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Hexenhammer 1 - Die Inquisitorin. Uwe VoehlЧитать онлайн книгу.

Hexenhammer 1 - Die Inquisitorin - Uwe  Voehl


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Es ähnelte eher einer Holzpuppe, an der sich ein unbegabter Schnitzer versucht hatte. Eine schlecht verheilte Narbe zerteilte sein Gesicht in zwei Hälften, wobei das linke Auge tiefer hing als das rechte, die Nase in der linken Hälfte der eines Schweins glich und der lippenlose Mund der rechten Seite Lotte wie ein klaffendes Loch vorkam. Auch schien er von den anderen Jungen nicht nur gemieden, sondern gleichzeitig gehänselt und schikaniert zu werden. Mehr als einmal hatte sie beobachtet, wie er heimlich getreten wurde, einen Schlag auf den missgestalteten Hinterkopf erhielt oder man ihm ein Bein stellte.

      Lotte hatte ihm in der letzten Zeit des Öfteren ein heimliches Lächeln geschenkt, um ihn aufzumuntern. Seitdem suchte er ihren Blick, wenn sie das Refektorium betrat. Sie hoffte nur, dass eine der Schwestern sie nicht irgendwann dabei beobachtete.

      Sobald auch die Mädchen auf den harten Bänken Platz genommen hatten, betrat eine der Schwestern das Refektorium. An diesem eiskalten Morgen war es Schwester Hildegard, die ihnen aus der Schwarzen Bibel vorlas.

      Schweigend und ehrfürchtig wie immer nahmen die Kinder die Weisheiten auf, wussten sie doch, dass es ein Privileg war, dass sie im haus zur heiligen dreieinigkeit die Worte des HERRN erfahren durften.

      Lottes Magen knurrte. Sie hoffte, dass es Schwester Hildegards Stimme nicht übertönte, denn dann würde sie zur Strafe aufs Frühstück verzichten müssen, wie es ihr schon mehrmals passiert war.

      Die neben ihr sitzende Rebecca warf ihr einen tadelnden Blick zu. Vor Rebecca musste sie sich in Acht nehmen. Das Mädchen mit den struppigen roten Haaren war eine Petze, die sie nur zu gern für eine Belobigung bei den Schwestern angeschwärzt hätte.

       Aufstehen. Antreten. ASMODI UNSER …

      Schwester Hildegard hatte die Schwarze Bibel beiseitegelegt und zum Gebet aufgerufen. Sie faltete die Hände auf dem Rücken und begann zu beten. Die Kinder taten es ihr gleich und sprachen die Worte mit.

      »Asmodi unser …«

      Oft schon hatte sich Lotte gefragt, wie er wohl aussah, dieser Asmodi. Wie er wirklich aussah. In den Lehrbüchern gab es viele Bilder von ihm, ebenso im Gebetsraum, doch ein jedes zeigte ihn anders. Mal als gelehrten, grimmig dreinschauenden Herrn mit langem weißem Bart, mal als schwarze Gestalt mit Hörnern und glühenden Augen. All diese Bilder flößten ihr Respekt ein, während das Wesen, dessen Namen niemand der Schwestern jemals über die Lippen brachte, ein ganz und gar schreckliches sein musste. Und sie warnten auch die Kinder davor, seinen Namen nur ja niemals zu erwähnen, denn dann würde man auf der Stelle in Flammen aufgehen und …

      DER DU WANDELST AUF ERDEN …

      Ihr Bauch knurrte erneut. Diesmal so laut, dass es auch Schwester Hildegard gehört hätte, wenn sie noch aus der Schwarzen Bibel vorgelesen hätte. So aber übertönte der Gebetschor der Kinder ihre Missetat. Nur Rebecca warf Lotte einen erneuten Blick zu.

      Lotte kam es vor, als zöge sich das Gebet heute endlos. Ihre Gedanken drifteten ab, sie dachte an Angela, die sich fiebernd auf dem Lager wälzte. Sicherlich würde sich Schwester Gertrud erst nach dem Frühstück um sie kümmern.

      Erneut hob sie den Blick und schaute auf den hässlichen Jungen. Auch er schaute sie an, unverblümt. Sie schüttelte den Kopf, um ihm begreiflich zu machen, dass es Strafe nach sich zog, wenn die Schwestern sie während des Gebetes bei einer Unaufmerksamkeit erwischten.

      Sie senkte den Kopf, spürte aber, dass er sie nach wie vor anstarrte.

       Aufstehen. Antreten. Asmodi unser, der du wandelst auf Erden. TROCKEN BROT …

      Es dauerte ewig, aber endlich gab Schwester Hildegard mit einem Nicken den Befehl, die Speisen hereinzutragen. Die zwei Jungen, die heute Morgen dafür eingeteilt waren, sprangen sogleich auf und eilten in die Küche.

