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Eine wählerische junge Lady - Catherine St.John


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      Eine wählerische junge Lady. Historischer Roman

      Catherine St.John

      Published by: epubli GmbH, Berlin

      www.epubli.de

      Copyright: © 2019 R. John 85540 Haar

      Cover: Edmund Blair Leighton, Yes or No?

      ISBN 9783********

      Inhalt

Kapitel 1

      Kapitel 1

      Aus der ersten Kutsche, die vor Herrion House in der Half Moon Street vorgefahren war, stiegen ein Herr und zwei Damen.

      Der Herr stützte die kleinere der beiden Damen sehr fürsorglich, während die größere Dame, die alleine aus dem Wagen gesprungen war, beobachtete, wie drei weitere Kutschen in die Auffahrt einbogen. „Der reinste Umzug! Haben wir noch irgendetwas in Herrion zurückgelassen?“

      „Sei nicht albern, Cec!“, tadelte ihr Bruder. „Was bitte hätten wir denn zurücklassen sollen? Paul? Seine Nanny? Sein Spielzeug? Eure Zofen? Meinen Diener? Das Gepäck?“

      „Schon gut, Seb. Du hast ja Recht. Aber du musst zugeben, so aufwendig war eine Fahrt nach London noch nie.“

      Im offenen Portal erschienen der weißhaarige, würdevolle Butler Morley und zwei Lakaien, die sich sofort des Gepäcks anzunehmen begannen.

      „Euer Lordschaft, Euer Ladyschaft, Miss Herrion…“ Eine tiefe Verbeugung folgte. „Wir haben, so hoffen wir, alles zu Ihrer Zufriedenheit vorbereitet.“

      „Morley, da habe ich keine Bedenken“, entgegnete Lord Hertwood munter. „Sie bereiten doch immer alles aufs Beste vor. Meine Gemahlin wird sich in den nächsten Tagen sicher selbst von Ihrer Vollkommenheit überzeugen können.“

      Morley blinzelte, aber er kannte Seine Lordschaft lange genug, um seine Scherze gelassen anzuhören. Außerdem war er vollkommen, davon war er durchaus selbst überzeugt.

      „Möchtest du dein Schlafzimmer inspizieren, Melinda?“, fragte Seine Lordschaft seine Gemahlin. Mylady nahm gerade ihren Hut ab und antwortete: „Ein wenig später, vielen Dank. Zunächst würde ich mich gerne etwas hier unten umsehen. Und etwas Tee wäre schön.“

      Morley verneigte sich und gab diesen Wunsch durch das Heben einer Augenbraue an einen der Lakaien im Hintergrund der Halle weiter.

      Ein anderer nahm die Hüte der Damen entgegen und Cecilia zog ihre Schwägerin zur ersten Tür. „Hier haben wir den Grünen Salon. Wie findest du ihn?“

      Melinda sah sich um. „Sehr grün“, antwortete sie dann schwach. Cecilia kicherte. „Das hatte sich Mama seinerzeit so gewünscht. Der reinste Wald, nicht wahr?“

      Die Wände waren mit lindgrüner Seide bespannt – und zwischen den Seidenbahnen befanden sich Pilaster aus dunkelgrünem Marmor. Am unteren Ende der Seidenbahnen, direkt über der Vertäfelung, befand sich eine Blumenborte in Grün, Weiß und Gelb. Melinda konnte nicht widerstehen und strich über diese Blumen. „Holzschnitzerei!“

      „Offenbar war das vor zwanzig Jahren das Allerneueste. Na, es gibt Schlimmeres – immerhin haben wir hier keine ägyptischen oder chinesischen Salons. Nur irgendwo ein chinesisches Schränkchen. Ein fürchterliches Ding.“

      „Über und über mit goldenen Drachen bedeckt“, ergänzte Sebastian, der mittlerweile sicher sein konnte, dass alles nach seinen Wünschen geregelt wurde. „Mein Großvater hat das Scheusal erworben. Übrigens habe ich den Tee in den Blauen Salon bestellt, er wirkt beruhigender auf das Auge.“

      „Sehr vorausschauend“, lobte Cecilia und nahm von Morley einen Packen Briefe entgegen. „Dann machen wir es uns doch dort gemütlich!“

