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Der neue Dr. Laurin Box 2 – Arztroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der neue Dr. Laurin Box 2 – Arztroman - Viola Maybach


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grinste nur und betrat das Café der Klinik, das sehr schön war. Ihr blick fiel auf einen jungen Mann, der mit starrem Blick aus dem Fenster sah. Er musste etwa so alt sein wie sie selbst. Einer plötzlichen Eingebung folgend ging sie auf ihn zu und fragte: »Kann ich mich zu dir setzen? Du siehst so aus, als könntest du eine kleine Aufmunterung gebrauchen.«

      Er wandte ihr so langsam den Kopf zu, als bereitete ihm diese kleine Bewegung die größten Schwierigkeiten. Dann sagte er: »Ich habe heute Morgen erfahren, dass ich einen Hirntumor habe, der nur schwer zu operieren ist. Aber das spielt eigentlich keine Rolle, weil ich mich sowieso nicht operieren lasse. Ich werde also blind ­werden, unter unerträglichen Kopfschmerzen leiden und eines Tages an einem epileptischen Anfall sterben. Der Tumor wächst nämlich schnell. Da kann man hoffen, dass es kein allzu langes Leiden wird.«

      Das alles sagte er ohne dramatischen Unterton und ohne jegliche Einleitung oder Vorbereitung. Selina ließ sich langsam auf den Stuhl neben ihm sinken. Ihr Mund war trocken geworden während seiner kurzen Rede. Er musste der Patient sein, von dem ihre Tante ihr am Tag zuvor erzählt hatte. Sie hatte nicht angenommen, dass von jemandem in ihrem Alter die Rede gewesen war, sie hatte eher an jemanden von Ende zwanzig, Anfang dreißig gedacht – da war man ja auch noch ›sehr jung‹, wie Tante Linda gesagt hatte. Wie würde sie sich fühlen mit so einer Diagnose? Sie konnte es sich nicht einmal vorstellen.

      »Wieso willst du dich nicht operieren lassen?«, fragte sie. »Stehen die Chancen auf Erfolg so schlecht?«

      »Die Ärztin meint, sie könnte es schaffen, aber darum geht es nicht. Ich lege mich nie wieder auf einen Operationstisch.«

      »Nie wieder? Was ist denn passiert?«

      Er wandte sich endgültig vom Fenster ab und ihr zu. Sein Gesicht gefiel ihr, vor allem seine blauen Augen, trotz ihres traurigen Blicks. Sie hätte ihn gern lachen oder wenigstens lächeln sehen. Er hatte auch einen schönen Mund – und dichte blonde Haare. Eine vorwitzige Locke fiel ihm in die Stirn. Er sah sehr jung und sehr verletzlich aus.

      »Ich habe die Geschichte noch niemandem erzählt«, sagte er.

      »Du musst sie mir auch nicht erzählen, wenn du nicht willst.«

      Sein Blick veränderte sich. Jetzt erst schien er sie richtig zu sehen. »Du bist sehr hübsch«, sagte er leise.

      »Was hat das damit zu tun?«

      »Nichts. Alles. Noch kann ich dich sehen, deine schwarzen Haare, die dunklen Augen, dein schönes Lächeln. Aber das wird bald vorbei sein.«

      »Erzähl mir deine Geschichte«, bat Selina.

      »Erst musst du mir deinen Namen sagen. Ich kann einer fremden Person nicht erzählen, was damals geschehen ist.«

      »Selina.«

      Er wiederholte ihren Namen. »Das klingt schön«, sagte er. »Ich bin Miro.«

      »Das klingt auch schön.«

      Er nickte. »Ich war acht«, sagte er dann, »als ich eines Tages ziemlich überstürzt ins Krankenhaus musste – mein Blinddarm hatte sich entzündet, der Kinderarzt hatte meine Bauchschmerzen für eine harmlose Magenverstimmung gehalten. Es eilte, die Ärzte hatten Angst, dass es zu einem Durchbruch kommen könnte. Das ist offenbar sehr gefährlich, weil sich dann Eiter in den Bauchraum ergießt. Noch heute sterben Menschen, weil ihre Blinddarmentzündung zu spät erkannt wird.«

      Er machte eine Pause, Selina drängte ihn nicht. Sie hoffte nur, dass ihre Tante nicht auftauchte, bevor sie das Ende dieser Geschichte gehört hatte.

