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Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane. Frank CallahanЧитать онлайн книгу.

Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane - Frank Callahan


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Ritt durch die brennende Sonne eine Wohltat für seine Augen. Es dauerte allerdings ein paar Augenblicke, bis er sich daran gewöhnt hatte.

      Ein dicker kleiner Mann mit grauem Bart saß auf einem Stuhl hinter dem Tresen. Er hatte die Füße hochgelegt und die Augen geschlossen, aber er schlief nicht.

      „Suchen Sie etwas Bestimmtes, Mister?“, erkundigte er sich, ohne dabei auch nur mit den Augenlidern zu zucken.

      „Ich möchte etwas Munition kaufen“, erklärte Jesse Nelson.

      Der Dicke atmete laut hörbar aus und öffnete jetzt auch endlich die Augen. Gleich darauf kniff er sie jedoch wieder zusammen, so als wollte er Nelson ganz genau betrachten. Er musterte seinen Kunden zunächst einige Augenblicke lang wortlos und raunte dann: „Sie sind nicht von hier, was?“

      Mit umständlichen, etwas ungeschickt wirkenden Bewegungen erhob er sich von seinem Stuhl, der dabei zu Boden knallte. Ohne den Blick dabei von Nelson zu wenden, hob er ihn wieder auf.

      „Mit dem Zug gekommen?“, fragte er. „Auf der Durchreise?“ Aber er wartete Nelsons Antwort gar nicht erst ab, sondern fuhr fort: „Seit Stockton eine Eisenbahnstation hat, kommen viele Fremde hierher. Früher war das anders.

      Früher wusste man, wer dazugehörte und wer nicht. Heute kommen Leute zu mir in den Laden, die morgen nicht mehr da sind!“ Er zuckte mit den Schultern und machte eine hilflose Geste. „So ändern sich die Zeiten. Es sind auch eine Menge Halunken nach Stockton gekommen. Zwielichtige Typen: Spieler und solche Leute … So etwas hat es hier früher nicht gegeben. Einmal ist sogar jemand gekommen, der wollte hier ein Freudenhaus errichten.“

      Nelson zog die Augenbrauen in die Höhe.

      „Und?“

      Der Dicke grinste über das ganze Gesicht, wobei sich an seinen Augen Bündel von Falten bildeten. Es bereitete ihm sichtlich Vergnügen, diese Geschichte jemandem erzählen zu können, der sie noch nicht kannte.

      „Der Sheriff hatte bereits seine Erlaubnis gegeben.

      Wahrscheinlich ist er damals bestochen worden – so habe ich später jedenfalls gehört. Aber unser Reverend hatte etwas dagegen. Wir hatten ihn bis dahin immer für einen zahmen Mann gehalten, der zwar die Bibel auf Hebräisch lesen konnte, aber bei einem Gewehr nicht wusste, wo hinten und vorne ist. Doch da hatten wir uns in ihm gründlich getäuscht!

      Diese Sache ging ihm so sehr über die Hutschnur, dass er seine lange Sharps-Rifle aus dem Schrank holte – wir wussten gar nicht, dass er so etwas überhaupt besaß! – und dann den armen Fremden auf ganz unchristliche Weise verjagte! Wir haben nie wieder etwas von ihm gehört!“

      Der Dicke fand seine Geschichte so komisch, dass er laut loslachte.

      Nelson schwieg jedoch. Früher hätte er zaghaft mitgelacht, aber jetzt war das anders geworden, und so endete auch ziemlich abrupt das Lachen des Drugstorebesitzers.

      Er runzelte befremdet die Stirn.

      „Sie verstehen keinen Spaß, was, Mister?“

      Sie wechselten einen kurzen Blick. Dann wandte der Dicke sich ab und sah zur Seite.

      „Sie sagten, Sie wollen Munition kaufen.“

      „Ja.“

      „Welche Waffe, welches Kaliber?“

      Nelson sagte es ihm.

      Der Dicke öffnete eine Schublade und suchte Nelson das Gewünschte heraus. Dazu ließ sich Nelson noch einige Nahrungsmittel und etwas Kaffee auf den Tresen legen.

      „Woher, haben Sie gesagt, kommen Sie?“, fragte der Dicke dann, und Nelson überlegte, dass er es ihm ruhig erzählen konnte. Der Drugstorebesitzer kam sicher mit vielen Leuten zusammen. Vielleicht wusste er etwas über weitere Indianerüberfälle.

