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Der Teufelssumpf. Жорж СандЧитать онлайн книгу.

Der Teufelssumpf - Жорж Санд


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      Der Teufelssumpf

      Hör einmal, Germain, [Der Schauplatz dieser Dorfgeschichten von G. Sand ist Mittelfrankreich (Umgegend von Bourges)] sagte eines Tages Vater Maurice zu seinem Schwiegersohn, es wär' doch gut, wenn du dich entschließen könntest, wieder zu heirathen. Du bist jetzt bald volle zwei Jahre Wittwer, und dein Erstgeborener, geht schon ins achte. Du rückst den Dreißigen immer näher, mein Junge, und weißt, daß wer drüber hinaus ist, hier zu Land für zu alt gilt, um einen neuen Hausstand zu gründen. Bis jetzt haben uns deine drei schmucken Kinder kein Kopfzerbrechen gemacht. Mein Weib und meine Sohnsfrau haben redlich für sie gesorgt, und haben sie lieb gehabt nach Schuldigkeit. Mit dem kleinen Peter seiner Erziehung wären wir auch so ziemlich im Reinen: er versteht sich schon ganz gut drauf, sein Paar Ochsen voranzutreiben, ist auch schon so vernünftig, daß er das Vieh hüten kann, und reitet dir einen Gaul recht manierlich in die Schwemme. Um Den hätten wir uns also weiter kein graues Haar wachsen zu lassen; aber die zwei Jüngeren, die armen Dinger, – wie sie uns ans Herz gewachsen sind, das weiß Gott – die gehen uns heuer viel im Kopf herum, denn sieh! über ein Kurzes kommt meine Sohnsfrau in die Wochen; mit ihrem Erstgeborenen hat sie schon ihre liebe Noth, weil er noch halb und halb in den Windeln liegt, und ist einmal das andere Würmchen, das wir erwarten, auch da, wo soll sie dann die Zeit hernehmen für deine kleine Solange und gar für deinen Sylvain, der noch nicht vier Jahre alt ist und bei Tag und Nacht keine Ruh giebt? Das lebhafte Wesen hat er von dir geerbt und wird später auf dem Acker ins Zeug gehen, daß es eine Art hat; aber vor der Hand hat's eher eine Unart als eine Art, und meine Alte holt ihn kaum mehr ein, wenn er ihr davon läuft auf den tiefen Graben zu oder mitten unter die Pferde. Und dann mußt du auch bedenken, daß, so lang deine Schwägerin ihr eines Kind nährt, das andere ausschließlich der Großmutter zur Last fallen wird. Wer kann sich danach bei all der Schererei um deine Kleinen annehmen? Siehst du, das ist's, was uns Sorgen macht. Deine Kinder dürfen nicht verwahrlos't werden, und wenn wir uns all das Unheil vor Augen stellen, das bei mangelhafter Aufsicht über sie kommen könnte, wird uns ganz bang ums Herz. Darum solltest du dir zu einem Weib und uns zu einer Schwiegertochter verhelfen. Das überlege dir, mein Junge. Ich habe dir's schon mehrmals vorgehalten: es verstreicht ein Tag nach dem andern, und die Jahre werden nicht warten, bis es dir genehm ist. Deinen Kindern und uns, die wir drauf achten müssen, daß Alles im Hause seinen richtigen Gang geht, bist du es schuldig, dich nach einer Frau umzusehen.

      Wenn Ihr's denn durchaus haben wollt, Vater, antwortete Germain, so soll Euch der Wille gethan werden. Aber verhehlen kann ich Euch nicht, daß es mir sehr schwer werden wird, und daß mir dabei zu Muth ist, als sollte ich ins Wasser springen. Man weiß, was man verloren hat, doch was man zum Ersatz findet, das weiß man nicht. Ich hatte ein braves, ein schönes Weib, gutherzig und unverdorben, voller Liebe zu Vater und Mutter, voller Liebe zu ihrem Mann, zu ihren Kindern und zur Arbeit, fleißig auf dem Acker wie im Hauswesen, flink und anstellig, kurzum, ein Weib, das Alles am rechten Ende anzugreifen wußte; und als Ihr mir sie gabt und ich sie heimführte, wurde zwischen uns nicht ausgemacht, ich müßte sie vergessen, wenn ich das Unglück haben sollte, sie zu verlieren.

      Was du da sagst, Germain, erwiderte Vater Maurice, ist ein neuer Beweis für deine Herzensgüte; ich weiß, daß du meine Tochter auf den Händen getragen hast, daß sie glücklich mit dir gewesen ist, und daß, wenn's auf deine Wahl angekommen wäre, die Kathrine heut noch lebte, und du an ihrer Stelle auf dem Kirchhof lägst. Sie hat's auch um dich verdient, daß du sie so lieb gehabt hast, und wir können es eben so wenig verschmerzen, wie du, daß sie nimmer da ist. Wer spricht dir denn davon, sie zu vergessen? Der liebe Gott hat sie zu sich gerufen, und es soll kein Tag vergehen, wo ihr nicht unsre Gebete und stillen Gedanken, unser Reden und unser Thun zeigen, daß wir ihr Gedächtniß in Ehren halten und ihren Verlust beklagen. Aber wenn sie aus der andern Welt noch zu dir sprechen und dir ihre Wünsche, mittheilen könnte, sie selber würde dir anbefehlen, um eine Mutter zu sorgen für ihre unmündigen Waisen. Es muß ihr also eine würdige Nachfolgerin gegeben werden. Sehr leicht wird's nicht sein, eine solche zu finden, aber ein Ding der Unmöglichkeit ist es nicht, und haben wir sie einmal, dann wirst du sie auch lieben, wie früher unsere Kathrine, weil du ihr als ein rechtschaffener Mann dankbar dafür sein wirst, daß sie uns aus der Noth hilft und ein Herz hat für deine Kinder.

