturer Hoffnungslosigkeit aufgeprägt. Sie sind ganz schlecht gekleidet, die Jacketts, die sie über ihre blauen Arbeitsblusen gezogen haben, sind entfärbt und ohne alle Fasson, faltig hängen sie über die gebeugten Rücken – bei den Jungen wie bei den Alten.

      In diesem Augenblick sehen sie – nahe dem Plakat stehend – mit einem Ausdruck wohlwollender Verachtung auf einen von ihnen, der mit Ausdauer den dicken, altmodischen, eisernen Klingelknopf am Fußgängertor zieht.

      Der Klingler sieht seine Arbeitskollegen herausfordernd an. »Det wolln wa doch ma sehn!« sagt er und reißt immer wieder an dem Klingelknopf. »Det könn se doch mit uns nich machen! Wenigstens rinlassen müssen se uns! Det is meen Arbeetsplatz!«

      Ein junger Arbeiter sagt, aber nicht zu ihm, sondern zu den andern: »So doof! Der klingelt sich noch dußlig! Die haben drinnen doch bestimmt die Klingel abjestellt!«

      Die andern nicken beifällig.

      »Da kannste jar nischt machen! ›Wegen Auftragsmangel geschlossen‹ – da steht et doch! ›Restlohn und Papiere sind am Freitag vom Stadtbüro abzuholen‹« – sagt ein älterer Arbeiter. »Euschen, jib dir – wat hat denn det for eenen Sinn!«

      Das Zureden macht den Klingler nur noch wilder. »So dürfen se mir nich kommen! Det wolln wa doch ma sehn! ’n Hund läßt man abends in seine Hütte, und wir …«

      Er reißt am Klingelknopf.

      »Laß ihm det Vajniejen, Maxe«, sagt wieder ein anderer. »An wat muß er sich doch beruhigen! Valleicht denkt er, er zieht den großkotzigen Herrn Syndikus Wiebe an de Neese, det tut ihm jut …«

      Ein junger Arbeiter fragt einen sehr alten, der, an einen Laternenpfahl gelehnt, ein Bein hochgezogen, dasteht und nachdenklich an seiner durchlöcherten Schuhsohle herumbiegt: »Und wat machst du, Willem?«

      »Ick kieke mir meine Schnellbesohlerei an. Det is mit meene Sohlen schlimmer wie mit ’nem Schweizerkäse: Loch bei Loch!«

      »Nee, ick meene, wat tuste nu?«

      Der alte Arbeiter sieht ihn an: »Det fragste? Wozu fragste det? – Ick jehe stempeln. Wat denn sonst? Bei mir stempeln schon viere zu Hause, na, nun bin ick der fünfte, der stempelt. Haben Vater und Kinder doch denselben Weg, wird sich Mutta freuen!«

      »Und du versuchst jar nich, Willem – Pst! Kieke mal! Kennste den, der da kommt?«

      Eine Autotaxe ist vorgefahren. Undeutlich sieht man in ihrem Innern einen jungen Mann, der vom Hintersitz aus den Fahrer bezahlt. Alle Arbeiter haben stumm die Köpfe nach dem Wagen gewandt, auch der Klingler, der aber seinen Knopf nicht losläßt. Ihre Gesichter sehen weiter gleichgültig und hoffnungslos aus.

      Der Arbeiter am Laternenpfahl sagt schnell flüsternd zu dem alten: »Det is det Nesthäkchen von diese Arbeitergeberfamilje, der junge Bruder von dem Herrn Syndikus …«

      Der alte Arbeiter sieht interessenlos zu, wie der junge Herr jetzt aus der Taxe steigt und sich vom Fahrer einen Koffer herausreichen läßt.

      »So«, sagt der alte Mann.

      »Den kenn ick«, flüstert der junge Arbeiter aufgeregt. »Mit dem hab ick früher mal jespielt! Der war nich übel. Der hatt ’n Sinn für uns. Den hau ick an, Willem!«

      »Wat hat denn det for ’nen Sinn?« fragt der alte Arbeiter hoffnungslos. »Stempeln jehn mußte doch!«

      Der junge, etwa zwanzigjährige Herr, sehr jugendlich und ein wenig weich aussehend, hat unterdes die kleine Arbeitergruppe am Fabriktor bemerkt und stutzt. Aber schon ist der junge Arbeiter bei ihm, faßt nach dem Koffer und sagt eifrig: »Gestatten Sie, Herr Wiebe! Sie kennen mich doch noch? Ick bin Raschke, Martin Raschke – der Sohn von Ihrem früheren Gärtner.«

      Der junge Herr, sehr gepflegt – der Gegensatz in Kleidung, Haltung, Hautfarbe zwischen ihm und den Arbeitern ist sehr auffällig –, ist trotzdem erfreut. »Martin! Natürlich! Und ob ich dich kenne! Weißt du noch, wie du mich mit dem Kopf zuerst in die Regentonne gestoßen hast?«

      Martin Raschke muß unwillkürlich lachen. Dann aber sagt er mit einem Blick auf die andern, die scheinbar teilnahmslos dastehen, in Wahrheit aber gespannt zuhören, mit Nachdruck: »Dafor setzen Sie mich jetzt auf die Straße!«

      »Ich?« Der junge Herr ist sichtlich verwirrt. »Was heißt das, Martin? Ich dich auf die Straße? Was bedeutet das hier? Warum geht ihr nicht in die Fabrik? Was ist das für ein Anschlag?«

      »Die Fabrik ist wegen Arbeitsmangel geschlossen, Herr Wiebe.«

      Langes, tiefes Stillschweigen.

      Dann: »Wir hier kommen gerade von Montage – es ist wohl schon am Dienstag passiert, Herr Wiebe.«

      Der junge Herr Wiebe ist sichtlich verwirrt und erregt, die Arbeiter beobachten ihn aufmerksam. Er spürt aller Blicke auf sich, möchte reden, wie es ihm ums Herz ist, und fühlt sich doch als Sohn der Fabrik.

      »Ich komme von einer Reise«, sagt er abgerissen. »Mein Bruder hat mir kein Wort davon geschrieben. Ich verstehe nicht – wirklich ganz geschlossen, für alle?«

      Der Klingler sagt bösartig: »Für Sie nicht, junger Herr! Sie müssen nicht uffs Arbeitsamt!«

      Eine grobe Stimme aus dem Arbeiterhaufen ruft: »Halt die Klappe, Euschen!«

      »Ich verstehe es nicht«,


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