      „Ich komme jetzt von Jody Lawtons Farm“, erklärte er also.

      „Ah“, machte der Dicke. „Mrs. Lawton kenne ich. Sie kommt alle paar Monate mal mit dem Jungen in die Stadt.

      Meistens hat sie bei mir anschreiben lassen – jedenfalls solange sie noch kreditwürdig war. Sie hat es bestimmt nicht leicht da draußen!“

      „Vor drei Wochen ist die Farm von ein paar Apachen überfallen worden.“

      „Oh, mein Gott! Ist der armen Frau und dem Jungen etwas passiert?“

      „Nein. Sie sind wohlauf.“

      „Die Ranch von Loomis ist auch vor einiger Zeit überfallen worden! Warten Sie …“ Der Dicke machte ein angestrengtes Gesicht und zog die Augenbrauen zusammen.

      „Das dürfte um dieselbe Zeit gewesen sein. oh, ich weiß noch, der Sheriff hat …“

      „Hat es danach noch weitere Überfälle in der Gegend gegeben?“, unterbrach ihn Nelson, bevor der Dicke zu einer weiteren Geschichte ansetzen konnte.

      „Nein. Ich weiß nicht, aber wahrscheinlich werden sie sich wieder auf den Rückweg in ihre Reservation gemacht haben. Bei Loomis haben sie sich blutige Nasen geholt!“

      In diesem Moment vernahm Nelson Schritte hinter sich.

      Er wandte sich halb zur Seite und sah aus den Augenwinkeln, dass zwei Männer den Drugstore betreten hatten. Er kramte seine Geldbörse hervor und legte eine Münze auf den Tresen.

      „Hier“, sagte Nelson. „Ich hoffe, Sie können das wechseln.“

      „Kann ich“, erwiderte der Dicke. Während Nelson das Wechselgeld und die Munition einsteckte und Nahrungsmittel und Kaffee unter den Arm klemmte, kam der Dicke hinter seinem Tresen hervor und wandte sich an die beiden Männer, deren Blicke wie gebannt an Nelsons Geldbörse hingen.

      „Was wollt ihr denn schon wieder hier?“, schimpfte der Dicke und deutete dabei mit der Hand zur Tür. „Los, verschwindet! Ich weiß doch, dass ihr gar kein Geld in den Taschen habt, um etwas zu kaufen!“

      „Anschauen kostet doch nichts!“, meinte einer von ihnen.

      Der Dicke schüttelte den Kopf und lachte heiser.

      „Aber das, was ihr beim Anschauen mitgehen lasst, das kostet mich einiges! Also macht schon, dass ihr endlich wegkommt! Oder muss ich erst den Sheriff bemühen?“

      Die Männer winkten ab.

      „Ist ja schon gut! Wir gehen ja schon!“

      Sie trotteten murrend davon, und auch Nelson wandte sich zur Tür.

      24

      Nelson trat ins Freie und steckte die Sachen, die er im Drugstore gekauft hatte, in seine Satteltaschen. Dann nahm er die Zügel und schwang sich in den Sattel.

      Bevor er den Rückweg antrat, wollte er noch ein Glas Whisky trinken gehen. Unterdessen war auch der dicke Drugstorebesitzer nach draußen gekommen. Er kniff die Augen zusammen und blinzelte in die Sonne.

      Er schien sich vergewissern zu wollen, ob die beiden Männer, die er davongeschickt hatte, auch wirklich gegangen waren.

      „Reiten Sie jetzt zu den Lawtons?“, fragte der Dicke.

      „Ja.“

      „Dann grüßen Sie die Frau von mir. Sie hat mir immer etwas leid getan …“

      „Wo ist hier der nächste Saloon?“, fragte Nelson.

      „Sie können ihn eigentlich gar nicht verfehlen. Am schnellsten ist es, wenn Sie hier gleich rechts die Nebenstraße nehmen.“

      25

      Die Nebenstraße war tatsächlich sehr eng. Sie überhaupt als Straße zu bezeichnen war schon eine Übertreibung. Sie war eigentlich nichts weiter als eine Lücke zwischen zwei Häuserzeilen. Selbst ein nur mittelgroßes Fuhrwerk hätte hier


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