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Waco 5 – Western. G.F. WacoЧитать онлайн книгу.

Waco 5 – Western - G.F. Waco


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Waco – 5 –

      Der Mann ist groß, schwer, hat ein eckiges Gesicht und seltsam flimmernde Augen. Seit Stunden schon hat sie ihn gesehen. Er ist ihr nachgeschlichen, wohin sie auch immer ging in dieser Stadt voller Mormonen.

      »Warte«, sagt er heiser und rauh. »Warte!«

      Rachel Mendan kann sich sekundenlang vor Schreck nicht rühren. Aus den Augenwinkeln sieht sie Gwendolin Templars Gesicht. Das sechzehnjährige Mädchen an ihrer Seite wird kreidebleich und starrt den Mann wie einen Teufel an.

      »Wie heißt du?« fragt der Mann mit seiner tiefen, heiseren Stimme. »Antworte, wie heißt du?«

      Plötzlich schwindet die Furcht in Rachel. Dafür meldet sich der Zorn. Es ist keine Art, von irgendeinem wildfremden Mann angesprochen zu werden. Aber der Mann ist Mormone. Hier leben fast nur Mormonen.

      Ruhig wendet sich Rachel um, will auf den Wagen steigen und spürt plötzlich den Griff am Arm. Es ist ein so harter Griff, daß sie leise aufstöhnt und sich auf die Lippen beißt.

      »Antworte«, sagt der Mann finster, »wenn ich etwas frage. Dein Name, wo wohnst du? Antworte, sonst…«

      »Lassen Sie los, Mister«, gibt Rachel zornig zurück. »Loslassen, oder ich rufe um Hilfe!«

      Der Druck wird stärker, der Mann, lacht, als sie aufstöhnt.

      »Antworte, ich will es!«

      Er ist verrückt, denkt Rachel, mein Gott, er muß verrückt sein. Der Kerl bricht mir den Arm. Wie kann ein Mann, der so gut angezogen ist, so brutal sein?

      Die Furcht ist wieder in ihr, und sie sagt leise und gepreßt:

      »Mendan – Rachel Mendan. Ich wohne mit meinen Leuten draußen an den Hanselbergen an einem Bach. Mein Gott, lassen Sie mich los, Mister! Ich rufe um Hilfe.«

      »Dann ruf doch«, sagt er spöttisch und starrt sie von oben bis unten Zoll für Zoll an. In diesem Augenblick hat Rachel das Gefühl, von den Blicken dieses Mannes ausgezogen zu werden.

      »Niemand wird dir helfen, denn ich bin ein Graines… Zach Graines. Was du hier siehst, gehört alles uns – das Land und diese Stadt.«

      Es ist unheimlich, daß sich gleich darauf seine Worte bestätigen. Eine Gruppe Männer und Frauen kommt vorbei. Jeder sieht, daß Graines das Mädchen am Arm gepackt hält, aber kein Mensch sagt etwas. Sie grüßen nur mit seltsamer Scheu, diese Leute. Dann gehen sie weiter, als wenn nichts ist.

      »Also merk dir meinen Namen«, sagt Graines leise lachend. Er lacht wie ein Teufel und starrt Rachel wieder so an, als nähme er Besitz von ihr. »Merke ihn dir gut, Rachel. Wir sehen uns noch.«

      Plötzlich läßt er sie los und geht ohne ein weiteres Wort davon. Mit zitternden Knien steigt Rachel Mendan auf den Wagen und bemerkt kaum, daß Gwendolin Templar sich neben sie setzt.

      »Fahr doch, Rachel«, stöhnt Gwendolin. »Mein Gott, fahr aus der Stadt. Der Mann ist wahnsinnig – hast du seine Augen gesehen? Fahr doch endlich. Ich will den Kerl nie wiedersehen!«

      *

      Schritte sind hinter Rachel Mendan zu hören. Dann taucht die hagere, große Gestalt von Matt Mendan auf. Der alte Mann hat seit dem Tod von Frau und Sohn weißes Haar. Er geht gebeugt.

      »Nun, ich wollte einmal nach dir sehen, Tochter«, sagt er mit seiner tiefen, ruhigen Stimme. »Gegen Abend wird es soweit sein, daß Logans Haus das Dach bekommt. Dann ist er mit seinen sechs Kindern endlich wieder im eigenen Haus. Nat Templar und ich haben ihm geholfen.«

      Er sieht auf seine blonde Tochter und stützt sich auf den Stiel einer Axt.

