She - Vivienne, eine Frau auf Abwegen | Erotischer Roman. Evi EnglerЧитать онлайн книгу.
Impressum:
She - Vivienne, eine Frau auf Abwegen | Erotischer Roman
von Evi Engler
Evi Engler ist das Pseudonym einer bekannten Internetautorin, die im realen Leben erfolgreiche Managerin ist. In ihrer Freizeit und während Leerlaufzeiten am Arbeitsplatz entwickelt und schreibt sie Geschichten. Als Vorgesetzte und leuchtendes Vorbild so vieler Frauen, darf sie sich Ausflüge in die ausgefallenen Winkel des menschlichen Miteinanders offiziell nicht erlauben. Da sie darauf nicht verzichten möchte, durchlebt sie sie in der Fantasie, schreibt sie auf und lässt ihre Leser daran teilhaben.Alle Geschichten sind bodenständig, als wären sie tatsächlich geschehen. Sie packen den Leser und nehmen ihn mit. Sie schildert so anschaulich, dass man meint, selbst mitten im Geschehen zu sein. Aus verständlichen Gründen muss sie diese hocherotischen Geschichten heimlich veröffentlichen. Darum ist ihr Pseudonym so gewählt, dass niemand hinter ihr Geheimnis kommen kann, obwohl es in ihren Geschichten mehr als einen handfesten Bezug zu ihrer Person gibt.Der Tenor in all ihren Büchern ist stets der gleiche. Ihre Geschichten strotzen von Lebensfreude und guter Laune. Sie legt Wert darauf, den Leser glücklich zu stimmen, ihn am Ende des Buches froher gelaunt zu sehen als zu Beginn.Bisher waren ihre Werke nur einem kleinen Kreis von Interessierten zugänglich, nun präsentiert sie sich der breiten Öffentlichkeit.
Lektorat: Marie Gerlich
Originalausgabe
© 2019 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © sergios @ shutterstock.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783964770004
www.blue-panther-books.de
Vivienne
Über die Anzahl der Jahre, die sie mit ihrem Mann verbracht hatte, dachte sie nicht nach. Die genaue Zahl verdrängte sie, wollte sie nicht wissen. In gewisser Weise verleugnete sie ihr Alter.
Sie war sich sehr wohl bewusst, dass die euphorische, lustvolle Zeit, die sie zu Beginn der Beziehung zu ihrem Mann durchlebt hatte, der Vergangenheit angehörte. Das Exzessive war unwiderruflich aus der Verbindung verschwunden.
Stattdessen traten die Verbundenheit mit ihrem Mann, das wortlose Verstehen, das blinde Vertrauen und das Wissen um die gegenseitigen Vorlieben und Eigenarten in den Vordergrund. Der gegenseitige Respekt wurde von ihr nicht nur als Ersatz für die jugendliche Spannung gesehen. Sie empfand vielmehr, dass dieses gereifte und erst im Laufe von zwei Jahrzehnten gewachsene Zusammengehörigkeitsgefühl das Eheleben zu etwas Einzigartigem erhob. Zu einer zuverlässigen und berechenbaren Gemeinschaft, die sie beide ausfüllte und zufrieden machte.
Sie fand, dass sie eine wundervolle Ehe führten.
Die bedingungslose Zuneigung, die ihren Mann und sie verband, das scheinbar grenzenlose Wissen um den anderen, machte ihre Ausflüge doppelt spannend.
Ein untrügliches Anzeichen, dass sich etwas anbahnte, war das steigende Interesse für wildfremde Menschen, was auch ihrem Mann nicht verborgen blieb. »Was glotzt du den Kerl da an? Kennst du den oder willst du ihn kennenlernen?« Mit diesen Bemerkungen machte ihr Mann sie oftmals erst darauf aufmerksam, dass ein Großereignis bevorstand, weil sie sich in seinen Augen anders benahm als sonst. … anders als gewöhnlich!, dachte sie abseits jeder Selbstkritik und musste kichern. Gewöhnlich war für sie ein Schimpfwort. Sie benahm sich manchmal gewöhnlich, wahrscheinlich, weil es von jeher ein Tabu für sie gewesen war, sich gewöhnlich zu benehmen. Sie schöpfte einen Großteil der lustvollen Abenteuer daraus, dass sie sich ganz bewusst gewöhnlich benahm.
»Soll ich dich bekannt machen oder kennst du ihn schon?«, bohrte ihr Mann ungehalten nach. Er wurde jedes Mal von Eifersucht gepackt, wenn sie sich für andere Männer interessierte.
Sie hätte ihn gern gefragt, ob er sich vorstellen könnte, mit dem Mann und ihr …?
Aber sie ließ es, denn sie hätte ihm nicht klarmachen können, dass niemand zwischen sie und ihn treten könnte. Egal, was passierte – sie gehörte zu ihm, denn sie war seine Frau. Seine Eifersucht war die reinste Energieverschwendung.
