Die Kostenvermeidungsdirektive. Jens WahlЧитать онлайн книгу.
will, wie die Berliner sie schon nennen?“ „Davon habe ich noch nichts gehört, das wäre ja heftig: Der neue Generalsekretär der UNO muss am 1.1.2017 sein Amt antreten, da ist sie aber noch Bundeskanzlerin.“
Anton, als der Dritte im Bunde, meinte zum Thema, dass es nicht von allzu viel staatsmännischer Weitsicht zeuge, wenn sich ein Politiker nur das herauspickt, was ihm nutzt und alle anderen Fakten einfach ignoriert. Außerdem wüsste er jetzt überhaupt nicht mehr, wen er bei der nächsten Bundestagswahl wählen solle: Bisher war das in Bayern klar geregelt, die Meisten wählten CSU. „Aba wenn i ‘etzt die CSU wähln dad, wähl i ja automadisch de CDU mid da Merkl mid - und des wui i ned! Also muss sich unser Horschti schon etwas einfallen lassen, wenn er keine Wähler verlieren will!“
Es ging ständig hin und her, jeder wusste etwas anderes und gab es zum Besten.
Der vierte in der Stammtischrunde, Torsten Klarmann, äußerte wütend: „Ich verstehe das ganze Verhalten der EU nicht: Seit 2011 müssen die mit dem Flüchtlingsstrom rechnen. Seit März 2015 war denen bekannt, dass sich mindestens eine Million der Flüchtlinge auf den Weg nach Europa machen wird. Und was haben die getan? Die Glühlampe abgeschafft und leistungsstarke Staubsauger verboten! Für mich ist das eine Kasperle-Truppe, die sich auf unsere Kosten einen Bunten macht. Viele lange Beratungen ohne konkrete Beschlüsse, Hauptsache es gibt ein gemeinsames Essen.
Wenn ich nur an den Schmarrn mit den Staubsaugern denke: Die neuen Geräte mit ihren maximal 900 Watt eignen sich allenfalls für Hartböden und haben eine Reinigungseffizienzklasse E oder bestenfalls D für Teppiche. Also lasse ich den Staubsauger zwei- bis dreimal so lange arbeiten, um den Teppich sauber zu bekommen. Für mich mehr Zeitaufwand und der Stromverbrauch wird nicht weniger, als wenn ich mal kurz mit einem 2000-Watt-Gerät darüber gehe. Zum Glück hatten wir diesen EU-Schwachsinn rechtzeitig mitbekommen und uns sechs ordentliche Staubsauger auf Vorrat gelegt, das sollte bis zu unserem Ableben reichen.“
Max meinte sarkastisch dazu: „Vielleicht benötigst Du gar nicht mehr so viele Staubsauger. Selbst der Zentralrat der Muslime in Deutschland befürchtet, dass die ganzen Kleinkriege aus der islamischen Welt jetzt einfach nach Europa verlagert werden. Also Terroranschläge, Selbstmordattentate usw. Uns wird noch im wahrsten Sinn des Wortes die ganze merkelsche Politik um die Ohren fliegen! Denn du weißt doch gar nicht, was für Typen sich hier unkontrolliert mit eingeschlichen haben.“
„Ja, und wenn ich sehe, wie die an der ungarischen und slowenischen Grenze randaliert und die Grenzer mit Steinen beworfen haben, dann bekommt man einfach Angst, solche Leute zu Hunderttausenden im Land zu haben. Wie sicher wird es dann noch in Deutschland sein? Wenn ich als Asyl suchender komme, führe ich mich doch nicht auf wie die dort! Und weshalb findet sich kein einziger Politiker, der den Flüchtlingen endlich einmal klarmacht, dass sie gar kein Recht darauf haben, von Deutschland aufgenommen zu werden? Sowohl in Ungarn wie auch vorher in Griechenland befanden sie sich in einem sicheren Land!
Ich befürchte außerdem noch etwas ganz anderes: dass der kleine Mann wie immer die Zeche für diese Politik zu zahlen hat. Sobald die Flüchtlinge anerkannt sind, strömen sie auf den Wohnungsmarkt mit seinen schon jetzt viel zu hohen Mieten. Es erfolgt ein Verdrängungswettbewerb. Da für die Flüchtlinge Mietzuschüsse gewährt werden - in Berlin bis zu fünfzig Euro pro Tag -, wird es so kommen, dass die wirtschaftlich schwächeren Deutschen auf der Strecke bleiben und davon werden es immer mehr. Etwas stark übertrieben formuliert wird es so sein, dass in ein paar Jahren die Syrer aus den Fenstern der Sozialwohnungen auf die obdachlosen Deutschen unter den Bäumen blicken werden. Was mich noch brennend stark interessiert bei den Flüchtlingen: Die da kommen, sind garantiert nicht die Ärmsten der Armen - das Geld für die Schlepper haben sie ja gehabt. Wenn sie dann ihre Geldzahlungen vom Amt erhalten, werden dann auch deren Vermögen und Konten kontrolliert auf Bedürftigkeit wie bei unseren Hartz IV - Empfängern?