      »Ich wurde also ziemlich schnell in einen Operationssaal gebracht, bekam eine Narkose – und dann merkte ich irgendwann, dass etwas nicht stimmte. Ich bin aufgewacht, während der Operation. Die Narkose war nicht stark genug gewesen. Sie hatten es so eilig gehabt, dass ein Fehler passiert war.«

      Selina stockte der Atem. »Du bist während der Operation aufgewacht?«

      »Ja. Zuerst war das nicht so schlimm, aber dann, mit einem Schlag, spürte ich wahnsinnige Schmerzen. Das war so schlimm, dass ich angefangen habe zu brüllen. Du kannst dir vorstellen, was für ein Chaos da ausgebrochen ist. Es hat insgesamt nicht sehr lange gedauert, bis sie mich wieder eingeschläfert hatten, und sie haben hinterher tatsächlich versucht, mir einzureden, dass ich mir das nur eingebildet habe. Aber eine OP-Schwester hat die Vertuschungsversuche nicht mitgemacht und vor Gericht ausgesagt. Das Krankenhaus ist verklagt worden, sie mussten Schadenersatz leisten. Seit damals ist mir klar, dass ich mich nie mehr operieren lassen werde.«

      »Hast du das mal einem Psychologen erzählt?«

      »Ja, als Kind habe ich mehrmals mit einem geredet, aber viel genützt hat es nicht.«

      »Aber jetzt geht es um dein Leben«, sagte Selina. »Wer sollte dich operieren?«

      »Dr. Erdem. Sie ist sehr nett, ich mochte sie sofort. Sie hat überhaupt nicht versucht, mir und meinen Eltern etwas vorzumachen. Es hat mir richtig leidgetan, dass sie dachte, es sei ihre Schuld, dass ich mich nicht operieren lassen will. Aber ich konnte es ihr nicht sagen.«

      »Komischer Zufall«, sagte Selina. »Sie ist meine Tante, ich bin mit ihr verabredet, wir wollen zusammen essen gehen.«

      »Hat sie dich geschickt, damit du mich bearbeitest?«

      »Spinnst du? Woher sollte sie denn wissen, dass du hier bist?«

      Miro antwortete nicht.

      »Darf ich dir jetzt auch eine Geschichte erzählen?«, fragte Selina.

      Er nickte stumm.

      »Meine beste Freundin in der Grundschule hieß Annika. Sie war neun, als die Ärzte bei ihr einen Hirntumor entdeckt haben, der als kaum zu operieren galt. Mehrere Spezialisten lehnten den Eingriff ab – die Erfolgschancen waren zu gering, und sie wollten sich ihren guten Ruf nicht verderben. Ich bin weinend zu meiner Tante Linda gelaufen und habe ihr gesagt, dass sie Annika retten muss, weil ich sonst mit meiner Freundin zusammen sterben würde.«

      Selina machte eine Pause, in der sie versonnen aus dem Fenster sah. »Wir waren neun, wie gesagt, und natürlich hatten wir uns ewige Freundschaft geschworen. Nichts im Leben würde uns jemals trennen können. Meine Tante sah sich die Aufnahmen an, sie studierte sie mehrere Tage lang, und dann sagte sie, sie sei bereit Annika zu operieren. Es war wie bei dir: Eine Operation war ihre einzige Chance, gesund zu werden. Es gab keine Garantie für gutes Gelingen, aber es gab eine Chance.«

      Als sie erneut schwieg, sagte Miro: »Ich nehme an, es ist gut gegangen – sonst hättest du mir die Geschichte wohl kaum erzählt.«

      »Ja, es ist gut gegangen, und Annika ist immer noch meine beste Freundin. Sie hatte panische Angst vor der OP, aber ich hatte ihr versprochen, die ganze Zeit in der Nähe zu bleiben und an sie zu denken. Ich war auch bei ihr, als sie aufgewacht ist. Das vergesse ich nie: Wie sie die Augen aufgeschlagen und zuerst ein bisschen verwirrt geguckt hat. Und dann hat sie meinen Namen gesagt. Wir sind Schwestern, für immer.«

      »Aber sie war nicht während der Operation aufgewacht und hat gebrüllt vor Schmerzen.«

      »Nein, aber sie war erst neun und wusste schon, dass es im Operationssaal um ihr Leben oder ihren Tod gehen würde. Sie hatte wahnsinnige Angst, hat sie aber überwunden.«

      »Ich wüsste gar nicht, wie ich meine Angst überwinden sollte. Ich muss mir die Situation nur vorstellen, schon bricht mir der Schweiß aus und ich bekomme Herzrasen.«

      Sie griff über den Tisch hinweg nach seiner Hand. »Du wirst sterben ohne Operation«, sagte sie ganz ruhig. »Vor einer halben Stunde kannte ich dich noch nicht, aber jetzt weiß ich: Ich will nicht, dass du stirbst. Ich würde dich gern näher kennenlernen, aber dazu müsstest du am Leben bleiben.«

      Er hielt ihre Hand fest. »Du kannst ziemlich überzeugend sein, Selina. Aber ich …«

      Sie ließ ihn nicht ausreden. »Wenn du jetzt sagst, dass du mich nicht näher kennenlernen möchtest, glaube ich dir nicht.«

      Daraufhin blieb er stumm.


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