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Ursula jagt eine Diebin. Herta FischerЧитать онлайн книгу.

Ursula jagt eine Diebin - Herta Fischer


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      HERTA FISCHER

      Eine Feriengeschichte

      KNABES JUGENDBÜCHEREI

       Zum 75. Geburtstag

       Im Gedenken an

       Ursula Knabe

      Inhalt

       Cover

       Titel

       Widmung

       »Frohe Zukunft«

       Die Dummen und die Klugen

       Ein Armband wird gestohlen

       Gruppe Dora hat ein Geheimnis

       Nächtliches Abenteuer

       Neue Heimlichkeiten

       Die Geburtstagsfeier

       Liebe Leserin, lieber Leser

       Weitere Bücher

       Impressum

      Eine gute Viertelstunde vom Dorf Sperlingsfeld entfernt und nur durch einen verwilderten Schlosspark von den ersten Häusern des Ortes getrennt, steht mitten zwischen Heidekraut und Weidenröschen auf einer Waldwiese ein lang gestrecktes einstöckiges Gebäude mit zwei kleineren Seitenflügeln rechts und links.

      Schon wenn man auf der nahen Landstraße daherkommt und in einen schmalen Seitenpfad einbiegt, blitzt und leuchtet es durch die Bäume und Sträucher hindurch: helles Mauerwerk, blinkende Fensterscheiben, grüne Fensterläden. Ja, wer hätte gedacht, dass aus der alten, ehedem zum Schloss gehörenden verfallenen Baracke noch einmal etwas so Freundliches und Schönes entstehen würde? Es sind aber auch Fachleute gewesen, sozusagen Leute »vom Bau«, die hier für ihre Kinder ein Ferienheim errichtet haben, die Betriebsangehörigen vom VEB Bau aus Sternstadt.

      Eines Tages, es ist nun schon über ein Jahr her, kamen sie auf zwei Lastkraftwagen angefahren, und dann ging es los. Da wurde eingeebnet und abgetragen, gemauert, gesägt, gezimmert und gestrichen, und jedes Wochenende kamen sie wieder zum freiwilligen Arbeitseinsatz nach Feierabend. Niemand schloss sich aus, die Kinder sollten ein Ferienheim bekommen, das sich sehen lassen konnte. Darin waren sich alle einig, und deshalb gedieh auch der Bau so rasch und so schön.

      Auseinandersetzungen gab es eigentlich nur darüber, wie das Heim benannt werden sollte. »Zwergenhöhle« schlugen die einen vor, weil hier doch die Kleinen ihren Einzug halten sollten, aber andere meinten, »Sperlingslust« sei besser, weil man mit den Bewohnern von Sperlingsfeld gute Freundschaft halten wolle und es hier immer recht lustig zugehen solle. Schließlich fand der alte Meister Finke-Emil das Richtige. »Nennt es doch ›Frohe Zukunft‹, Freunde«, sagte er, »denn …, na ja, ihr versteht mich schon, wie ich das meine.«

      Ein guter Gedanke! Es gab plötzlich keine Einwände mehr, denn jeder wusste, Finke-Emil hatte an jene Zeiten erinnern wollen, in denen es einst bitterschwer gewesen war, Arbeiterkindern Ferienglück und eine frohe Zukunft zu schaffen.

      So hängt nun also über der großen Eingangspforte zum Mittelbau ein Schild und verkündet mit großen Buchstaben:

       FROHE ZUKUNFT

       Ferienheim des VEB Bau Sternstadt

      Onkel Max, der das Heim betreut, lässt immer, wenn ein neuer Kindertransport angemeldet ist, eine dicke Girlande aus Tannengrün und Heidekraut flechten. Er steigt selbst auf die Leiter und windet die Girlande um das Schild. Dann zieht er auf dem Vorplatz die Fahne am Mast empor und läuft schleunigst zur Landstraße hinüber, denn schon hört er in der Ferne die Omnibusse hupen, die mit Sack und Pack sechzig neue Gäste bringen, die schon auf der langen Fahrt nicht mehr gewusst haben, wohin sie mit ihrem Ferienübermut sollen. Das Gewimmel und Gejauchze, wenn die Busse schließlich bremsen und die Türen geöffnet werden!

      An einem Tag im August, als der zweite Durchgang eintrifft, sind auch Ursula, Iris, Jutta, Angelika und die Schwestern Inge und Ingrid unter den sechzig, die aus den Omnibussen drängen und sogleich ein Wetthüpfen über die aufgebauten Koffer veranstalten.

      »Ruhe!«, ruft der Lagerleiter. »Wollt ihr wohl mit dem Gehopse aufhören!«

      »Ach, Onkel Max, schimpf doch nicht!«, beschwichtigt ihn die kleine pausbäckige Jutta und lacht ihn so vergnügt an, dass er das Zanken vergisst.

      »Wir sind doch so fröhlich!« Sie springt über den allergrößten Koffer. Der Koffer gehört Angelika, die eine gewaltige Leseratte ist und mindestens ein Dutzend Bücher mitgeschleppt hat.

      Der Lagerleiter, der sonst daheim in Sternstadt den ganzen Tag als Buchhalter nur mit Zahlen um sich wirft, wischt sich den Schweiß von der Stirn und blickt sich hilfesuchend nach den Gruppenleiterinnen um. »Nun kümmert euch mal bitte um eure Kinder!«

      Am schnellsten hat Dora Mühlberg erfasst, was hier nottut. Kein Wunder auch, sie ist siebzehn Jahre alt, geht noch zur Oberschule, leitet aber in ihrer Freizeit eine Pioniergruppe, zu der auch einige der Mädel gehören, die jetzt hier wie ein toller Bienenschwarm umherschwirren. Diese Mädchen sind es auch gewesen, die daheim so lange gebettelt haben, bis sich Dora entschloss, als Helferin mit ins Ferienheim zu kommen. Dora ist beliebt bei ihnen, weil sie so heiter ist, jeden guten Spaß mitmacht, aber auch nachdrücklich auf Ordnung hält, wenn die Wogen allzu hoch schlagen.

      Auch jetzt klappt alles wunderbar. Dora erwischt die übermütige Jutta an einem ihrer kurzen Rattenschwänze und ruft: »Aufgepasst! Ich bin der Rattenfänger. Mir müssen alle folgen!« Und siehe da, in bunter Reihe, Jungen und Mädel durcheinander, eins dem andern auf den Fersen, so windet sich eine fröhliche Schlange durch Gebüsch und Gesträuch, und die sechzig halten leidlich geordnet ihren Einzug.

      Mit Hallo erstürmen sie die Schlafsäle und nehmen lärmend von den zugewiesenen Betten und Schränken Besitz. Die acht Mädchen der Gruppe V beziehen ein helles, freundliches Zimmer und beginnen sogleich, ihre Koffer auszupacken. Ursula, der dunkle Lockenkopf, und die schlaksige, dünne Iris gehen daheim in die gleiche Klasse, beide wohnen in ein und derselben Straße und sind unzertrennliche Freundinnen. Auch die gescheite, besonnene Angelika und die immer vergnügte Karla sind Schulfreundinnen und besuchen die Karl-Marx-Schule am andern Ende der Stadt. In ihrer Parallelklasse sitzen Jutta und das gutmütige Sabinchen. Die Schwestern Inge und Ingrid wohnen in einem Dorf nahe der Stadt.

      Angelika hält einen Stoß Bücher zwischen Leib und Kinn geklemmt mit beiden Armen fest und stöhnt: »Ich habe keinen Platz mehr im Schrank!«, als schon alle andern längst mit dem Auspacken


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