Und vergesst auch nicht das Folgende: Was gab es für ein monatelanges Diskutieren um die 6,7 Milliarden für den zweiten Mütterpunkt, weil es den Politikern viel zu teuer war. Jetzt sind deutlich mehr Milliarden da für die Flüchtlinge ohne jede Diskussion; ein Institut geht von mehr als 21 Milliarden nur für 2015 aus bei 1,1 Millionen Flüchtlingen. Dabei empfinde ich die Unterscheidung in Mütter, die ihre Kinder vor oder nach 1992 geboren haben, schon als Diskriminierung der ersteren Gruppe. Weshalb soll ein Kind, das vor 1992 geboren wurde, beziehungsweise die Leistung seiner Mutter unserer Gesellschaft nur zwei Drittel wert sein gegenüber einem ab 1992 Geborenen? Ich finde keine plausible Erklärung dafür. Und ausgerechnet eine so genannte christlich-demokratische Regierung, die unter Altkanzler Kohl, hatte sich dies ausgedacht. Aber die SPD ist für mich auch nicht besser: Meines Erachtens haben die ganzen SPD-Bonzen seit dem Armani-Kanzler Schröder überhaupt keinen Bezug mehr zu dem, was das Volk ist.
Oder wer tritt für die etwa 400.000 Obdachlosen in Deutschland ein? Offiziell gibt es keine Zahlen dazu - es interessiert ja keinen. Da war doch jetzt der Bericht, dass eine syrische Familie in Hungerstreik getreten ist, nur weil sie nicht sofort ein Haus oder wenigstens eine Wohnung bekommen haben - das hatten ihnen die Schlepper so erzählt. Unsere Obdachlosen wären über ein beheiztes Zelt wenigstens im Winter sehr erfreut - die haben nur deshalb keine Lobby, weil sich damit nichts verdienen lässt. Da werden teilweise Milliarden in andere Länder transferiert zur Unterstützung der dortigen Not leidenden Bevölkerung und hier erfrieren Menschen, denen mit viel weniger geholfen werden könnte. Es ist eine Schande für ein so reiches Land wie Deutschland, dass es hier überhaupt Obdachlose gibt!“
Torsten Klarmann hatte sich ereifert. Immer, wenn er Ungerechtigkeiten bemerkte, regte sich sein Widerspruch. Er wandte sich an den etwas übergewichtigen, fast komplett kahlköpfigen Toni, der mit seine 54 Jahren der Jüngste in der Runde war und mit bürgerlichem Namen Anton Huber hieß. Während Torsten sich schnell über etwas aufregen konnte, war Toni der Gemütsmensch in der Runde. Er betrieb einen eigenen Bauernhof. „Dich interessiert das ja nicht, weil Du auf deinem Hof sicher sitzt", stellte Torsten neidlos fest. "Und genau so Max in seinem Eigenheim. Aber wenn ich an unsere Rente denke, dann graust es mir schon jetzt. Selbst mit den heutigen Mietpreisen landen wir dann bei mindestens 70% für die Warmmiete. Dazu kommen im Alter noch Rezeptgebühren, Taxi zum Arzt und essen willst du ja auch noch was! Kleidung, Reparaturen, eventuell noch Unterhaltskosten für den Pkw - das reicht dann wohl nicht mehr dafür. Nach Eintritt in die Rentenzeit wagen wir überhaupt nicht mehr, von Reisen zu träumen.“
Toni legte Torsten Klarmann, in der Stammtischrunde kurz "Klaro" genannt, seine Rechte auf den Unterarm. „Nun komm mal wieder von der Urlaubspalme herunter, so schlimm wird es schon nicht werden. Höchstens noch schlimmer“, grinste er abschließend.
Auch Ole versuchte, Klaro zu beruhigen: „Sei vorsichtig mit deinen Worten. Hast Du nicht den Auftritt des selbst ernannten Erzengels der SPD im ZDF gesehen? Da wurde alles, was nicht seiner Meinung war, als Pack bezeichnet und in die rechte Ecke gestellt. Also eine Schwarz-Weiß-Malerei bei einer roten Partei. Mir stellt sich nur die Frage, wo da die Meinungsfreiheit unserer Demokratie bleibt. Ich kenne genau so etwas ja von 30 Jahren Honecker und Konsorten und lege keinerlei Wert auf eine Wiederholung.“ Ole, 59, kam aus Wismar und wollte eigentlich Architektur studieren. Da er nicht, wie verlangt, die SED-Parolen nachplapperte und lieber dummerweise seine eigene Meinung äußerte, wurde er nach Abschluss der 10. Klasse von der „Erweiterten Oberschule“ (Gymnasium) geschmissen und erlernte den Beruf eines Maurers. Während eines Urlaubes nach der Wende hatte er die verwitwete Pensionsbetreiberin Rosa hier in Traunstein kennengelernt. Beide verliebten sich schnell ineinander und waren seit nun 12 Jahren glücklich miteinander verheiratet. Da Rosas verstorbener Ehemann früher Mitglied dieser Stammtischrunde war und Anton und Rosa über vier Ecken miteinander verwandt waren, wurde dann Ole durch Anton eingeladen, am Stammtisch teilzunehmen.
Torsten, der aus Thüringen stammte und zusammen mit Max mit 57 Jahren der zweitälteste in der Runde, entgegnete: „Ich schaue mir schon gar nicht mehr die GEZ-Sender an, mir kommt das genau so wie Ole vor: regierungstreues Zensurfernsehen so ähnlich wie die „Aktuelle Kamera“ damals in der DDR. Ich sehe mir eigentlich nur noch die ZIB auf ORF2 an, da bekommt man wenigstens halbwegs stimmende Zahlen. Der Ösi weiß ja, wie viele er zu uns durchgewunken hat. Für mich ist das mit dem ORF so ähnlich wie Westfernsehen zu Ostzeiten.“ Torsten hatte mit 46 Jahren die Arbeit als Softwareentwickler in Thüringen