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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Susanne SvanbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Susanne Svanberg


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sich finden.« Davids Optimismus gewann wieder die Oberhand. Irgendwie würde das Problem Anja bestimmt zu lösen sein. Sicher würden ihm mit der Zeit so stichhaltige Argumente einfallen, dass sich Grit einer Überweisung der Kleinen in ein Heim nicht länger widersetzen würde.

      »Dann sehen wir uns morgen. Rufst du mich an?« Grit hatte jetzt den dringenden Wunsch, das luxuriöse Heim ihres Verlobten so rasch wie möglich zu verlassen. Sie ekelte sich fast vor ihm. Liebte sie ihn vielleicht doch nicht so sehr, wie sie immer geglaubt hatte?

      Grit hatte plötzlich Angst. Angst, den größten Fehler ihres Lebens zu begehen. Die Papiere waren eingereicht, der Hochzeitstermin stand fest. Es gab kein Zurück mehr.

      »Okay, Schätzchen!« David war sehr zufrieden mit sich und kippte schon wieder einen Whisky. Als er das Glas absetzte, deutete er mit den Lippen einen Abschiedskuss an. Doch Grit erwiderte diese Geste nicht. Fast fluchtartig verließ sie den modernen Bungalow.

      *

      Seit jenem unglücklichen, nächtlichen Zwischenfall auf der Pferdekoppel waren die älteren Kinder von Sophienlust auffallend still. Auch ihr Appetit hatte merklich nachgelassen. Nur Waldi hatte keinen Schuldkomplex und fraß begeistert die jetzt so üppigen Reste.

      »Bitte, spielt doch Versteck mit uns«, bettelte Heidi und hüpfte an Pünktchen hoch.

      »Wir haben noch zu lernen.« Pünktchen sah auf Nick, als erwarte sie von ihm eine Bestätigung.

      »Ist doch gar nicht wahr. Ihr habt eure Bücher schon eingepackt.«

      »Na schön, euch zuliebe«, meinte Nick gnädig.

      Heidi klatschte übermütig in die Händchen. Schon im nächsten Augenblick stimmten alle Kleinen von Sophienlust ein Freudengeschrei an. Wenn Nick und die älteren Kinder mitspielten, machte alles noch einmal so viel Spaß.

      »Wir laufen zu der Pferdekoppel«, schlug der kleine Peter eifrig vor.

      Nick schüttelte den Kopf. Nein, von der Pferdekoppel wollte er nichts mehr sehen und hören. Dort hatte er sich unsterblich blamiert. Es würde noch lange dauern, ehe er die Schmach überwunden haben würde.

      »Dann spielen wir auf der Fohlenweide«, schlug Vicky vor.

      Damit waren alle einverstanden. Frau Rennert wurde verständigt, und dann zog die kleine Schar los. Die jüngeren Kinder schwatzten und lachten, während die Größeren wortkarg waren und bedrückt wirkten.

      Die Fohlenweide war ein eingezäuntes Gelände nahe dem Gut Schoeneich. Sträucher und Büsche gab es hier in Hülle und Fülle. Außerdem war der Wald ganz nahe. Verstecke gab es also mehr als genug.

      »Änne, Männe, Maus …«, zählte Fabian aus. Pünktchen wurde als »Suchdienst« ausgewählt. Sie musste einen Stock bewachen, der in der Mitte der Fohlenweide in die Erde gerammt wurde.

      Nach allen Seiten stoben die Kinder auseinander, während sich Pünktchen die Augen zuhielt und langsam bis zwanzig zählte.

      Anja lief mit den anderen dem Waldrand zu. Sie versteckte sich zunächst hinter einem hohen Felsbrocken und hörte, wie Heidi, die sich nicht gut genug versteckt hatte, gerufen wurde. Da lief sie noch tiefer in den Wald hinein. Sie stieg ein Stück bergan und blieb dann abwartend stehen. Ringsum war es ganz still. Nur ein Bächlein murmelte leise.

      Am Rand des kleinen Wasserlaufs blühten leuchtend rote Gebirgsnelken. Anja lief hin und pflückte einige davon. Sie wollte Tante Isi das Sträußlein schenken.

      Immer weiter stieg Anja bergan, immer mehr Stängel drückte sie zwischen ihre Fingerchen. Dabei achtete sie gar nicht darauf, dass sie sich weit von den anderen Kindern entfernte. Doch plötzlich horchte sie auf. Es knackte im Unterholz, Zweige bewegten sich. Gleich darauf sah Anja einen Mann, der eilig durch den Wald lief.

      Neugierig reckte sich die Kleine. Der Mann, den sie nur von hinten sah, trug etwas Graues unter dem Arm. Am Waldrand blieb er stehen und schaute sich vorsichtig nach allen Seiten um.

