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Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane. Frank CallahanЧитать онлайн книгу.

Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane - Frank Callahan


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      Nelson war so in seiner wütenden Trauer versunken, dass er den Reiter, der über die Hügel herangeritten kam, zunächst gar nicht bemerkt hatte.

      Als er dann aufblickte, war er bereits ein gutes Stück heran.

      Im ersten Moment glaubte, Nelson, dass es jetzt zwangsläufig Ärger geben würde, und so schnellte seine Rechte wie automatisch zum Revolverholster an seiner Hüfte. Doch gleich darauf entspannten sich seine Sehnen wieder, und er nahm die Hand von der Waffe.

      Er erkannte den Reiter.

      Es war Jim Connally.

      Als er bis auf ein gutes Dutzend Schritt herangekommen war, zügelte er sein Pferd, grüßte freundlich mit der Hand und ließ sich dann aus dem Sattel gleiten.

      „Hallo, Jesse! Ich hätte nicht gedacht, dass uns unsere Wege so rasch wieder zusammenführen würden!“

      Der Cowboy schien sich ehrlich darüber zu freuen, einen Bekannten wieder getroffen zu haben.

      Jesse Nelsons Reaktion war dagegen sehr viel verhaltener.

      „Tag, Jim“, brummte er unfreundlich.

      Connally schob sich den Hut in den Nacken und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn.

      „Ich habe bei einem Rancher in der Gegend Arbeit gefunden“, berichtete er. „Im Augenblick bin ich auf der Suche nach Ausreißern …“

      „Wie heißt der Mann, für den du arbeitest?“

      „Dan McLeish.“

      Nelsons Züge verdüsterten sich.

      „Was du nicht sagst …“

      „Wieso, ist irgendetwas nicht in Ordnung?“

      „Wie man’s nimmt …“

      Connally blickte sich um und runzelte die Stirn. Sein Blick wanderte von den verkohlten Überresten der Scheune und des Wohnhauses zu den beiden Holzkreuzen, die Nelson errichtet hatte. Dann machte er ein betroffenes Gesicht und zog die Augenbrauen nachdenklich in die Höhe.

      „Dies ist ein merkwürdiger Ort. Was ist hier geschehen?“

      Nelson verzog wütend das Gesicht.

      „Dies war meine Farm!“, erklärte er mit erstickter Stimme. „Hier hat meine Familie gelebt. Wir hatten Schafe…“ Er schluckte. Dann machte er eine hilflose Geste mit den Händen. „Du siehst ja, was von allem geblieben ist!“

      „Wer hat das getan, Jesse?“

      Nelson warf Connally einen wütenden Blick zu.

      „Dan McLeish!“, fauchte er. „Der Mann, für den du dir nicht zu schade bist zu arbeiten!“

      „Ich habe von dieser Sache nichts gewusst, Jesse …“

      „McLeish wollte uns von hier vertreiben. Er hat bisher jeden vertrieben, der hier Schafe züchten oder Land abstecken wollte. Aber ich bin zäh, ich wollte nicht einfach so klein beigeben! So habe ich seinen Schikanen standgehalten, ohne mich dabei auf irgendeine Unterstützung verlassen zu können, denn der Sheriff ist ein Feigling, der nicht die Kraft hat, für Recht und Ordnung zu sorgen.“ Er ballte die Hände zu Fäusten, als er fortfuhr. „Eines Tages –ich war in New Kildare, um Besorgungen zu machen – griff dieser Schurke mit seiner Meute die Farm an. Meine Frau und meine Tochter wurden dabei ermordet.“

      „Das tut mir Leid, Jesse …“

      Connallys Stimme klang schwach und kleinlaut.

      „Schon gut, Jim. Du kannst nichts dafür!“

      „Was wirst du jetzt tun?“

      „Für Gerechtigkeit sorgen!“

      „Ich kann dich ja verstehen, aber ist das nicht Aufgabe des Sheriffs?“

      „Sheriff Duggan hat eine andere Auffassung von Gerechtigkeit als ich.“ Nelson zuckte mit den Schultern. „Ich werde die Sache also selbst in die Hand nehmen … Vor den möglichen Folgen habe ich keine Angst. Es ist nichts mehr da, was ich noch verlieren könnte, denn ich habe bereits alles verloren!“ Er deutete auf die Holzkreuze. „Nimm’s mir nicht übel, Jim, aber ich glaube, ich möchte jetzt etwas allein sein!“

      Connally nickte.

      „Verstehe ich.“

      „Gut.“

      „Mach keine Dummheiten, Jesse!“

      „Ich brauche keine Ratschläge, hörst du? Selbst von dir nicht!“

      „Schon gut, es war nicht so gemeint!“

      Connally wandte sich ab, nahm sein Pferd bei den Zügeln und schwang sich auf seinen Rücken.

      „Also dann, Jesse … Ich hoffe, dass wir uns das nächste Mal unter günstigeren Umständen treffen.“

      „Du gehörst zur Mannschaft von McLeish …“ Nelson zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich werden wir aufeinander schießen, wenn wir uns wiedersehen.“

      Aber Connally schüttelte energisch den Kopf.

      „Nein“, erklärte er entschieden. „Dazu werde ich es nicht kommen lassen!“

      50

      Connally brach seine Suche nach Ausreißern ab.

      Als er ein Stück geritten war, traf er Leary wieder, mit dem zusammen er aufgebrochen war.

      „Na, auch keinen Erfolg gehabt?“, fragte Leary freundlich, aber Connallys Gesicht blieb eisig. Leary runzelte die Stirn. „Was ist los?“

      „Ich reite zur Ranch zurück.“

      „Aber …“

      „Ein bisschen weiter südlich liegen die Trümmer einer Farm, Leary. Was weißt du darüber?“

      „Verdammt, Mann, was hat das mit den Ausreißern zu tun, die wir einfangen sollen?“

      „Warst du bei dem Überfall dabei?“

      Leary errötete und blickte zu Boden.

      „Ich habe dir doch mal erzählt, dass …“

      „Ich habe nun wirklich nichts übrig für diese verdammten Schafzüchter, aber mit dem, was dort geschehen ist, will ich nichts zu tun haben!“ Er zuckte mit den Schultern. „Du kannst ja meinetwegen weiter nach Ausreißern suchen. Aber ich arbeite nicht für einen Mörder!“

      Dann wandte er sich ab und trieb sein Pferd eilig vorwärts.

      Er ritt davon, ohne sich noch einmal umzublicken.

      51

      Als Connally die McLeish-Ranch erreicht hatte, traf er gleich auf Hendricks, den einäugigen Vormann. Ein halbes Dutzend Männer war noch damit beschäftigt, die Spuren des nächtlichen Brandanschlags zu beseitigen. Die Scheune war nicht mehr zu retten. Man musste sie ganz abreißen und neu errichten.

      Als Connally sein Pferd vor McLeishs Wohnhaus festmachte, eilte der Vormann herbei und baute sich mit drohender Gebärde vor ihm auf.

      „Was gibt’s, Connally? Schon fertig mit der Arbeit?“

      Connally achtete nicht auf den Einäugigen. Als er jedoch an ihm vorbei zur Tür des Wohnhauses gehen wollte, stellte Hendricks sich ihm in den Weg.

      „Hör zu, Connally, ich bin der Vormann und habe hier zu sagen, ob dir das nun passt oder nicht!“

      „Lassen Sie mich durch!“

      „Wohin willst du?“

      „Zum Boss.“

      „Was willst du von Mr. McLeish?“


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