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Das Erbe der Macht - Band 23: Engelsfall. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.

Das Erbe der Macht - Band 23: Engelsfall - Andreas Suchanek


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Rakun klar. »In der alten Zeit wurde hier eine Schlacht ausgetragen.«

      Shairi erinnerte sich daran, die Schriften studiert zu haben. Überall hatten die dunklen Heerscharen versucht, ihren Stand zu behaupten. Jedes Siegel war tausendfach mit Blut erkauft worden, und dann, endlich, hatte der Wall erschaffen werden können. In den letzten Tagen des gefallenen Königreichs.

      »Aber welches der Reiche war dieses hier.« Shairi sah sich aufmerksam um.

      »Spielt das eine Rolle?«, fragte Rakun. »Die Siegel lassen niemanden hinaus. Das wäre zu gefährlich. Sie konnten nicht zulassen, dass etwas vom Anbeginn – das lebt – in unsere Welt zurückkehrt.«

      Und so waren all jene Reiche versiegelt worden, in denen der Wall nicht wirkte.

      »Damit sind wir gefangen«, schloss Kenon, was ihn jedoch nicht zu beunruhigen schien. »Der Preis für unser Überleben.«

      »Ich bewundere dein sonniges Gemüt, mein Freund.« Rakun legte ihm die Hand auf die Schulter, drückte leicht zu. »Doch dir ist der Ernst der Situation nicht klar.«

      »Hier gab es einst ein Hochreich, nicht wahr?« Er streifte Rakuns Hand ab.

      »Es ist im Krieg gefallen, wie alle.«

      »Dann erbauen wir es eben neu.«

      Selbst Shairi musste schmunzeln. »Und wie willst du das anstellen?«

      »Für den Anfang schlage ich vor, dass wir uns eine sichere Behausung suchen.« Er deutete auf den Horizont. »Die Stürme kommen nämlich näher.«

      Und genau das taten sie.

      Mit Kraftschlägen wurden Erdreich und Gestein herausgesprengt, bis tiefe Höhlen geschaffen waren. Dort brachten sie sich vor dem Sturm in Sicherheit, fanden Wasser und richteten sich ein.

      In den folgenden Tagen ging Shairi mit Kenon auf die Suche. Durch seine Gabe des Springens konnten sie weite Strecken zurücklegen.

      Schließlich fanden sie heraus, in welchem Reich sie gelandet waren.

      Ich erinnere mich.« Rakun schritt zwischen den Trümmerstücken umher.

      Kenon saß auf einem Stein und überblickte die Ebene. Die Ausläufer der Stadt waren zerstört, der Rest jedoch erhalten.

      »Erzähl es uns«, bat Shairi.

      Die anderen waren in den Höhlen zurückgeblieben.

      »Die Kinder des Himmels«, erläuterte Rakun, wobei er seinen beachtlichen Bart zwirbelte, »waren eines der zuverlässigsten Völker im Kampf gegen den Anbeginn. Vermutlich war das der Grund, weshalb die Horden einen Weg in dieses Reich fanden, angezogen von der Reinheit des Essenzkerns.«

      Der Rest der Welt hatte den Anbeginn durch den Wall längst vergessen, lediglich die dunklen Artefakte waren noch überall verstreut und erinnerten an den vergangenen Schrecken. Obgleich ohne Details.

      Nur wenige Magier in Iria Kon besaßen das Wissen über jene Zeit. Rakun als einer der Wissenswahrer gehörte ebenso dazu wie Shairi als Grenzgängerin zwischen den Reichen und Kenon, der als Springer grundsätzlich über alles informiert war, musste er doch in jeder Situation einen kühlen Kopf bewahren.

      »Die Kinder des Himmels rechneten nicht damit, in ihrem eigenen Reich attackiert zu werden. Ihre fliegenden Städte boten weite Angriffsflächen.«

      Bei den Worten des Weisen überfiel Shairi ein Schauer. Wie schrecklich musste es sein, wenn die Stadt, in der man sich gerade aufhielt, zu Boden krachte.

      »Wie viele davon gab es?«, fragte Kenon

      »Die sieben Städte der El-O-Hym«, erwiderte Rakun. »Zahlreiche Kämpfer sprachen von Hybris, als sie die Magie verankerten und mit dem Kern des Reiches verbanden.«

      »Sie besaßen Flügel.« Shairi erinnerte sich an einen der Texte, den sie kurz überflogen hatte. Das Volk der Lüfte hatte auf einer Zeichnung wie Engel aus den religiösen Schriften der Nimags gewirkt.

