Inselabenteuer. Von Schatzsuchern und Gestrandeten. Jonathan SwiftЧитать онлайн книгу.
Stevenson, Robert Louis; Defoe, Daniel; Swift, Jonathan; Verne, Jules; Melville, Herman: Inselabenteuer. Von Schatzsuchern und Gestrandeten. Die schönsten Abenteuergeschichten für Groß und Klein. Hamburg 2020.
ISBN: 978-3-95855-518-1
fabula Verlag Hamburg, 2020
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deut-schen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© fabula Verlag Hamburg, 2020
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Jonathan Swift
Gullivers Reisen
ISBN: 978-3-95855-981-3
fabula Verlag Hamburg, 2017
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I
Pope, Gay, Arbuthnot und Swift bildeten im »Scriblerus Club« des Jahres 1714 in London ein »Viermännerkomitee« des Witzes; sie kamen auf den Gedanken, gemeinsam das Leben des Martinus Scriblerus zu schreiben; auch Schriften dieses imaginären Herrn sollten verfaßt werden. Er war gedacht als eine Art Personifikation all dessen, was an der damaligen Gelehrsamkeit lächerlich war. Ohne Zweifel war Swift bei diesem gemeinsamen Werk die Aufgabe zuerteilt worden, die Reisen des Scriblerus zu beschreiben; aber der Plan als solcher scheiterte, weil der Klub sich auflöste und die Freunde sich in alle vier Winde zerstreuten. Nur die »Memoiren des Scriblerus«, in deren Autorschaft vor allem Arbuthnot und Pope sich teilten, erschienen 1741. Jene Reisen werden im 13. Kapitel erwähnt, und die Stelle beweist, daß in diesem Plan der Keim zu unserm Buch gegeben war.
Um das Jahr 1720 etwa nahm Swift den alten Gedanken wieder auf. In Briefen an Swift ist von ihm die Rede; und Miss Vanhomrigh (siehe Einleitung zum 3. Band der »Prosaschriften«) liest Teile des Manuskripts.
Man beachte, daß dies die Zeit ist, um die Swift in Irland seinen Riesenkampf für die Nationalität eines geknechteten Volks begann und führte: vielleicht liegt darin eine Erklärung der ungeheuren Sachlichkeit, mit der sich jenes Geplänkel auswuchs zum Duell um eines Einzelnen, den nichts als Beifall stützte, wider ein Ministerium und ein ganzes Volk. Erbitterung, Menschenhaß und zynische Verachtung schlugen in diesem Vulkan, als den wir Swift heute sehen, immer höhere Wogen und fanden schließlich ihren Ausfluß, ihren verheerenden Durchbruch in diesem Buch, das dasteht als ein Riesenmonument jener drei Empfindungen.
In den folgenden Jahren werden die Anspielungen in der Korrespondenz des Autors seltener. Aber 1725 begannen sie von neuem. Im Juli 1726 schreibt Bolingbroke (St. John) einen Brief an Swift, Pope und Gay als an die »drei Yahoos von Twickenham«.
Kaum aber war das Buch am 28. Oktober 1726 erschienen, so beginnt das Verleugnen. Eben die Freunde, die durch ihre Briefe bewiesen hatten, daß ihnen selbst Einzelheiten des Werks vom Verfasser mitgeteilt worden waren, ergehen sich nun in Vermutungen über die Autorschaft. Swift selber schreibt im November an Pope:
»Ich habe eben einen Brief der Mrs. Howard beantwortet, der in so mystischen Wendungen geschrieben ist, daß ich den Sinn niemals herausbekommen hätte, wäre mir nicht gleichzeitig ein Buch zugegangen, das sich »Gullivers Reisen« nennt, und von dem auch Sie in Ihrem Brief soviel reden. Ich habe das Buch gelesen und finde im zweiten Band mehrere Stellen, die offenbar zusammengeflickt und geändert sind; ich müßte mich sehr irren, oder der Stil wird da ein ganz anderer. Usw.«
Es war wohl schwerlich allein die Furcht vor den gefährlichen Folgen, die Swift zu dieser Heimlichkeit trieb. Ein Autor, der »Isaac Bickerstaff«, »M. B.«, den Tuchhändler, und »Samuel Gulliver« erfand und zu individuellen Persönlichkeiten ausgestaltete, um ihnen seine Werke in die Taschen zu schieben, muß eine groteske Freude darin gefunden haben, unbekannt den Erfolg zu kosten und nur den Beifall seiner Freunde zu genießen.