Die Sehnsucht nach dem Ungeplanten, Unorthodoxen und Ungehörigen beunruhigte sie bereits kurz nach der Pubertät. Es waren die gleichen Wünsche, Sehnsüchte und frivolen Gedanken wie jetzt.
In ihrem Mann hatte sie damals einen Partner gefunden, der mit ihr das lebte, was sie sich vorstellte. Der mit ihr gemeinsam die Experimente – die verrückten, die ordinären, die, die sie sich erträumt hatte – durchführte und unglaublichen Lustgewinn daraus zog. Diese Zeit war jedoch seit der Geburt der Kinder vorbei. Die Sehnsucht nach den wilden Zeiten war ihr geblieben, sie traute sich jedoch erst seit der Geburt ihrer Enkeltochter, sie erneut auszuleben.
Eines dieser Erlebnisse hatte sie mit ihm zusammengeführt. Seinen Namen kannte sie nicht, jedoch konnte sie seine Stimme und seinen Geruch jederzeit in der Erinnerung erneut aufleben lassen, als wäre er gegenwärtig. Die Gedanken an dieses besondere Ereignis erregten sie über die Maßen und machten sie automatisch heiß. Beinahe unbewusst rieb sie die Schenkel aneinander, sobald sein Bild vor ihrem inneren Auge auftauchte. Dieses Ereignis ruhte an dominanter Stelle in ihrer Erinnerung, tief eingegraben und unlöschbar. In dieses Abenteuer flüchtete sie sich, sobald sie Langeweile verspürte, wenn sie nicht schlafen konnte, wenn sie irgendwo warten musste oder ihr aus einem anderen Grund langweilig war.
In den Momenten genoss sie es, in diesem einzigartigen Abenteuer zu schwelgen und vor sich selbst damit zu protzen. Dass sie sich das getraut hatte! Eine Ungeheuerlichkeit, die sie leider mit niemandem teilen konnte.
Die erregende Stimmung, in die sie die Rückerinnerung versetzte, versuchte sie mit allen Mitteln zu verheimlichen. So erlebte sie die Hitze im Unterleib, die warmen Wangen heimlich und ausschließlich für sich allein.
Für diese Erinnerungen lohnte sich definitiv jede Gefahr!
Damals war sie seit Tagen von diesem wohlbekannten, gleichermaßen gefürchteten wie ersehnten Gefühl beeinflusst worden. Es ging von diesem dunklen Punkt in ihrem Charakter aus, den sie meistens leugnete, der jedoch mit der Zeit mehr und mehr Macht über sie gewann. Es war sinnlos, dagegen anzukämpfen. Die Hitze musste abgebaut werden und da gab es nur einen Weg.
Sie flüchtete sich in die Jugendkneipe, die sie immer dann aufsuchte, wenn sie wegen der bereits verronnenen Lebenszeit zu verzweifeln begann. Dort bekam sie das Gefühl vermittelt, jung zu sein. Sie beobachtete die jungen Leute, fühlte sich in sie hinein und empfand nach und nach mit ihnen. Sie wusste dann genau, wie sich die kichernden jungen Dinger fühlten, die ihre Wirkung auf Männer gerade erst entdeckten, aber kaum Vorteile daraus zogen. Sie reizten sie, mehr oder weniger unbewusst, wussten jedoch mit dem in Flammen stehenden Mann nichts oder nur wenig anzufangen. Vielleicht weil sie in der Sexualität unerfahren oder gehemmt waren, weil Konventionen oder Anstand sie hemmten oder sie sich einfach nicht trauten, das auszuleben, wonach es sie verlangte.
Sie saß gedankenverloren am Fenster, hielt die große Cappuccino-Tasse in beiden Händen, trank hin und wieder daraus und stierte blicklos zwischen den Schlucken über den Tassenrand hinaus durchs Fenster.
Plötzlich nahm sie ihn wahr, wie er draußen stand in dem eleganten Mantel, genau in ihrem Blickfeld, ohne zu wissen, wie lange sie ihn schon anstarrte. Er reagierte mit einem Lächeln, als sie den Blick fokussierte und ihn bewusst wahrnahm. Sie zuckte zusammen und zappelte erschreckt und verlegen herum. Er neigte lächelnd den Kopf, kehrte um, betrat die Kneipe und kam an ihren Tisch.
»Hallo!« Da stand er und schaute sie milde lächelnd an.
Sie fühlte sich hilflos, durchschaut und ausgeliefert. Dass er die Lösung der beklemmenden Anspannung bewirken könnte, glaubte sie nicht. Dazu waren ihre Verlegenheit und Unsicherheit zu groß. Sie fühlte sich außerstande, diese Begegnung in ihrem Sinne zum Erfolg zu bringen. Sie fand sich kleinlaut und schüchtern wie ein Mädchen, das man bei etwas Unrechtem ertappt hatte. Sie wartete auf seine Reaktion und hoffte, er würde gehen, um die peinliche Situation zu beenden. Er erwischte sie in einem Moment der Schwäche, daraus würde nichts Gutes