      Tatsächlich fand auch Melinda den Blauen Salon sehr viel hübscher – zartblaue Bespannungen, weiße Säulen, keine geschnitzte Blumenwiese, sondern eine schmale antikisierende Schmuckleiste, passende Sofas und Sessel, interessanterweise in verschiedenen Blautönen, und frische Blumen auf den diversen Tischchen. Sie setzte sich zufrieden neben ihren Gemahl und beobachtete, wie Cecilia rasch – offenbar mit langjähriger Routine – die Briefe sortierte und ihr selbst zwei überreichte. Einen behielt sie sich selbst, den übrigen Packen erhielt Sebastian, der zunächst stirnrunzelnd die Wappen und Siegel studierte. „Was wollen die alle denn? Die Cassaways… die alte Lady Bridling… Sir William und Lady Malmesbury … Carew… Mrs. Ramsworth, oh!“ Er entfaltete das erste Schreiben und entdeckte freundliche Willkommenszeilen mit einer Einladung zu einem „kleinen“ Ball…

      „Offenbar alles Einladungen… Cec, darum kümmerst du dich am besten – natürlich zusammen mit Melinda. Sucht aus, wohin wir am besten gehen sollen. Und überlegt euch, was wir tagsüber unternehmen könnten! Schließlich muss Melinda ja London kennenlernen!“

      „Ich würde gerne in einer Buchhandlung stöbern“, verkündete Melinda, „vielleicht finde ich ja noch den einen oder anderen Roman mit vernünftigen Heldinnen!“

      Cecilia lachte nicht ohne Schuldbewusstsein, da sie lange Zeit das Schauergenre bevorzugt hatte, nun aber kreischenden, halb wahnsinnigen oder ununterbrochen in Ohnmacht sinkenden Heldinnen auch nicht mehr gar so viel abzugewinnen vermochte.

      „Oder etwas über die Rechte der Frauen“, fügte sie Melindas Vorschlag dann hinzu, „aber ich fürchte, bevor wir auf Bälle gehen können, müssen wir eine gute Schneiderin aufsuchen. Seb?“

      Seine Lordschaft leugnete jegliche Kenntnis darüber, welche ateliers gerade à la mode waren. „Frag doch Tante Margaret! Sie wird ihrem jungen Schützling ja wohl etwas Garderobe spendiert haben?“

      „Eine sehr gute Idee! Melinda, gleich morgen Vormittag sprechen wir in der South Audley Street vor. Wenn uns Tante Margaret überhaupt empfängt, nach dieser Affäre mit Mrs. Pilney!“

      „Wahrscheinlich ist sie doch selbst heilfroh, die verrückte Person losgeworden zu sein“, kommentierte Melinda.

      Nach dem Lunch und einer kurzen Ruhephase suchte Cecilia, voller Drang, etwas zu unternehmen, noch einmal die Einladung von Mrs. Ramsworth heraus. „Eine sehr, sehr nette Dame, und absolut tonangebend. Auf diesen Ball würde ich auf jeden Fall gerne gehen! Ich sage ihr für uns drei gleich zu, einverstanden?“

      Der Bote, den sie mit der Zusage – und der Frage nach der im Moment schicksten Schneiderin – losgeschickt hatte, kam umgehend zurück, ein charmantes kleines Schreiben in der Hand, in dem Mrs. Ramsworth sich über die Zusage freute und Madame Fleuron in der Bond Street empfahl.

      „Ha! Melinda, komm, wir fahren gleich hin!“

      „Wollen wir nicht erst einmal überlegen, was wir brauchen?“

      „Wollen wir nicht erst einmal sehen, was sie uns empfehlen kann?“, spottete Cecilia.

      Ihre Schwägerin seufzte. „Nun gut. Ich fühle mich freilich ein wenig müde…“

      „Berge und Berge von den schönsten Seiden, glatt oder bestickt, Schleierstoffe, Goldstickereien und all diese Herrlichkeiten? Ich wette mit dir, dass du dort wieder munter wirst. Und Tanzschuhe“, fügte sie dann etwas rätselhaft hinzu. „Meinst du, die Mädchen aus Kent sind auch hier?“

      „Die Wentworths vielleicht“, murmelte Melinda, gemütlich in die Kissen gelehnt, „sie haben immer noch vier Töchter anzubringen, auch wenn Hester wirklich John Horbury heiraten sollte.“

      „So ist es“, verkündete Sebastian, der einen Brief von seinem Freund John gelesen hatte, „sie sind jetzt immerhin schon verlobt. Ach ja, und wenn sie heiraten, bin ich Trauzeuge.“

      „Natürlich – John war doch auch dein Trauzeuge! Eine sehr nette Idee… wann ist es denn soweit?“

      „Das haben Sie noch nicht festgelegt. Meine Lieben, wenn ihr jetzt in die Bond Street fahrt, werde ich einen Blick in den Club werfen, einverstanden?“

      Seine liebende Gattin nickte freundlich, seine Schwester freilich


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