PetPlay | Erotischer Ratgeber. Arne HoffmannЧитать онлайн книгу.
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PetPlay | Erotischer Ratgeber
von Arne Hoffmann
Arne Hoffmann, geboren 1969 in Wiesbaden, hat nach seinem Studium der Literatur- und Medienwissenschaft bereits mehrere Dutzend Sachbücher und Erzählbände zum Thema Sexualität veröffentlicht. Sein Schwerpunkt dabei ist erotische Unterwerfung. Besonders gern vermittelt er Neulingen und Anfängern die Freude an dieser und anderen ungewöhnlichen Spielarten der menschlichen Sexualität.
Lektorat: Marie Gerlich
Originalausgabe
© 2020 by lebe.jetzt, Hamburg
All rights reserved
Cover: sUs_angel @ istock.com
Umschlaggestaltung: Matthias Heubach
ISBN 9783964773258
www.lebe.jetzt
Liebe Leserin, lieber Leser,
Petplay hat heute einen ähnlichen Status, wie ihn SM-Erotik vor 30 bis 40 Jahren hatte: Die meisten Menschen dürften hier oder da mal gehört haben, dass es entsprechende Praktiken gibt, haben vielleicht sogar mal einen Artikel darüber gelesen, kennen sich damit aber kaum aus und finden es vermutlich eher sonderbar und bizarr. Glücklicherweise gibt es heute aber generell eine größere Aufgeschlossenheit auch für sexuelle Vorlieben, die man selbst nicht teilt. Das Motto »Jedem Tierchen sein Pläsierchen«, das gerade bei Petplay ausgesprochen gut passt, wird heute weniger mit Kopfschütteln und einem sarkastischen Unterton geäußert als noch im letzten Jahrhundert. Aber noch immer gibt es über Petplay so gut wie keine aufklärenden Sachbücher und schon gar keine informativen Ratgeber, ob und wie man selbst mit dieser Form von Erotik Spaß haben kann.
Hier möchte der vorliegende Ratgeber Abhilfe schaffen und den Blick für diese Spielart öffnen – wie auch schon die bisherigen Bände dieser Reihe. Auf den folgenden Seiten erfährst du, was Petplay genau ist, welche Varianten es gibt, warum es vielen Menschen große Lust bereitet und wie du dich eigenen Experimenten in diesem Bereich behutsam annähern kannst (oder mitten hineinspringen – ganz nach deinem Naturell). Du wirst lernen, wie du deinem Partner dabei helfen kannst, durch solche Aktionen Befriedigung zu erlangen. Wenn du also überlegst, ob Petplay auch etwas für dich wäre, dürfte dir dieses Buch weiterhelfen. Aber auch wenn du dich lediglich darüber informieren möchtest, was es mit diesem ungewöhnlichen Faible auf sich hat, bist du hier richtig.
Dabei gilt bei diesem Buch noch mehr als bei den anderen Ratgebern dieser Reihe, dass die Inhalte als sinnvolle Tipps und Gedankenanregungen gemeint sind, nicht als feste Regeln nach dem Motto »So wird’s gemacht!« Während schon bei den gängigeren Spielarten der Erotik sehr viel von den persönlichen Vorlieben der Betroffenen abhängt, gilt das beim Petplay ganz besonders. Viele Petplayer lehnen jegliche »Regelbücher« strikt ab oder finden, dass man solche Bücher »seinem Hund zum Fressen geben« sollte. Der Grund dafür: Zum einen ist, wie du noch sehen wirst, die Bandbreite der verschiedenen Spielarten beim Petplay besonders groß, und zum anderen wird Petplay besonders stark mit der Vorstellung von persönlicher Freiheit verbunden. Das überrascht, wenn man an Hunde denkt, die man an der Leine führt, oder an Ponys, die an die Kandare genommen werden, aber ob man sich darauf einlässt, hängt ja immer von der freien Entscheidung der betreffenden Spieler ab.
In erster Linie richtet sich dieser Ratgeber an heterosexuelle Menschen, die an erotischem Petplay interessiert und nicht bereits Vollprofis in diesem Bereich sind, sondern vielleicht sogar gerade erst hineinschnuppern. Eher extreme Themen wie die Frage, ob man auf Dauer und rund um die Uhr in eine Pet-Rolle fallen kann, behandelt dieses Buch also nicht.
Das ist schon alles, was es vorab zu sagen gibt. Jetzt wünsche ich dir viel Spaß beim Lesen und der Umsetzung. Auf dass du immer in der Rolle geliebt wirst, in der du gern sein möchtest, um glücklich und befriedigt zu sein.
Was ist Petplay?