      Instinktiv duckte sich Anja hinter einen Brombeerstrauch. Sie hatte keine Angst. Aus purer Neugierde lief sie zum Waldrand, als der Fremde auf die Koppel zuging. Schwungvoll sprang er über den hölzernen Zaun und näherte sich einer Gruppe Pferde. Dort ließ er das Graue, das er unter dem Arm trug, zur Erde fallen.

      Nun sah Anja, dass es vier seltsam geformte Klötze waren, die der Mann in aller Eile über die Hufe eines Pferdes stülpte. Dann saß er auf, sprengte über das Gatter und ritt weiter oben in den Wald hinein. Sekunden später war er verschwunden. Das Ganze war wie ein Spuk. Doch Anja wusste, dass sie nicht geträumt hatte. Sie hatte gehört, dass in Sophienlust von einem Pferdediebstahl gesprochen worden war. Und jemand, der so rasch im Wald verschwand, der konnte doch nur ein Dieb sein.

      Anjas kleines Herz begann angstvoll zu pochen. Sie hatte ihn gesehen, den Dieb, und sie wusste jetzt, wie er die Pferde stahl. So rasch es ihre kurzen Beinchen zuließen, rannte Anja bergab. Ihre blonden Haare flogen, ihr Atem ging schnell. Immer rascher lief sie. Schon tauchte die Fohlenweide auf. Bei dem Stock standen Pünktchen und die anderen Kinder. Offensichtlich hatte Pünktchen bereits alle gefunden.

      Doch das interessierte Anja im Moment überhaupt nicht. Sie wollte schreien, wollte den anderen zurufen, was sie entdeckt hatte. Sie öffnete den Mund, bewegte die Lippen. Aber kein Laut kam aus ihrem Mund. Viel hätte sie darum gegeben, wenn sie jetzt hätte reden können.

      »Anja ist Sieger«, rief Pünktchen. »Sie wurde zuletzt entdeckt! Anja, jetzt darfst du suchen.«

      »Bravo, Anja!«, johlten die kleineren Kameraden.

      Das blonde Mädchen rannte keuchend auf die Wiese. Direkt vor Nick blieb es stehen. Flehend sah es den Jungen an und versuchte zu sprechen. Verzweifelt bemühte es sich, seinen Gedanken Ausdruck zu geben.

      »Sie will dir etwas sagen«, meinte Irmela und bohrte die Hände in die Taschen ihrer Jeans. Zusehen zu müssen, wie Anja sich quälte, ohne ihr helfen zu können, war grausam.

      »Was, Anja, was?« Nick beugte sich zu dem Kind hinab und strich ihm liebevoll das feuchte Haar aus der Stirn.

      Anja deutete den Hang hinauf, zog Nick an der Hose. Es war klar, dass sie ihn bat, mitzukommen.

      Doch Nick zögerte. »Du möchtest, dass wir zu der Pferdekoppel gehen?«

      Anja nickte heftig. Sie war hochrot im Gesichtchen und glühte vor Erregung.

      »Eigentlich wollte ich mich dort in nächster Zeit nicht mehr sehen lassen«, murmelte Nick.

      »Wir müssen mitgehen. Anja will uns bestimmt etwas zeigen.« Pünktchen fasste die Kleine an der Hand und drückte beruhigend ihre Fingerchen.

      »Ich kann mir nicht vorstellen, was es dort oben Aufregendes geben sollte.«

      »Vielleicht die Pferdediebe«, meinte Vicky, die von dem nächtlichen Ausflug der Kinder nichts erfahren hatte.

      »Aber die kommen doch nicht am helllichten Tag!«

      Die Kinder gerieten so heftig ins Diskutieren, dass niemand auf Anja achtete, die diese Vermutung durch heftiges Kopfnicken bestätigte.

      Schließlich war man oben am Gatter angelangt. Die Koppel lag still und friedlich da. Die Pferde grasten ruhig wie immer.

      »Ist doch alles in Ordnung«, sagte Nick.

      Anja machte einige verzweifelte Gesten. Doch das, was sie damit ausdrücken wollte, verstand niemand.

      »Vielleicht hat sie ein Reh gesehen«, überlegte Angelika laut.

      »Na, Kinder, habt ihr die Pferde besucht?« Einer der Knechte Alexander von Schoeneckers tippte grüßend an die Mütze. »Ich habe gerade eine Tasse Kaffee getrunken. Wie jeden Tag um diese Zeit. Aber nun bin ich wieder hier. Dein Vati, Nick, hat mich nämlich gebeten, etwas aufzupassen. Und da ich ohnehin den Zaun zu reparieren habe, geht’s in einem!« Der Mann in dem karierten Hemd schwang den Hammer.

      Die Kinder wandten sich zum Gehen. Anja aber machte sich steif und ließ sich nicht mitziehen.


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