Father Brown - Krimis. Гилберт Кит ЧестертонЧитать онлайн книгу.
ection>
G. K. Chesterton
Father Brown - Krimis
Priester und Detektiv: Der geheime Garten + Das Verhängnis der Darnaways + Das blaue Kreuz…
Books
- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-0667-4
Inhaltsverzeichnis
Die Sünden des Prinzen Saradin
Das Zeichen des zerbrochenen Schwertes
Das blaue Kreuz
Zwischen dem Silberbande des Morgens und dem grünen, glitzernden Bande der See legte das Dampfboot in Harwich an und ließ einen Schwarm Volkes entweichen, aus dem der Mann, dem wir folgen müssen, keineswegs hervorstach – noch es zu tun wünschte. Außer einem leichten Gegensatze zwischen der feiertäglichen Lebhaftigkeit seiner Kleidung und dem offiziellen Ernste seines Gesichtes war nichts Bemerkenswertes an ihm. Zu seiner Kleidung gehörte eine leichte, hellgraue Jacke, eine weiße Weste und ein Silberstrohhut mit blaugrauem Bande. Sein mageres Gesicht, das der Gegensatz dunkel erscheinen ließ, endete in einen kurzen, schwarzen Spitzbart, der spanisch aussah und eine Halskrause, wie man sie unter Elisabeth trug, zu verlangen schien. Mit dem Ernste eines Müßiggängers rauchte er eine Zigarette. Nichts an ihm deutete an, daß die graue Jacke einen geladenen Revolver, die weiße Weste einen Polizeipaß oder der Strohhut einen der scharfsinnigsten Köpfe Europas bedeckte. Denn es war Valentin selbst, das Haupt der Pariser Polizei und die berühmteste Spürnase der Welt, und er befand sich auf dem Wege von Brüssel nach London, um die bedeutendste Verhaftung des Jahrhunderts vorzunehmen.
Flambeau war in England. Die Polizei dreier Länder hatte endlich die Spuren des großen Verbrechers von Gent nach Brüssel und von Brüssel nach dem Hoek van Holland verfolgt; man mutmaßte, er würde die günstige Gelegenheit des Durcheinanders und des Fremdenandranges beim Eucharistischen Kongresse, der damals in London tagte, ausnützen. Wahrscheinlich würde er als irgendwelcher niedere Geistliche oder als eine Art von Kongreßsekretär reisen, aber gewiß konnte das natürlich Valentin nicht wissen; bei Flambeau war niemand sicher.
Es sind jetzt viele Jahre her, seit dieses Ungetüm eines Verbrechers, das die Welt in Angst hielt, plötzlich verschwand, und als es verschwand, war, wie man dies nach dem Tode Rolands sagte, eine große Ruhe auf Erden entstanden. Doch in seinen besten Tagen (ich meine natürlich seine schlimmsten) war Flambeau eine ebenso überragende und internationale Gestalt wie der Kaiser. Nahezu jeden Morgen berichteten die Blätter, daß er sich den Folgen eines außergewöhnlichen Verbrechens dadurch entzogen habe, daß er ein neues beging. Flambeau war ein Gaskogne von riesigem Wuchse und wahrer Tollkühnheit, und die wildesten Dinge erzählte man sich von den Ausbrüchen seines athletischen Temperamentes, z. B. wie er den Untersuchungsrichter auf den Kopf stellte, um ihm den Verstand zu klären, oder wie er mit je einem Polizisten unterm Arme die Rue de Rivoli hinabrannte. Um aufrichtig gegen ihn zu sein, muß jedoch gesagt werden, daß er seine ungewöhnliche Körperkraft im allgemeinen selten in solch unblutigen, wenn auch seiner Würde wenig förderlichen Auftritten zur Anwendung brachte; seine eigentlichen Verbrechen bestanden hauptsächlich in geistvollen, erfindungsreichen Räubereien im großen Stile. Doch jeder seiner Diebstähle bildete nahezu eine neue Art von Vergehen und würde für sich schon eine besondere Geschichte ausmachen. Er war es, der die große Tiroler Molkerei-Gesellschaft in London ins Leben rief, ohne Molkerei, ohne Kühe, ohne Karren, ohne Milch, jedoch mit einigen tausend Abnehmern. Diese bediente er einfach dadurch, daß er die kleinen Milchkannen vor anderer Leute Türen vor die seiner eigenen Kunden schob. Er war es gewesen, der einen unerklärlichen und geheimen Briefwechsel mit einer jungen Dame unterhielt, der aufgefangen wurde, und wobei er sich des außerordentlichen Tricks bedient hatte, seine Mitteilungen in unendlicher Verkleinerung auf Mikroskops zu photographieren. Eine große Einfachheit kennzeichnete jedoch viele seiner Versuche. Einmal soll er in der Totenstille der Nacht alle Hausnummern einer Straße übermalt haben, nur um einen Reisenden in eine Falle zu locken. Es ist vollkommen richtig, daß er einen tragbaren Briefkasten erfunden hatte, den er in ruhigen Vorstädten an den Ecken anbrachte, um etwaige Postanweisungen abzufangen. Kürzlich noch lernte man ihn auch als geschickten Akrobaten kennen; trotz seiner mächtigen Gestalt wußte er wie eine Heuschrecke zu springen und wie ein Affe in den Baumkronen zu verschwinden. Daher war sich der große Valentin, als er Flambeau zu finden sich anschickte, vollkommen bewußt, daß, wenn er ihn auch gefunden haben würde, damit seine Abenteuer nicht beendet wären.
Doch wie sollte er ihn finden?
Darüber waren Valentins Gedanken noch zu keinem Schlusse gekommen.
Ein Ding gab es, das Flambeau bei all seiner Geschicklichkeit im Verkleiden nicht verbergen konnte, und das war seine ausnehmende Größe. Wenn Valentins flinkes Auge ein hochgewachsenes Apfelweib, einen großen Grenadier oder selbst eine erträglich große Herzogin entdeckt hätte, er würde sie auf der Stelle verhaftet haben. Doch während der ganzen Fahrt war ihm niemand untergekommen, der ein verkappter Flambeau hätte sein können. Bezüglich der Leute auf dem Dampfboote hatte er sich bereits vergewissert, und diejenigen, welche in Harwich vom Zuge aufgelesen worden waren, beschränkten sich mit Sicherheit nur auf sechs. Da war ein kurzer Eisenbahnbeamter, der bis London mitfuhr, dann drei ziemlich kurze Grünzeughändler, welche zwei Stationen später hinzugekommen waren, eine sehr kurze Witwe aus gutem Hause aus einer kleinen Stadt in Essex und ein sehr kurzer römisch-katholischer