      »Gwen hat da etwas erzählt«, sagt er plötzlich wie nebensächlich. »Euch hat ein Mann belästigt?«

      »Ich sagte ihr doch, sie solle nichts sagen«, erwidert Rachel und legt die Seife beiseite. »Dad, er hat uns nicht belästigt. Er war nur etwas seltsam.«

      »Er soll dich angefaßt und sich nach deinem Zuhause erkundigt haben«, murmelt der Alte. »Mormone – ich mag keine Mormonen, Tochter.«

      »Dad, ich doch auch nicht. Machst du dir etwa Sorgen wegen dieses Graines?«

      »Ja«, erwidert der Alte und sieht über den Bach und die Büsche hinweg. »Du bist alles, was ich noch habe. Und ein Mormone…«

      »Aber, Dad, ich denke doch nicht an einen Mormonen«, antwortet Rachel lachend. »Ich denke nie an einen Mann – und wenn, dann nur an dich. Geh, Dad, wir haben ganz andere Sorgen.«

      »Sicher«, sagt er und sieht sich suchend um, um dann mit zwei Hieben einen armstarken, geraden Ast zu kappen. »Unser Haus wird auch bald fertig sein. Nächste Woche sind wir bis zum Dach.«

      Er bleibt, als wolle er noch etwas sagen, unschlüssig stehen. Dann schultert er den Ast und entfernt sich, um über die Schulter zu sagen:

      »Komm bald, das Essen ist in einer halben Stunde fertig.«

      »Ja, Dad.«

      Was er nur denkt, grübelt Rachel Mendan, wäscht das nächste Hemd und nimmt sich dann eine Hose vor. Ich und einen Mann? Es gibt hier keinen Mann für mich, ich bin auch noch viel zu jung.

      Etwas stört sie plötzlich. Sie hebt den Kopf, weil sie sich beobachtet fühlt. Ihr Vater ist fort.

      Es ist ihr, als sähe sie einen Geist. Sie hat während der letzten beiden Tage kaum noch an die Begegnung in der Stadt gedacht – an jenen seltsamen Mann mit den hellblauen Augen und dem herrischen Wesen.

      In diesem Augenblick sieht sie ihn. Und es ist wieder so wie vorgestern, daß er da ist und sie ihn nicht gehört hat. Vielleicht hat das Plätschern des Wassers beim Waschen die Huftritte übertönt. Vielleicht ist sie auch zu sehr in Gedanken gewesen.

      Sie sieht das Pferd und den Mann auf dem Braunen, einem hochbeinigen, schweren Scottlander mit hellgelber Mähne. Das Pferd steht unmittelbar neben den Büschen am anderen Ufer. Und der Mann sitzt auf ihm wie ein grober Klotz. Es ist sein Blick, der Rachel jäh aufstehen und den hochgerafften Rock, der nicht ins Wasser geraten sollte, herabzerren läßt.

      Zack Graines, der Mormone, hat die Arme gesenkt und die Fäuste auf das Sattelhorn gestemmt. Das Zaumzeug seines Pferdes ist mit Silbernägeln verziert, genauso der Sattel. Er sagt nichts, starrt sie nur auf seine seltsame, unverschämte Weise über den Bach hinweg an.

      Im nächsten Augenblick teilen sich rechts und links von Graines die Büsche. Zwei Männer, ähnlich gekleidet wie Graines, erscheinen auf ihren Pferden und halten. Auch sie starren Rachel Mendan an. Dann sagt der Mann links, dessen strohgelbes Haar unter dem flachkronigen Hut hervorsieht:

      »Das ist sie also. Nun gut, Zach, du hast keinen schlechten Geschmack.«

      Der andere Mann, ein breitschultriger, finster blickender Bursche, stülpt die Lippen auf und pfeift einmal durch die Zähne.

      »Nicht schlecht«, sagt er halblaut. »Wirklich, nicht schlecht.«

      Rachel Mendan blickt mit dem Ausdruck von Abscheu zu den drei Männern. Damn rafft sie hastig die Wäsche zusammen, wirft sie in den Bottich und dreht sich resolut um. Das unheimliche Gefühl aber bleibt, obwohl sich hinter ihr in den ersten Sekunden nichts rührt. Sie hat den Eindruck, als drücke sich ihr ein brennendes Schüreisen in den Nacken. Dann hört sie jenen strohblonden Mister sagen:

      »Groß gewachsen, auch ganz geschickt, glaube ich. Sie wird zupacken können, Zach.«

      »Ja, sie hat starke Gelenke«, erwidert der andere Bursche, als hätte er ein Kalb besichtigt oder ein Pferd vorgeführt bekommen. »Ihre Hände sind fest.«

      Im nächsten Augenblick gehen hinter Rachel die Hufe an. Das Planschen des Wassers sagt Rachel Mendan, daß die drei Männer ihr folgen. Dennoch blickt sie sich nicht um, nur ihr Zorn meldet sich jetzt, auf diese infame, unverschämte Art angestarrt und betrachtet worden zu sein wie eine Ware.

      Sekunden darauf ist das braune Pferd neben ihr. Silbernägel blinken in der Sonne, und Zach Graines beugt sich aus dem Sattel.

      »Geben Sie den Bottich her, ich nehme ihn mit!« sagt er mit seiner


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