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Atlan 67: Planet der Überflüssigen - Kurt Mahr


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      Nr. 67

      Planet der Überflüssigen

      Sie kapern ein Schlachtschiff – und verlassen das Paradies der Alten

      von Kurt Mahr

      Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der United Stars Organisation schreibt man Ende August des Jahres 2841.

      Dieses 29. Jahrhundert ist eine Zeit, in der die solare Menschheit oder die Menschheit von den Welten der ersten Siedlungswelle wieder nach den Sternen greift und sich weiter im All ausbreitet. Es ist eine Zeit der großen Erfolge und großen Leistungen – es ist aber auch eine Zeit voller Gefahren und unerwarteter Entwicklungen.

      Eine solche unerwartete Entwicklung für das Solare Imperium beginnt sich auf Poloa Hoa abzuzeichnen.

      Poloa Hoa, der zweite Planet des Tavitey-Systems, ist eine paradiesische Welt, auf der 58 Millionen ehemalige Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Solaren Flotte ihren Lebensabend verbringen.

      Viele der Bewohner Poloa Hoas sind unzufrieden, obwohl ihre Lebensumstände nach galaktischem Standard die denkbar besten sind. Aber Männer und Frauen, von denen manche 100 Jahre lang in aktivem Flottendienst gestanden haben, lassen, sich nicht mit normalen Maßstäben messen. Sie wollen weg von Poloa Hoa – weg vom PLANETEN DER ÜBERFLÜSSIGEN ...

      Die Hauptpersonen des Romans

      Salin Edmere – Ein »Verräter« wird gerichtet.

      Enro Callighan – Verwaltungschef des Planeten der Pensionäre.

      Tony Wu – Callighans Assistent.

      Zyklo, Bindar und Tarzan – Verschwörer des »Inneren Kreises«.

      Koet Peranat – Ein Oberst a.D. hat einen Plan.

      Hoyn Taihu – Überwachungsoffizier der HYPERION-DELTA.

      1.

      Das grelle Licht brannte ihm in den Augen, und die harte, kalte Stimme hämmerte unbarmherzig auf ihn ein. Allmählich begann Salin Edmere zu glauben, dass es dem Mann jenseits der Lampe ernst war, und die Angst trieb ihm den Schweiß auf die Stirn.

      »Du hast verraten!«, dröhnte die Stimme des Unbekannten. »Du hast deinen Eid gebrochen!«

      All dies ist heller Wahnsinn, dachte Salin Edmere verzweifelt. Die Organisation ist ein Klub für alte Leute – für mich, zum Beispiel. Sie spielen ein bisschen Politik und entladen dabei ihre Spannungen. Damit die Sache echter erscheint, geben sie sich eine Satzung, in der viel von Treue, Verrat, Freiheit und Tod die Rede ist.

      Und dann kommt plötzlich einer und nimmt die ganze Sache ernst ...!

      »Hören Sie mir doch nur mal einen Augenblick lang zu«, krächzte Salin. Er hatte einen trocknen Mund. Er hätte eine halbe Monatspension für ein einfaches Glas Wasser gegeben. »Ich komme mir hier vor wie in einem Narrenhaus.«

      »Ich weiß«, unterbrach ihn die Stimme, die ihren Ursprung irgendwo hinter dem grellen, erbarmungslosen Lichtkreis hatte. »Du dachtest, es wäre alles nur ein Spiel. Aber als du in den Inneren Kreis aufgenommen wurdest, sagte man dir, dass es unter Umständen ernst werden könnte, nicht wahr?«

      »Unter Umständen ...«, gestand Salin Edmere hilflos.

      »Der Umstand ist eingetreten«, wies ihn die herrische, kalte Stimme zurecht. »Du erhieltest deinen ersten Auftrag und versagtest. Man stellte dich zur Rede. Du hättest keine Entschuldigung. Du lachtest. Man warnte dich und gab dir einen zweiten Auftrag.«

      »Einen Menschen zu fangen und ihn zu quälen!«, rief Salin Edmere, der sich an das Entsetzen erinnerte, das er empfunden hatte, als man ihm den Auftrag gab.

