Krakatit. Karel ČapekЧитать онлайн книгу.
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Karel Čapek
Krakatit
Inhaltsverzeichnis
1
Gegen Abend verdichtete sich der Nebel des naßkalten Tages. Es war, als bahnte man sich einen Weg durch eine schüttere, feuchte Masse, die sich unaufhaltsam gleich wieder hinter einem schloß. Man hätte daheim sein mögen, daheim bei der Lampe in seinen vier Wänden.
Nie hatte sich Prokop so verlassen gefühlt. Mühevoll tappte er den Weg am Ufer entlang. Ihn fröstelte, seine Stirn war feucht vom Schweiß der Schwäche. Er hätte sich gern auf die nasse Bank gesetzt, aber er fürchtete die Polizei. Er hatte das Gefühl, daß er taumelte; bei der Altstädter Mühle wich ihm jemand in weitem Bogen aus wie einem Betrunkenen. Er nahm jetzt seine ganze Kraft zusammen, um aufrecht zu gehen. Da kam ihm ein Mann entgegen, den Hut tief ins Gesicht gedrückt und den Kragen hochgeschlagen. Prokop biß die Zähne zusammen, runzelte die Stirn und spannte alle Muskeln, um unbehindert vorbeizukommen. Aber knapp einen Schritt vor dem Passanten wurde ihm schwarz vor den Augen, mit einemmal begann sich alles um ihn zu drehen. Er sah plötzlich nahe, ganz nahe ein Paar Augen vor sich, die ihn durchbohrend anstarrten. Er stieß gegen eine Schulter, murmelte etwas wie »Verzeihung« und ging mit krampfhafter Würde weiter. Nach einigen Schritten blieb er stehen und sah sich um.
Der Mann stand immer noch da und blickte ihm nach; vor lauter Neugier streckte er sogar den Kopf aus dem Kragen wie eine Schildkröte. Mag er schauen, dachte Prokop beunruhigt, ich sehe mich nicht mehr nach ihm um. Er ging, so gut er konnte, weiter. Da hörte er Schritte hinter sich. Der Mann mit dem aufgestellten Kragen kam näher.