Aber jener zweite Passus des oben zitierten Briefes deutet schon darauf hin, daß nicht der treue Text gebracht worden war. Wie ging das zu?
Von allen Büchern, die Swift schrieb, ist dieses das einzige, das seinem Verfasser nachweisbar Geld einbrachte. Nun schreibt Swift in einem Briefe vom 12. Mai 1735 an Pulteney (s. »Prosaschriften« Bd. I, S. 337): »Ich habe nie durch irgend etwas, was ich geschrieben habe, einen Heller verdient, ausgenommen vor etwa 8 Jahren, und das lag nur an Herrn Popes klugen Verhandlungen in meinem Interesse.« Also war Pope derjenige, der sich unter dem Pseudonym von Richard Sympson verbarg1.
Die kurze Korrespondenz zwischen Pope und Motte, dem Verleger, die diese Verhandlungen beleuchtet, folge hier in wörtlicher Übersetzung.
London, den 8. August 1726.
Geehrter Herr!
Mein Vetter, Herr Samuel Gulliver, hat mir vor einiger Zeit ein Manuskript seiner »Reisen« anvertraut; was ich Ihnen schicke, ist ein Viertel, denn ich habe sie, wie Sie aus meiner Vorrede an den Leser erkennen werden, stark gekürzt. Ich habe sie vielen Leuten von großer Urteilskraft und trefflichem Verstand gezeigt, und sie sind überzeugt, daß sie einen guten Verkauf erzielen werden. Und obgleich einige Teile dieses und der folgenden Bände an ein oder zwei Stellen als ein wenig satirisch gelten können, so sind sie sich doch darüber einig, daß sie keinen Anstoß erregen werden; aber darüber müssen Sie selbst urteilen und den Rat Ihrer Freunde einholen; und wenn dann Sie oder Ihre Freunde andrer Meinung sind, so wollen Sie es mich wissen lassen, sobald Sie diese Blätter zurückgeben; ich erwarte, daß das in spätestens drei Tagen geschieht. Das gute Bild, das man mir von Ihnen entworfen hat, treibt mich, ein so wertvolles Objekt vertrauensvoll in Ihre Hände zu legen; und ich hoffe, Sie werden mir keinen Grund geben, es zu bereuen; in dieser Zuversicht wünsche ich auch, daß Sie diese Blätter keine Sekunde aus den Augen lassen.
Da der Druck dieser Reisen Ihnen wahrscheinlich großen Verdienst eintragen wird, so erwarte ich, als Bevollmächtigter meines Freundes und Vetters, daß Sie ein gebührendes Honorar dafür zahlen werden, denn ich weiß, daß der Verfasser den Verdienst für den Nutzen armer Seeleute bestimmt, und man hat mir geraten, Ihnen zu sagen, daß 200 Pfund die niedrigste Summe sind, die ich für ihn annehmen werde; sollte sich aber herausstellen, daß der Verkauf meiner Erwartung und meinem Glauben nicht entspricht, so soll alles, was, selbst nach Ihrer eigenen Angabe, als zuviel gezahlt gelten kann, treulich zurückgezahlt werden.
Vielleicht werden Sie finden, daß ich einem Kaufmann gegenüber merkwürdig vorgehe; doch da ich mit einem so großen Vertrauen Ihnen gegenüber, den ich doch nie auch nur gesehen habe, beginne, so scheint mir, als sei es nicht zuviel verlangt, daß Sie mir ein gleiches Vertrauen entgegenbringen;