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Lucias heiße Nächte - Anonym


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      Anonym

Lucias heiße Nächte

      Lucias heiße Nächte

      Copyright © 2017 Zettner Verlag

      All rights reserved

      ISBN: 9788711717851

      1. Ebook-Auflage, 2017

      Format: EPUB 3.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Zettner Verlag und Autors nicht gestattet.

      1

      „Schlafen! — Mit einem Mann schlafen! — Mit mehreren Männern schlafen! — Mit vielen Männern schlafen! — Mit einer Frau schlafen! — Mit vielen Frauen schlafen! — Warum kann man nicht alles zugleich tun? Vielleicht kann man?“

      Lucia bemerkte, daß ihr Gegenüber — Gentleman, älteres Semester — sie aufmerksam musterte. Sie schaute auf ihre rechte Hand, die wie ihre linke auf der Armlehne lag. Die Hand zitterte. Langsam und ohne die Bewegung zu verwischen, führte sie die linke Hand hinüber und legte sie auf die rechte. Auf ihrer Oberlippe bildete sich ein Schweißfilm. Lucia beherrschte sich nur mühsam. Ihr Inneres war ein Chaos.

      Lautlos nannte sie alle Ausdrücke, die sie kannte. „Ficken bummsen vögeln pudern Liebe machen lutschen kauen blasen wichsen“, man hätte keine Seite damit füllen können.

      Hatte sie nun die Lippen bewegt oder nicht? Ihr Gegenüber lächelte süffisant. Sollte er sie verstanden haben? Und wenn schon! Er wäre nicht der Letzte, dem in den nächsten Monaten das Grinsen vergehen würde.

      Die Maschine zog einen großen Bogen über das tiefblaue Meer, kam in Schräglinie. Die Tragflächen bebten. Die Sonne brach sich in gleisenden Reflexen auf dem Metall.

      Lucia war entschlossen. Zwei Jahre hatte sie gebraucht, um endlich sicher zu sein. Das Zittern der Hand, der Schweiß in den rasierten Achselhöhlen, das verkrampfte Denkschema — ficken bummsen vögeln Liebe machen — das alles würde sich geben, lösen, sich erlösen. Es war nicht mehr wichtig. In Wirklichkeit bereits überwunden. Zurückgebliebene Kindheit. Kindlichkeit. Gleich war es soweit. Der Strich gezogen, der Schnitt getan.

      Die Maschine von Mailand setzte pünktlich um zwölf Uhr fünfzehn auf. Rimini aeroporto. Please follow me. Betont langsam nahm Lucia die linke Hand wieder zurück. Die rechte war völlig ruhig. Behutsam tupfte sie mit einem Tuch den Schweiß von der Oberlippe, bewegte die Zehen, schaute ihrem Gegenüber kalt in die Augen.

      „Arrivederci, Signore! Es war mir ein Vergnügen, mich von Ihnen betrachten zu lassen!“

      Seine Augen zuckten verständnislos. Die Maschine rollte aus.

      Die beiden Koffer waren nicht schwer, das Taxi zu teuer, die Sonnenglut auf der Nationale unerträglich, obwohl es erst Ende Mai war.

      „Bis Riccione Sud zweitausendfünfhundert, Signora!“

      „Zweitausend! Glaubst du, ich kann nicht lesen?“

      „Sie sprechen gut Italienisch, Signora.“

      „Ich bin keine Touristin. Fahren Sie schneller!“

      Der Rest der Fahrt verlief schweigend. Die alte Nationale war kurvenreich, voller Steigungen und Gefälle.

      „Riccione Sud, Signora! Man sagt auch Riccione abessinia. — Prego?“ „Viale Gramsci. Hotel Lungomare. — Sagen Sie, kann man hier auch ein Haus mieten, ein villino?“

      „Schwierig, Signora. Die guten Häuser sind meist schon ein Jahr im voraus bestellt. Was jetzt frei ist, ist abbruchreif. Aber eine Empfehlung: Sehen Sie dort das große Appartementhaus, schräg hinter der Kirche, gleich am Strand? Da sind immer apartamenti frei, kleine, große, je nach Geldbeutel!“

      „Danke für den Tip.“ Der Wagen rollte auf den Kies, einen Augenblick schien es, als wolle der Fahrer durch die gläserne Hotelfassade gleich vor die american bar fahren.

      „Die Koffer, Signora, bitte sehr!“

      Das Zimmer lag im sechsten Stock, der Blick ging aufs nahe Meer hinaus. Es war ein Doppelzimmer, aber man hatte es ihr zum Preis nur eines Bettes überlassen. In der Vorsaison. konnte man sich erlauben, großzügig zu sein. Lucia packte aus, zog sich aus, ging ins Bad.

