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Elfenzeit 7: Sinenomen. Susanne PicardЧитать онлайн книгу.

Elfenzeit 7: Sinenomen - Susanne Picard


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den er als Krücke angesprochen hatte, hob die Schultern. »Bau mal einen. Vielleicht sehe ich sie dann ja auch.«

      Gelächter antwortete ihm. Mike presste die Lippen aufeinander, dann griff er in die Innentasche seiner Lederjacke und zog ein Päckchen mit Tabak und eine kleine Tüte heraus. Mit gesenktem Kopf machte er sich an die Arbeit.

      Nadja hätte ihn gern noch mehr gefragt, aber sie ahnte, dass er nichts weiter sagen würde, nicht, während die anderen dabei waren. Sie bedauerte das, denn eine weitere Gelegenheit würde sie wohl nicht bekommen.

      »Wie seid ihr eigentlich aus Island in die Tunnel gekommen?«, fragte Emma.

      »Island?«, fragte eine Frauenstimme jenseits des Feuers. »Da ist doch ein Vulkan ausgebrochen.«

      »Was weißt du darüber?« Annes Worte klangen nicht wie eine Frage, eher wie ein Befehl.

      Die Frau schien das nicht zu stören. Der Rauch verbarg ihr Gesicht. »Ich war eben oben«, sagte sie. »Da lief das in den Nachrichten. Ein Vulkanausbruch auf Island, bei dem aber nicht viel passiert ist und irgendwas mit einem Nebel, der aufgeklart ist.«

      »Teil der Klimakatastrophe«, sagte eine andere Stimme. »Irgendwann werden alle hier unten leben, weil es oben zu abgefuckt ist.«

      Zustimmendes Gemurmel antwortete ihm.

      Nadja achtete nicht darauf. Das waren gute Nachrichten. »Sie haben es geschafft«, sagte sie leise.

      »Jemand hat etwas geschafft.« Anne klang nachdenklich. Nadja fragte sich, ob sie mehr wusste, als sie preisgab.

      »Wir sollten gehen«, sagte sie zu Robert.

      »Darüber sprachen Anne und ich schon. Wir sind nur …« Er zögerte. »… nicht ganz einer Meinung.«

      »Dann reden wir jetzt alle darüber.« Nadja sah Emma an. »Könnten wir noch mal dein Zimmer haben?«

      Das Mädchen hob die Schultern. »Ist nicht mein Zimmer, sondern das von Toby. Aber der kommt nicht wieder.«

      »Und ob der wiederkommt«, sagte Krücke. »Seine Crew erzählt oben überall rum, dass er uns fertigmachen wird.«

      Nadja stand auf. Talamh schlief weiter in ihren Armen. Noch war er so leicht, dass sie ihn problemlos tragen konnte.

      Robert und Anne standen ebenfalls auf. Die Menschen rund um das Feuer hatten die Frage nach der Herkunft der Fremden bereits vergessen. Sie diskutierten lautstark über Toby, der, den Wortfetzen zufolge, die Nadja hörte, eine Weile bei ihnen gelebt hatte, aber rausgeflogen war, als er begann, Drogen im Bunker zu verkaufen.

      Anne betrat das Zimmer als Erste und blieb an der Tür stehen.

      Als wolle sie den Ausgang bewachen, dachte Nadja, als sie hinter ihr eintrat und sich auf das Feldbett setzte. Robert folgte ihr. Er stellte das Tablett mit den Tassen und den Kassettenrecorder beiseite, dann zog er den Hocker heran.

      »Anne und ich«, sagte er, »haben kurz darüber gesprochen, was wir als Nächstes tun sollten. Ich will zurück nach München. Das klingt jetzt vielleicht egoistisch.« Er fuhr sich mit der Hand über die Bartstoppeln an seinem Kinn. »Nein, es klingt sogar ganz bestimmt egoistisch, aber mein Roman erscheint bald, und die Vorabrezensionen sind so gut, dass der Verlag eine Reihe von Presseterminen angesetzt hat, die ich wahrnehmen sollte. Mein Pseudonym wird dabei gewahrt, was das Interesse auf die Spitze treibt.«

      Seine Mundwinkel zuckten. »Ihr wisst schon: mein geheimnisvoller Schattenriss in allen Feuilletons, der Roman besprochen auf 3SAT, ganze fünf Leser, aber der neue Stern am Literaturhimmel.«

      Nadja lächelte. »Ich freue mich wirklich für dich. Du hast hart dafür gearbeitet.«

      »Anne hat hart dafür gearbeitet. Als meine Muse führt man bestimmt kein einfaches …« Er schien Leben sagen zu wollen, unterbrach sich jedoch. »Dasein«, sagte er dann.

