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Mit dem letzten Zug. B. Horst FeuerЧитать онлайн книгу.

Mit dem letzten Zug - B. Horst Feuer


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      B. Horst Feuer

      MIT DEM

       LETZTEN

       ZUG

      Kriminalgeschichte

      Engelsdorfer Verlag

      Leipzig

       2016

      B. Horst Feuer, geb.1951 in Offenburg. Studium der Fächer Deutsch, Geschichte und Pädagogik in Freiburg, bis 2013 Lehrer an Grund-, Haupt- und Realschule.

      Horst Feuer lebt in Zell am Harmersbach im Schwarzwald.

      2014 erschien sein Roman „Heimaterde“ im G. Braun Verlag in Karlsruhe.

      Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet

      diese Publikation in der Deutschen

      Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

      Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de

      abrufbar.

      Copyright (2016) Engelsdorfer Verlag Leipzig

      Alle Rechte beim Autor

      Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

       www.engelsdorfer-verlag.de

      E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016

       Cover

       Titel

       Der Autor

       Impressum

       Widmung

       Prolog

       Damals

       Später

       Jetzt oder nie

       Zu guter Letzt

       Dank

       Quellen

       Für Luisa, Lotta und Linus

       „Wie ein Lauffeuer durchlief heute in frühester Morgenstunde die Kunde von einem schrecklichen Verbrechen unser Städtchen, und zwar war es die Kunde von einem ganz in der Nähe begangenen Lustmord, die die Bevölkerung in große Aufregung versetzte. Was wir darüber bis jetzt feststellen konnten, ist folgendes: Gestern Abend ½ 6 Uhr schickte Landwirt Valentin Bucher von dem ¾ Stunden von hier entfernten, zum hiesigen Kirchspiel gehörenden Ort Oberentersbach seine 12 Jahre alte Tochter Veronika nach hier, wo sie verschiedene Einkäufe für den Haushalt machen sollte und auch besorgte. Auf dem Rückweg, den sie gegen ¾ 7 Uhr hier antrat, hatte sie eine Handtasche, in welcher sie 2 Flaschen mit Essig und Oel trug, ferner einen in ein Tuch eingewickelten Laib Brot und eine eingerahmte, in Papier eingeschlagene Photografie, welch letztere sie und ihren Bruder und noch 3 Schulkameraden als Erstkommunikanten zeigte. Ein hier wohnhaftes, etwa 7jähriges Mädchen begleitete sie bis einige Schritte vor den Wald, allwo sie unter einem Apfelbaum sich setzten und gemeinschaftlich Wurst und Brot aßen. Hierauf ging das Zeller Mädchen wieder Zell zu, während Veronika Bucher den Weg nach Hause fortsetzte. Kurz vor 7 Uhr hörten nun Spaziergänger, die dort vorbei gingen, zwei Schreie, die indes sofort verstummten und nichts Böses ahnend setzten die Leute ihren Spaziergang fort. Veronika aber kam nicht nach Hause und als die Zeit ihrer mutmaßlichen Rückkehr immer mehr und mehr verstrich, begaben sich die schwer geängstigten Angehörigen des Mädchens im Verein mit den Nachbarn auf die Suche, welche sie die ganze Nacht fortsetzten. Endlich morgens ¼ 5Uhr fanden sie das arme Mädchen in einem hohen Kornacker, unter einem Apfelbaume liegend, etwa 30 bis 40 Schritte von der Straße entfernt und etwa 200 Meter unterhalb des Waldes, tot, erwürgt und übel zugerichtet, auf. Den Schrecken der Eltern kann man sich nicht ausdenken. Die Hände leicht über den Kopf gekrümmt, an dem Hals Strangulierungsmerkmale, leichte Kratzwunden im Gesicht und verschiedene leichte Verletzungen im Unterleib, lag das bedauernswerte, junge Opfer einer Bestie in Menschengestalt da.“

      Der Zusammenbruch des Großherzogtums und das Ende Badens waren mit der Flucht des Regenten nach Badenweiler und seiner kurz danach erfolgten Abdankung besiegelt. Im August war noch das 100-jährige Jubiläum der Badischen Verfassung gefeiert worden. Ja, so schnell kann es gehen!

      Die Grundlage seiner beruflichen Existenz war ihm entzogen, was macht ein Regierungsdirektor ohne Regierung, ohne staatliche Verwaltung?

      Das Schicksal bzw. sein Alter aber wollten es, dass er just in dieser Zeit des Umbruchs fast das Ende seiner Dienstzeit erreicht hatte und mit der Auflösung Badens, im November 1918, dann vorzeitig in den Ruhestand versetzt wurde. „Man muss auch mal Glück haben“, meinte seine Frau. Er sah das nicht so, ihm war nicht wohl.

      So also saß Heribert Finkner in seiner Karlsruher Wohnung und erlebte das bittere Ende des grauenvollen Ersten Weltkrieges. Er hatte keine Gelegenheiten mehr hinauszukommen und fühlte sich ständig unter Aufsicht.

      Zwar versuchte er sich mit Dingen zu beschäftigen, die er sich für den Ruhestand aufgehoben oder vor sich hergeschoben hatte, aber das befriedigte ihn nicht. Was hatte er nicht alles vorgehabt, was wollte er noch alles tun.

      Jetzt, da er die Zeit hatte, drängte es ihn, Unerledigtes anzugehen und sich Liegengebliebenem zuzuwenden. Er hatte das Gefühl, sich beschäftigen zu müssen, nur um nicht ins Grübeln zu kommen, nicht unruhig zu werden. Er kam zur Überzeugung, sein weiteres Leben nur genießen, ja ertragen zu können, wenn er alles in Ordnung gebracht und zu seiner Zufriedenheit erledigt hätte.

      Obwohl er ahnte, dass er diese Aufgabe nie würde ganz vollenden können, musste er sie in Angriff nehmen, er konnte nicht anders. Seine Beamtenseele brauchte dieses Vorgehen, dieses Prinzip. Wann immer er sich in den letzten Wochen nach seiner Pensionierung zum Arbeiten, Lesen oder einfach zum Müßiggang niedergelassen hatte, dauerte es nicht lange bis ihm jenes Ereignis, diese Geschichte, der Lustmord, der Mädchenmord in den Sinn kam – es ließ ihm keine Ruhe.

      Immer öfter – und er hätte es zugeben müssen, schon seit längerem – beschäftigte ihn die Sache, die er vor vielen Jahren erlebt hatte. Es reizte ihn, ja, es drängte ihn, sich darum zu kümmern. Auch weil er wieder rauskommen wollte.

      Finkner war mürrisch und unzufrieden, und er ärgerte sich über sich, über sein Leben – ach, über fast alles und jedes. Er hatte wenig von all dem erreicht, was er gewollt hatte, und vieles, was er erreichte, hatte er so nicht gewollt.

      In letzter Zeit wuchs der Unmut über seine Situation und ihm wurde immer bewusster, dass manches wohl auch mit damals zusammenhing, auch wenn er sich noch so sehr dagegen wehrte und es nicht wahrhaben wollte, auch selbst


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