      »Dein Auftrag lautete, Informationen zu beschaffen«, korrigierte ihn die Stimme. »Der Mann, der die Informationen besaß, wurde dir als einer beschrieben, aus dem selbst mit Geld nichts herauszuholen ist. Du würdest also zu anderen Mitteln greifen müssen, sagte man dir.«

      »Aber quälen ...?!«

      »Du verschriebst dich der Organisation mit Leib und Seele, Salin Edmere!«, dröhnte die Stimme. »Und bei der ersten Gelegenheit, ein bisschen von deiner Seele zu geben, fällst du um und verrätst deine Genossen.«

      »Ich habe niemand verraten!«, protestierte Salin.

      »Nein, du kamst nicht dazu, den Verrat auszuführen. Das ist nicht dein Verdienst. Unsere Spezialisten, die deinen Radiokom überwachten, merkten rechtzeitig, worauf du aus warst, und unterbrachen die Verbindung.«

      Salin widersprach nicht. Er war zu müde, um überzeugend lügen zu können. Ja, er habe die Behörden darauf aufmerksam machen wollen, dass die Organisation ihn ausgesandt hatte, einen der höchsten Beamten der Paradieswelt zu kidnappen und ihn unter Anwendung von Psi-Verhörmethoden auszuhorchen. Die Verbindung war kaum hergestellt, da fing sein Radiokom plötzlich an zu rauchen und zerschmolz. Er hatte die Schrift an der Wand richtig gedeutet, aber die Häscher der Organisation waren schneller als er. Er hatte seine Sachen noch nicht gepackt, da drangen sie in sein kleines Haus ein und nahmen ihn fest. Und jetzt saß er hier. Er wusste nicht, mit wem er sprach. Er kannte nicht viele Männer des Inneren Kreises, und besonders der Kommandeur des Inneren Kreises, der diese Kerngruppe der Organisation mit eiserner Faust regierte, war ihm ein völlig Unbekannter.

      Man nannte ihn das Harte Proton.

      War die Stimme, die er hörte, die Stimme des Harten Protons? Befand sich der Mann in eigener Person dort jenseits des Lichtkreises, am anderen Ende des Tisches?

      »Dein Schweigen spricht dich schuldig!«, donnerte die Stimme. »Was steht, nach der Satzung der Organisation, auf Verrat?«

      »Der Tod«, antwortete Salin Edmere dumpf.

      »Das ist dein Urteil!«

      Salin Edmere war ein Mann, der in den fast fünfzehn Jahrzehnten seines Lebens dem Tod öfter als einmal ins Auge gesehen hatte. Er war, wie so viele andere in den Ruhestand versetzte Soldaten der terranischen Raumflotte, auf diese Paradieswelt gekommen, um die restlichen Jahre seines Lebens in Frieden und Beschaulichkeit zu verbringen. Und, wiederum wie so viele andere, war er nach den ersten zwei Jahren ruhelos geworden, hatte begonnen, die Aufregungen des Flottendienstes und die Verantwortung, die er einst getragen hatte, zu vermissen. Deswegen hatte er sich der Organisation angeschlossen. Er hatte sie für einen Verein gehalten, dessen Zweck es war, die aus Frustration erwachsenen Spannungen und Komplexe der pensionierten Flottensoldaten durch Gruppentherapie zu heilen. Niemals hatte er auch nur eine Sekunde lang den Verdacht gehabt, dass den blutrünstigen Worten der Satzung der geringste Ernst unterlag.

      Jetzt, in diesen Augenblicken, wurde er eines Besseren belehrt, und die Todesangst griff nach ihm mit würgender Hand.

      »Gib mir noch eine Chance«, stieß er hervor. »Ich habe die ganze Sache bislang nicht richtig verstanden. Ich will doch dasselbe, was ihr alle wollt. Ihr braucht mich nicht umzubringen, mein Gott, ich mache alles, was ihr sagt. Nur lasst mich am Leben.«

      »Du sprichst wie eine Memme!«, höhnte die Stimme. »Und einer Memme können wir nicht trauen. Die Satzung verlangt deinen Tod.«

      »Nein!«, schrie Salin in letzter Verzweiflung.

      Danach war es eine Zeitlang still. Schließlich begann die Stimme von neuem, diesmal ruhiger und ohne Hohn:

      »Du wirst alles tun, was man von dir verlangt?«

      »Ich verspreche es«, brach es aus Salin Edmere hervor, als er sich voller Inbrunst an das bisschen Hoffnung klammerte, das die Frage des Unbekannten ihm zu versprechen schien. »Alles tue ich, alles!«

      Erneutes Schweigen. Dann:

      »Wir wollen es noch einmal mit dir versuchen, Salin Edmere!«

      Salin


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