      Abschätzend warf sie einen Blick rundum, befriedigt. Für sechstausend Lire im Mai konnte man schließlich etwas erwarten. Sie fand das Bad geräumig, ausreichend bestückt. Die Armaturen schienen vergoldet zu sein. Prüfend strich sie mit der Fingerkuppe über den breiten Hahn oberhalb der Wanne. Der Wandspiegel war sicher zwei Meter hoch.

      Lucia betrachtete sich. Der Spiegel war scharf und auf Hochglanz poliert, reichte bis zum marmornen Boden. Sie nahm die Arme hoch, verschränkte die Hände im Nacken unter den taillenlangen kohlschwarzen Haaren. Die Musterung verlief von unten nach oben.

      Die Füße — Schuhgröße 39 — lang, schmal, fast mager. Hoher Spann, gerade Zehen, oval gefeilte Nägel. Kein Horn, keine Rötung, nur der blaßrosa Nagellack. Die Waden aufwärts strebend, muskulös, ohne die Muskeln besonders hervortreten zu lassen. Die Knie schmal. Die Oberschenkel verliefen in sanftem Schwung in das kräftige Gesäß. Die schwarzen Venushaare auf Zentimeterlänge kurz geschnitten.

      „Warum sagen diese blöden Spießer immer Schamhaare? Weil dort die Scham ist?“ Lucia drückte den Unterleib ein wenig vor. „Dort ist nichts, wessen man sich zu schämen hatte, wessen ich mich zu schämen hätte!“

      Behutsam griff sie mit beiden Händen zwischen ihre Beine und schob die äußeren Lippen auseinander. Hellrot leuchteten die Innenseiten. Nur zum Spaß fuhr sie ein paarmal über den oberen kleinen Punkt. Ein angenehmer Schauder lief ihr über den Rücken. Das Becken war vielleicht ein wenig zu ausladend. Der Nabel oval, klein. „Schade, man müßte sich in den Nabel ficken lassen können! Eine ungenutzte Öffnung.“

      Die Taille sehr schmal, sehr straff, kein Fältchen. Der Busen groß zwar, aber fest. Den BH-Test hatte sie bestanden: Ein Bleistift oder etwas ähnliches wird unter eine Brust geklemmt — fällt er nicht auf den Boden, sollte man einen Büstenhalter tragen! Lucia trug nie einen Büstenhalter. Die Höfe groß, dunkelbraun, mit stets steifen, langen Spitzen. Pullis machten ihr manchmal Schwierigkeiten. Sie rieben so rauh an den unbedeckten Nippeln, daß sie einmal im Taxi zum Orgasmus gekommen war.

      Die hochgereckten Achseln glatt, haarlos, jungfräulich. — Lucia war keine Jungfrau, wenn auch absolut unerfahren. Ein bißchen Petting am Strand von Ostia. Carlo hatte so unerfahrene Finger damals. Sie war richtig wütend gewesen. Am Strand von einem dummen Jungen mit einem dummen Ringfinger entjungfert zu werden, welche Blamage!

      Vorbei, vergessen! Ohne jede Bedeutung jetzt, wie das Zittern ihrer Hand im Flugzeug, der Schweiß ihrer Achseln, der Krampf schmutziger Worte. In Zukunft würden diese Worte nicht mehr schmutzig sein. Ab heute würde eine Votze keine Liebesgrotte, sondern eine Votze sein. Ab heute würde ein Schwanz kein Geschlechtsorgan, sondern schlicht ein Schwanz sein. Und eine Klitoris ein Kitzler und ein Anus ein Arschloch und eine Brust eine Titte und ficken würde endlich ficken heißen und nicht beischlafen oder gar Geschlechtsverkehr!

      Die schmalen Hände mit den langen Fingern und den überlangen Nägeln — im gleichen Farbton wie die Fußnägel lackiert — unter dem locker fallenden Haar. Das Kinn, mal rund, mal spitz, das konnte sie variieren, wie sie wollte. Der Mund groß, mit vollen Lippen.

      „Niemand sagt Gesichtslippen oder Kopflippen. Jeder sagt Lippen und die sind im Gesicht. Welch ein Quatsch! Die im Gesicht sind Lippen und die anderen sollen Schamlippen sein! Der Schamlippen soll ich mich schämen. Weil sie von einem Schwanz, also einem tabu, einem Geschlechtsteil aufgestoßen werden. Und die Kopflippen? Die Gesichtslippen? Die nehmen kein Geschlechtsteil auf, saugen nicht an Schwänzen, schlucken keinen Samen? — Sie tun es. Hoffentlich oft. Jeden Tag. Jede Stunde. Ab jetzt. Ab sofort. Wenn jetzt der Empfangschef ins Zimmer kommt, um sich zu erkundigen, ob ich zufrieden bin, werde ich ihn verführen.“

      Die Nase römisch. Klein, mit typischer Rundung. Die Augen groß, dichte Wimpern. Die Brauen begannen an der Nasenwurzel schmal, führten hoch


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