      Anne sah ihn an. Nadja fiel es schwer, die Gefühle in ihrem Blick zu lesen. Sie hatte sie und Robert noch nie zusammen erlebt, kannte Anne nur aus seinen Erzählungen. Sie hatte geglaubt, sie führten eine einseitige Beziehung, in der Robert liebte und Anne ihm nach und nach alles nahm – eines Tages wohl auch sein Leben –, aber das schien nicht ganz zu stimmen, das sah Nadja bereits nach dieser kurzen Zeit. Etwas verband die beiden, auch wenn sie noch nicht verstand, was es war.

      »Ich will ebenfalls nach Hause«, sagte sie. Das Cairdeas an ihrem Handgelenk gab ihr Hoffnung. »David ist bestimmt schon auf dem Weg, und Talamh wird dort in Sicherheit sein.«

      »Wieso glaubst du das?«, fragte Anne. Sie verschränkte die Arme vor dem Körper. »Viele Mächte wollen das Kind, jeder verspricht sich etwas von ihm. Du und David werdet es allein nicht beschützen können.«

      »Anne denkt«, sagte Robert, »dass es eine andere Lösung geben könnte. Hör ihr wenigstens zu, auch wenn es etwas gewagt klingt.«

      »Tara.« Anne ließ das Wort unvermittelt fallen. Nadja blinzelte überrascht. Einen Moment lang glaubte sie, sich verhört zu haben, doch dann sah sie Roberts gequält wirkenden Gesichtsausdruck.

      »Tara?«, wiederholte sie.

      »Bandorchu hat dort ihre neue Residenz aufgeschlagen«, erklärte Robert schnell.

      »Du willst meinen Sohn an einen Ort bringen, den Bandorchu beherrscht?« Mit jedem Wort empörte sie sich mehr darüber. »Hast du den Verstand verloren?«

      Die Beleidigung schien an Anne abzuprallen. »Bandorchu versucht, die Welten zu retten«, sagte sie. »Niemand außer ihr vermag das. Dein Kind spielt vielleicht eine wichtige Rolle dabei. Bandorchu …«

      »… wird Talamh nicht anfassen!« Nadja stand auf. Ihre Stimme klang gepresst. Der Gedanke, ihr Sohn könne der Dunklen Frau in die Hände fallen, entsetzte sie. »Niemals, verstehst du? Niemals!«

      Robert hob die Hände. »Beruhige dich. Anne meint es nicht so, wie es klingt. Lass uns in Ruhe darüber reden.«

      Anne trat neben ihn. Nadja fühlte sich bedroht von der Front, die beide bildeten. Ihr Blick glitt zur offenstehenden Tür und dem flackernden Feuerschein dahinter.

      »Nein«, sagte sie, während sie die Arme fester um Talamh schloss. »Wir werden nicht darüber reden. Ich kenne Anne nicht. Ich weiß nicht, was sie plant, aber ich dachte, ich kenne dich, Robert. Stimmt das? Kenne ich dich noch?«

      Bei der letzten Frage zuckte er zusammen. Emotionen glitten in schnellem Wechsel über sein Gesicht. Nadja sah Scham und Schuldgefühle. Er sah aus wie ein Dieb in der Nacht, der plötzlich in gleißendes Licht getaucht wurde und wusste, dass er nicht mehr fliehen konnte.

      »Also nicht«, sagte sie. Die Worte schmeckten bitter.

      »Nein, du missverstehst das. Es geht um etwas, dass ich dir schon eben sagen wollte.« Robert stand auf. Es sah aus, als wolle er zur Tür gehen, aber Nadja ließ ihn nicht so weit kommen. Mit der Schulter stieß sie ihn zurück, dann drückte sie Talamh gegen ihre Brust und lief los. Aus dem Augenwinkel sah sie ihn gegen Anne prallen, dann hatte sie den Raum auch schon verlassen.

      »Nadja! Warte!«, rief Robert ihr nach, aber sie blieb nicht stehen.

      Emma drehte den Kopf, als Nadja sich dem Feuer näherte. »Was ist los?«, fragte sie.

      »Wo geht es raus?«

      Mike zeigte wortlos auf einen breiten Gang. Nadja griff nach einer Taschenlampe, die auf einem Hocker lag, und lief weiter. Emma stand auf, versuchte aber nicht, sie aufzuhalten.

      »Was ist denn nur los?«, rief sie ihr nach.

      Nadja tauchte in die Dunkelheit des Gangs ein. Der Lichtkegel der Taschenlampe glitt über Scherben und Müll. Nadja lief, bis Talamh in ihren Armen zu weinen begann. Dann blieb sie schwer atmend stehen, schaltete die Taschenlampe aus und lauschte in die Dunkelheit. Formen tanzten vor ihren Augen. Irgendwo tropfte Wasser. Schritte hörte sie keine.

      Sie war allein.

      Nadja wiegte Talamh in ihren Armen.


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