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Tauben am Fenster und andere Geschichten. Sigrid DobatЧитать онлайн книгу.

Tauben am Fenster und andere Geschichten - Sigrid Dobat


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      Sigrid Dobat

      TAUBEN AM FENSTER

      und andere Geschichten

      Engelsdorfer Verlag

       Leipzig

       2017

      Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

      Copyright (2018) Engelsdorfer Verlag Leipzig

      Alle Rechte beim Autor

      Titelbild © emadomar (Fotolia)

      Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

       www.engelsdorfer-verlag.de

      INHALT

       Cover

       Titel

       Impressum

       Sandperlen

       Pepita 1968

       Automatisch

       Die grüne Wolke

       Himbeeren, Sommer 1947

       Eis, Winter 1947

       Im Park

       Käferglanz

       In Ordnung

       Das Gespräch

       Laufzettel

       Jetzt war Tag

       Sternendunkel

       Tauben am Fenster

       Sie hörte die Pferde

       Ein charmanter Herr

       Kitsch as Kitsch can

       Das Nachbarhaus links – eine Hommage an Theodor Storm

       Die alte Ziegelei

       Schwarze Erde

       Nicht Verstehen

       Himmel mit Hölle

       Date

       Zum Teufel mit der Schönheit

       Auf einem Stern sitzen

       Stolpersteine

       Mit dem Motorrad fahren

       BONAQUA – verdrehte Buchstaben

       Die Kränkung

      SANDPERLEN

      Ihnen werde ich meine Geschichte erzählen.

      Ich erzähle sie zum ersten Mal, denn ich fürchtete lange, von meinem Berufsstand verlacht zu werden, sagte ich die Wahrheit.

      Aber jetzt gibt es Beweise. Im Museum liegen sie: Perlen, Fibeln, Goldreifen, Scherben, unendlich viele Requisiten einer vergangenen Zeit. Vor allem aber Perlen, sie sind für meine Geschichte, sie sind für mich von besonderer Bedeutung.

      Ich bin Archäologe und deshalb einer Vergangenheit und dennoch einer bewiesenen Realität verpflichtet. Damals leitete ich eine Ausgrabung an der Schlei. Das Grabungsteam hatte in den Tagen vor dem nächtlichen Ereignis, von dem ich erzählen werde, die Ackerkrume auf dem Feld im Uferbereich der Schlei mit einem Bagger sorgfältig abgeschoben und zu Erdhaufen getürmt. Sie muteten ungewöhnlich an in der Landschaft, die von weitläufigen, sanften Hügeln geprägt ist. Der helle Kies, zuvor vom Mutterboden bedeckt, lag jetzt frei. Dunkel zeichneten sich Pfostenlöcher auf dem Kies ab. Runde, kräftige, erdschwarze Flecken an der Oberfläche, in der Tiefe mächtige Löcher, gefüllt mit Humus, entstanden aus der Fäulnis einstmals starker Holzpfosten. Dicht nebeneinander geben sie das Abbild einstiger Häuserwände, als hätte ein Architekt den Grundriss eines Hauses gezeichnet. Die ungewöhnliche Größe der aufgedeckten Häuser, sie maßen an dreißig Meter in der Länge, versprach die Entdeckung einer bedeutungsvollen Siedlung, tausend Jahre vor unserer Zeit erbaut.

      Als Grabungsleiter blieb ich selbstverständlich nachts auf dem Gelände, um das Forschungsgebiet vor Raubgräbern zu schützen. Doch seltsam, schon in der ersten Nacht fand ich in meinem Bauwagen keine Ruhe. Was würden wir finden, was uns den Beleg lieferte über die Bedeutung der Menschen, die einst in dieser Siedlung gelebt hatten?

      In der Nacht, bevor das Durchsieben und Schlämmen von Sand und Humus beginnen sollte, um Scherben und Eisen herauszuspülen, wehte es heftig. Der frei gelegte, lockere Kies würde aufgewirbelt werden. Morgen müsste das Team erneut die Pfostenlöcher frei schaufeln, damit sie zu erkennen sein würden. Bisher waren sie vermessen, im Computer gespeichert und jederzeit als präzise Skizze abrufbar. Ich hätte also ruhig sein können in dieser Nacht. Außer einem überschaubaren Zeitverlust gab es nichts zu befürchten.

      Doch mit zunehmendem Wind zog es mich hinaus aus dem Bauwagen in die Nacht, hinaus auf die Kiesfläche. Mal bedeckten Wolkenfetzen den vollen Mond, dann wieder gaben sie das helle Licht des Mondes frei, als hätte jemand den Schein einer Laterne über den Kies geworfen. Ich stand still inmitten der Kiesfläche und spürte, wie der Wind in meinen Haaren und Kleidern riss. Atemlos beobachtete ich das wechselvolle Spiel von Licht und Dunkelheit, bis mich ein schwarzer Schatten erschreckte, den


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