      »Die Strahlung des Essenzkerns hat sie verändert. Ich fürchte, auch uns wird das passieren.« Rakun schüttelte betrübt den Kopf.

      »Warum ist das schlimm?«, fragte Kenon. »Wäre es nicht toll, wenn wir über den Boden dieser Welt gleiten könnten?«

      Der Berater und Freund warf dem jüngeren Mann einen mitleidigen Blick zu. »Reicht es nicht, diesen Ort des Todes zu betrachten?« Er machte eine allumfassende Geste, die die Trümmerstadt mit einschloss. »Der Mensch – ob Magier oder Nimag – ist nicht dazu bestimmt, sich über den Erdboden zu erheben. Zumindest nicht über kurze Zauber hinaus.«

      »Sollen wir stattdessen in den Höhlen hausen und brachliegenden Boden bewirtschaften?«

      »Einstweilen ist es uns nicht gegeben, eine Entscheidung zu treffen.« Shairi versuchte, zwischen den beiden zu schlichten, wie sie es immer tat. »Das hier sind Trümmer, nicht mehr.«

      »Aber es gab sieben.« Kenon war nicht bereit, aufzugeben. »Und ich werde jede von ihnen finden.«

      Mit einem Plopp strömte die Luft an jene Stelle, an der er eben noch gestanden hatte.

      »Ihr solltet nicht immer wieder streiten«, bat Shairi. »Wir sind aufeinander angewiesen, wenn wir überleben wollen.«

      »Dein junger Freund sieht die kommende Zeit in leuchtenden Farben, will sich in die Lüfte erheben und die gleiche Hybris begehen, wie es die El-O-Hym taten.«

      »Und was willst du? Das Siegel brechen? Der einzige Weg zurück würde das fragile Gleichgewicht ins Wanken bringen. Der Wall mag den Anbeginn ins Vergessen getrieben haben, doch wir alle müssen dafür kämpfen, dass es so bleibt. Falls irgendwo auf dieser Welt Reste vom Anbeginn zurückgeblieben sind, dürfen sie niemals wiederkehren.«

      »Und genau deshalb sollten wir die Höhlen ausbauen.« Rakun nahm Shairis Hand in seine eigene. »Du hast uns alle gerettet, dein Wort hat Gewicht. Überzeuge die anderen mit mir.«

      Sie zog ihre Hand zurück. »Erst, wenn wir uns einen Überblick verschafft haben.«

      »Dann bleibt mir nur zu hoffen, dass Kenon seinen lächerlichen Plan aufgibt. Dieses Reich mag nicht allzu groß sein, doch die Städte waren weit im Himmel verteilt.«

      Sie nickte nur, zweifelte jedoch. Shairi kannte Kenon zu gut. Wenn sich der Springer einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, hielt er unabänderlich an seinem Plan fest. Das würde auch dieses Mal nicht anders sein.

      Gemeinsam mit Rakun machte sie sich auf den Rückweg. Die Trümmer der Stadt lagen in erreichbarer Fußweite. Kenon suchte längst den Himmel ab, sprang über weite Strecken und verband dies mit Flugzaubern.

      Sie erreichten die Höhlen, wo ein Teil der Magier bereits in Rakuns Sinne tätig war und Stollen in den Untergrund trieb. Wasser wurde umgeleitet, aus abgestorbenem Holz wurden Brücken auf Pfählen errichtet. Elementtransformationen erzeugten fehlende Materialien.

      Die Stadt unter der Erde wuchs bereits.

      Kenon blieb verschwunden.

      Aus einem Tag wurden zwei und schließlich drei. Shairi wollte eine Suchmannschaft zusammenstellen, da sie sich zunehmend Sorgen machte.

      Mitten im Schlaf wurde sie von einem Plopp geweckt.

      »Pst«, zischte Kenon.

      »Wo warst du?!« Shairi richtete sich auf.

      Die leuchtenden Wangen verrieten den Springer. »Ich habe sie gefunden.« Er konnte sich kaum zurückhalten. »Shairi, eine der Städte schwebt noch immer.«

      Sie musste nicht lange überlegen. »Bring mich dorthin.«

      Die Umgebung verschwand.

      Kenon brachte sie an den Rand einer fliegenden Stadt. Ihr wurde schwindelig, als sie von oben hinabblickte, auf eine dunkle Fläche.

      »Schau«,


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