Die Memoiren des Sherlock Holmes: Holmes' erstes Abenteuer und andere Detektivgeschichten (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch). Ðртур Конан ДойлЧитать онлайн книгу.
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Arthur Conan Doyle
Die Memoiren des Sherlock Holmes (Zweisprachige Ausgabe: Deutsch-Englisch)
Holmes' erstes Abenteuer und andere Detektivgeschichten
Books
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2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-1289-7
Inhaltsverzeichnis - Table of Contents
Die Memoiren des Sherlock Holmes
THE MEMOIRS OF SHERLOCK HOLMES
Englisch
Die Memoiren des Sherlock Holmes
Inhalt
Der Katechismus der Familie Musgrave
Englisch
Silberstrahl
»Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, Watson, als hinzugehen«, sagte Holmes eines Morgens zu mir, als wir beim Frühstück saßen.
»So? Wohin denn?«
»Nach Dartmoor – nach Kings Pyland.«
Das überraschte mich nicht; im Gegenteil, ich hatte mich schon gewundert, daß er nicht längst zur Mitarbeit an dem ungewöhnlichen Fall aufgefordert worden war, der in ganz England das Tagesgespräch bildete. Mit gerunzelten Brauen, den Kopf auf die Brust gesenkt, war mein Gefährte einen ganzen Tag lang ruhelos im Zimmer auf-und abgegangen, hatte immer wieder den stärksten schwarzen Tabak in seine Pfeife gestopft und war für alle meine Fragen und Bemerkungen stocktaub gewesen. Die neuesten Nummern sämtlicher Tagesblätter überflog er nur mit einem Blick und warf sie dann in den Winkel. Er blieb stumm, aber ich wußte genau, worüber er brütete. Es lag ja nur ein Fall vor, der genug öffentliches Aufsehen erregte, um ihn zu bewegen, die ganze Kraft seines kritischen Scharfsinns aufzubieten, nämlich das seltsame Verschwinden des Rennpferdes, welches die größte Anwartschaft auf den Ehrenpreis von Wessex gehabt hatte, und die rätselhafte Ermordung des Stallmeisters John Straker. Als Holmes mir daher plötzlich mitteilte, er wolle sich auf den Schauplatz des Dramas begeben, hatte ich bereits auf diesen Entschluß von seiner Seite gewartet und gehofft.
»Ich würde dich sehr gern begleiten, wenn ich dir nicht im Wege bin«, sagte ich.
»Du würdest mir den größten Gefallen damit erweisen, lieber Watson, auch wäre es sicher keine Zeitverschwendung; der Fall enthält nämlich so interessante Einzelheiten, daß er wohl in seiner Art einzig dasteht. Wir können, glaube ich, gerade noch einen Zug erreichen, unterwegs will ich dann eingehender mit dir über die Sache reden. Bitte nimm auch deinen Feldstecher mit, wir brauchen ihn vielleicht.«
So saß ich denn etwa eine Stunde später in der Ecke eines Wagens erster Klasse, und während der Bahnzug mit uns nach Exter davonsauste, vergrub Sherlock Holmes sein scharfgeschnittenes, ausdrucksvolles Gesicht in einen Haufen neuer Zeitungen, die er sich am Zeitungsstand des Bahnhofs in Paddington gekauft hatte. Erst als Reading längst hinter uns lag, warf er die letzte Nummer unter den Sitz und holte seine Zigarrentasche heraus.
»Wir fahren rasch«, sagte er, nachdem er einen Blick aus dem Fenster geworfen und auf seine Uhr gesehen hatte, »unsere Fahrgeschwindigkeit beträgt augenblicklich dreiundachtzig und eine halbe Meile in der Stunde.«
»Ich habe mir nicht die Zeit genommen, die Meilensteine zu zählen.«
»Ich auch nicht«, erwiderte er. »Aber die Telegraphenstangen dieser Linie haben einen Abstand von sechzig Metern; da läßt sich’s leicht berechnen. Vermutlich ist dir die Ermordung John Strakers und das Verschwinden von Silberstrahl schon samt allen näheren Umständen bekannt?«
»Was ›Telegraph‹ und ›Chronicle‹ darüber mitteilen, habe ich gelesen.«
»Bei diesem Fall ist es für die Schlußfolgerung wichtiger, die vorhandenen Angaben genau zu untersuchen, als sich nach immer neuen Beweismitteln umzusehen. Das Trauerspiel ist so ungewöhnlicher Art und für eine große Anzahl Personen von solcher Tragweite, daß uns die Überfülle unbegründeter Annahmen, Mutmaßungen und Voraussetzungen zu verwirren droht. Da gilt es vor allem, die nackten Tatsachen, soweit sie unleugbar und bestimmt feststehen, von dem unnützen Beiwerk zu trennen, welches Berichterstatter und Theoretiker hinzugefügt haben. Erst wenn man eine sichere Grundlage gewonnen hat, wird man Schlüsse ziehen und die besonderen Punkte ins Auge fassen können, um welche sich das ganze Geheimnis dreht. Am Dienstag abend bin ich sowohl von Oberst Roß, dem Eigentümer des Pferdes, als auch von Polizeiinspektor Gregory, dem der Fall übergeben wurde, auf telegraphischem Wege um meine Mitarbeit gebeten worden.«
»Am Dienstag abend!« rief ich. »Und heute ist schon Donnerstag. Warum bist du denn nicht gestern hingefahren?«
»Weil ich mich in einem Irrtum befand, lieber Watson – was leider häufiger vorkommt, als die Leute glauben mögen, die mich aus deinen Aufzeichnungen kennen. Ich hielt es nämlich nicht für möglich, daß das berühmteste Rennpferd Englands lange verborgen bleiben könnte, noch dazu in einer so öden Gegend, wie der Norden von Dartmoor es ist. Von Stunde zu Stunde habe ich gestern auf die Nachricht gewartet, daß man sein Versteck entdeckt hat, und daß der Räuber des Pferdes zugleich John Strakers Mörder ist. Als aber die Zeitungen heute, außer der Festnahme des jungen Fitzroy Simpson, nichts Neues brachten, da fühlte ich wohl, daß etwas geschehen müsse und es für mich