      Als sie zurückkamen, trugen sie gekochte Eier und herrlich duftenden Speck auf einem Tablett. Wurst und Käse befanden sich ebenso darauf wie dicke Scheiben frischen Brotes.

      Lotte hätte fast einen tiefen Seufzer ausgestoßen, als sie den Speck roch. Aber natürlich waren diese verlockenden Speisen allein für Schwester Hildegard bestimmt, die sich auch sogleich schmatzend darüber hermachte. Dazu trank sie aus einer Karaffe, die gefüllt war mit einer roten Flüssigkeit.

      Lotte nahm sich vor, später auch Ordensschwester zu werden. Dann würde man auch ihr solche Köstlichkeiten servieren, und sie würde niemals mehr hungern müssen.

      Erst nachdem Schwester Hildegard den beiden Jungen zugenickt hatte, teilten diese nun auch das Brot für die Kinder aus. Es war hart und schimmelig, aber trotz allem schlangen sie es herunter wie Verhungernde.

      Für Melisende musste es eine Tortur bedeuten, mit leerem Magen den anderen beim Essen zuzusehen. Niemand wagte, ihr etwas abzugeben. Die meisten dachten aber auch gar nicht daran.

      Lotte brach dennoch ein Stück der harten Rinde ab und verbarg es in der Tasche ihrer Kutte. Vielleicht würde sich später eine Gelegenheit ergeben, es Melisende zuzustecken.

      Rasch schaute sie umher, ob es jemand bemerkt hatte. Nein, alle waren sie zu sehr damit beschäftigt, ihre eigenen Kanten zu verschlingen.

      Nur einer starrte sie so offen an, dass ihr angst und bange um ihn ward: der hässliche kleine Junge. Begriff er denn nicht, dass er jeden Moment Schwester Hildegards Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte? Vielleicht war er ja nicht nur körperlich versehrt, so wie Lotte, sondern auch noch geisteskrank? Obwohl …

      Sie hätte fast aufgeschrien, um ihn zu warnen, als sein Nachbar ihm mit einer blitzschnellen Bewegung das Brot aus der Hand stahl.

      Der hässliche kleine Junge schaute verängstigt, wagte nicht, das Brot zurückzuverlangen, während der andere nun genüsslich hineinbiss.

      Lotte kannte seinen Namen. Vincenz. Er war als Rüpel bekannt. Seltsamerweise ließen die Schwestern manches bei ihm durchgehen. Ja, sie schienen es sogar zu mögen, wenn er wieder einmal über die Stränge schlug. Vor allem die Schwester Oberin hatte einen Narren an ihm gefressen.

      Höhnisch schaute er nun den kleinen Jungen an, der sich tiefer und tiefer vor ihm zu ducken schien.

      Aber nicht nur Lotte hatte den dreisten Raub beobachtet. Auch Schwester Hildegard hatte es mitbekommen. Doch anstatt die Missetat zu tadeln, sandte sie ein verständnisvolles Lächeln in Vincenz’ Richtung. Der fing es auf und grinste selbstgefällig, während er am fremden Brot kaute.

       Verreck daran, du Dieb!

      Kaum hatte sie den Gedanken geboren, bereute Lotte ihn schon wieder. Das war nicht richtig, dass sie sich anmaßte, über dem HERRN stehen zu wollen. Denn allein Asmodi, der alles sah und über alles richtete, stand ein Urteil zu.

      Am liebsten hätte sie sich schnell bekreuzigt, nicht in der Art, wie es die verfluchten Katholiken taten, sondern in der richtigen Weise. Aber das hätte alle Aufmerksamkeit nur auf sie gezogen.

      Noch während sie ihren lästerlichen Gedanken bedauerte, keuchte Vincenz auf. Er sprang von seinem Platz auf, wankte ein paar Schritte vorwärts und fiel röchelnd auf die Knie. Mit den Händen umfasste er seinen Hals, während sein Kopf blau anlief.

      Die Jungen, die neben ihm gesessen hatten, sprangen ebenfalls auf, ein paar der Jüngeren begannen zu weinen.

      Mit energischen Schritten stampfte Schwester Hildegard auf Vincenz zu und zog ihn am Ohr hoch. Vincenz würgte. Erst jetzt begriff sie, dass er zu ersticken drohte.

      Sie schlug ihm auf den Rücken, aber auch das half nicht. Hilflos schaute sie umher, während Vincenz sich auf dem Boden zusammenkrümmte und immer schrecklichere Laute von sich gab. Es erinnerte an das Grunzen eines Schweins.

       Asmodi hilf!

      Mit vor Schreck geweiteten Augen starrte Lotte auf den Jungen. Das hatte er nicht verdient. Das nicht! Und schuld war allein sie, sie, sie …

      Immer mehr Kinder umringten ihn.

      »Es ist das Werk des Namenlosen!«, schrie Schwester Hildegard, und damit erschreckte


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