Die Frage, was genau man eigentlich unter »Petplay« versteht, lässt sich eigentlich ganz einfach beantworten: Es handelt sich um eine Form des erotischen Rollenspiels, bei dem (mindestens) einer der Beteiligten die Rolle eines Tieres annimmt – oft nur für ein kurzes Spiel, manchmal auch für längere Zeit. Manche Petplayer kostümieren sich entsprechend und finden sich mit Gleichgesinnten zu Gruppen (»Rudeln«, »Herden« etc.) zusammen. Obwohl es so einfach sein könnte, gibt es eine Reihe von Missverständnissen rund um den Begriff »Petplay«. Aber auch wenn man diese Missverständnisse auflöst, zeigt sich, dass eine saubere Definition nicht so einfach ist.
Das Missverständnis, das sich am schnellsten aus dem Weg räumen lässt, entsteht allein durch den Namen: »Petplay« hat in aller Regel überhaupt nichts mit echten Tieren zu tun. Petplayer distanzieren sich entschieden davon, und in etlichen von mir gesichteten Beiträgen zu diesem Thema ließ sich nichts dergleichen finden. Es mag Einzelfälle geben, die auch von echten Tieren erregt werden, aber das dürften nicht mehr Menschen sein als in der Allgemeinbevölkerung insgesamt. Nein, Petplayer fühlen sich von echten Tieren in der Regel überhaupt nicht erotisch angezogen.
Ebenso häufig weisen Petplayer darauf hin, dass sie nicht mit den sogenannten »Furrys« verwechselt werden möchten: Furrys interessieren sich für menschenähnliche Tiere wie Bugs Bunny oder Micky Maus und manche von ihnen verkleiden sich gern entsprechend. Aber bei den Furrys steht nicht das erotische Interesse im Vordergrund, sie erfahren durch ihr Faible keine sexuelle Befriedigung. Da es allerdings auch beim Petplay Menschen gibt, die sich zum Beispiel gern als Hund verkleiden, ohne dass dies zwangsläufig zu sexuellen Aktivitäten führen muss, sind hier die Grenzen schon nicht mehr ganz so streng gezogen.
Schließlich wird Petplay, beispielsweise auch von Wikipedia, ganz selbstverständlich den Varianten von BDSM-Spielen zugeordnet, also als eine Form von Sadomasochismus gesehen. Wie es zu dieser Einordnung kommt, ist nachvollziehbar: Auch bei SM-Spielen gibt es einen »Herrn«, auch dort wird der unterwürfige Partner oft als Tier behandelt, wird angeleint, in einen Käfig gesteckt und etwa mit der Reitgerte bestraft, bekommt ein Halsband umgelegt, muss aus einem Napf essen und so weiter. Die Verknüpfung von Petplay und SM ergibt also durchaus Sinn – aber nicht immer: Es gibt nämlich zahlreiche Petplayer, die in ihrer Tierrolle nicht die geringste Lust darauf haben, unterworfen, gedemütigt oder bestraft zu werden, sondern stattdessen zum Beispiel nur verwöhnt werden oder sich austoben möchten – manchmal gemeinsam mit anderen Petplayern. Es gefällt ihnen einfach, auf allen vieren herumzukriechen, gestreichelt und liebevoll gefüttert zu werden. Die Vorstellung, ihren Herrn als echten Gebieter wahrzunehmen, wäre ihnen ebenso fremd, wie sie es für den Comic-Kater Garfield wäre. Und schließlich gibt es Petplayer, die in die Tierrolle gehen, dabei aber dominant statt unterwürfig auftreten.
Trotzdem gibt es fließende Übergänge zwischen Petplay und SM. Das wird auch anhand anderer Praktiken deutlich, die zum Petplay gehören können:
Das »Tier« wird von seinem Herrn ähnlich erzogen und ausgebildet wie ein Sklave von seinem Herrn.
So wie einem Sklaven durch einen Knebel die Kommunikation erschwert werden kann, darf sich ein Petplayer nur mit Geräuschen wie »Wuff!« oder »Miau!« äußern. Auch verschiedene Formen von Knebel-Ersatz, beispielsweise ein Maulkorb oder eine Trense, sind beim Petplay üblich.
Viele Petplayer erleben ihre Reduzierung auf die Stufe eines Tieres als lustvolle Demütigung – insbesondere wenn sie so vor Dritten zur Schau gestellt werden. Erniedrigend sind häufig auch Verbote, Möbel zu benutzen, die Notwendigkeit, vielleicht sogar vor anderen Menschen pinkeln zu müssen wie ein Tier, oder dazu abgerichtet zu werden, »Stöckchen zu holen«. Diese Lust an der Demütigung teilen viele SM-Liebhaber.
Im Zusammenhang mit »Tierzucht«-Spielen kommt es zu Praktiken wie Keuschhaltung und Orgasmuskontrolle, wie man sie auch von SM-Aktionen kennt.
Ein Element des Petplay, das sich im SM-Bereich nicht findet: Viele Petplayer spielen gern mit demselben Spielzeug wie echte Tiere. Hier wird die Lust daran, die Rolle des verantwortungsvollen Menschen zu verlassen, nicht mit Leiden als Bestrafung verknüpft.
Nicht zuletzt gibt es auch Petplayer, die beispielsweise