      Gut, Vater Maurice, sagte Germain, ich will auch in dieser Sache handeln, wie Ihr mir rathet.

      Ja, mein Sohn, auch dafür muß ich dich loben, daß du mein väterliches Zureden und meine guten Gründe nie in den Wind geschlagen hast. Jetzt aber laß uns mit einander erwägen, wie du bei der Wahl deiner künftigen Frau am klügsten verfährst. Vor Allem bin ich nicht der Meinung, daß du ein junges Ding heimführst. Das wäre für Deinesgleichen ein schlimmer Kauf. Junges Blut hat leichten Sinn, und da es keine Kleinigkeit ist, drei Kinder zu erziehen, zumal wenn es Stiefkinder sind, mußt du dich umthun nach einer guten Seele, einer gesetzten, sanftmüthigen und recht arbeitslustigen Person. Wenn dein Weib nicht ungefähr in gleichen Jahren stünde, wie du, so ginge ihr noch die rechte Einsicht ab für ihre Pflichten. Dich würde sie zu alt und deine Kinder zu jung finden. Sie würde sich über ihr Schicksal beklagen, und die Kleinen müßten's entgelten.

      Gerade davor bangt mir, sagte Germain. Wenn meine armen Kinder von der Stiefmütter lieblos behandelt, gehaßt, geschlagen würden . . .

      Da sei Gott vor! entgegnete der alte Mann. Die bösen Weiber sind hier zu Land seltener, als die guten, und es müßte schon mit dem Teufel zugehen, wenn wir die Rechte nicht herauskriegten.

      Das, Schwäher, ist auch wieder wahr: an braven Dirnen ist im Dorf kein Mangel. Da haben wir die Luise, die Sylvaine, die Claudia, die Margret . . . Euch überlasse ich die Wahl.

      Nur ruhig, mein Junge, nur ruhig! Die sind alle für dich entweder zu jung oder zu arm oder – zu hübsch, denn auch darauf ist zu achten, mein Sohn. Bei einem hübschen Weib steht's oft um die Sittsamkeit nicht so gut, wie bei einer Andern.

      Ihr rathet mir also zu einer Häßlichen? frug Germain etwas ängstlich.

      Das nicht, denn von deinem Weib sollst du ja Kinder bekommen, und ich kenne nichts Traurigeres, als häßliche, schwächliche und kränkelnde Kinder zu haben. Nein, frisch und gesund müßte dein Weib sein, schön nicht, aber auch nicht häßlich.

      Mir scheint, sagte Germain mit einem wehmüthigen Lächeln, daß eine Frau, wie Ihr sie für mich im Sinn habt, eigens geschaffen werden müßte; um so mehr, als Ihr auch auf Vermögen setzt und es so leicht nicht ist, bei einer Reichen anzukommen, zumal für einen Wittwer.

      Aber gesetzt den Fall, sie selber wäre verwittwet. Germain? Denk dir eine kinderlose Wittwe mit einem hübschen Vermögen.

      Eine solche ist mir zur Zeit in unserer Gemeinde nicht bekannt.

      Mir auch nicht; doch es giebt nach andere Gemeinden.

      Schwäher, Ihr haltet schon Eine in Bereitschaft; wenn dem so ist, sagt mir's lieber gleich.

      Wohl hätte ich Eine in Bereitschaft, antwortete Vater Maurice: eine Wittwe Guerin, eine geborene Leonard aus Fourche.

      Ich kenne weder die Frau nach den Ort, bemerkte Germain, der immer trauriger geworden war, mit ergebener Miene.

      Sie heißt Kathrine, wie deine Selige.

      Kathrine? Es würde mir wohl thun, sie bei diesem Namen zu nennen . . . Kathrine! Und doch, wenn ich sie nicht so lieb haben könnte, wie die Andere, thäte mir's um so weher, weil es mich noch häufiger an sie erinnern würde.

      Du wirst sie aber lieb haben, sag' ich dir: sie ist ein tüchtig Weib und dabei seelengut; ich habe sie zwar seit langer Zeit nicht mehr gesehen, doch als Mädel war sie gar nicht übel; nur ist sie nicht mehr jung, denn sie geht ins Dreiunddreißigste. Sie hat eine rechtschaffene Verwandtschaft, lauter wackere Leute, und ein Vermögen von acht oder zehntausend Francs in liegenden Gütern, die sie gern losschlagen würde, um sich in einer neuen Heimath anzukaufen, denn auch sie denkt an eine zweite Heirath, und ich weiß, daß sie mit deinen äußern Umständen ganz zufrieden wäre, wenn sie sonst Gefallen fände an deiner Sinnesart.

      Ihr habt also Alles schon in Richtigkeit gebracht?

      Ja, bis auf euer Beider Jawort, und das werdet ihr einander schon geben, wenn ihr erst bekannt geworden seid. Der Frau ihr Vater ist noch ein Verwandter von mir, und ist mir auch ein recht guter Freund gewesen. Du kennst ihn ja, den alten Leonard?

      Ja,


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