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Glaube Liebe Hoffnung. Ein kleiner Totentanz. Ödön von HorváthЧитать онлайн книгу.

Glaube Liebe Hoffnung. Ein kleiner Totentanz - Ödön von Horváth


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      Ödön von Horváth

      Glaube Liebe Hoffnung

      Ein kleiner Totentanz

      Herausgegeben von Klaus Kastberger und Martin Vejvar

      Reclam

      Die Arbeiten an diesem Band wurden im Rahmen eines vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF; P 28127 G23) unterstützten Projektes am Franz-Nabl-Institut der Universität Graz durchgeführt. Dank für die Zurverfügungstellung der Faksimiles an die Österreichische Nationalbibliothek, Wien, und die Wienbibliothek im Rathaus.

      Glaube Liebe Hoffnung erscheint als Band 5 der historisch-kritischen Wiener Ausgabe sämtlicher Werke Ödön von Horváths, Berlin: de Gruyter 2009 ff.

      2020 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH & Co. KG, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

      © Thomas Sessler Verlag GmbH, 1932. Alle Rechte vorbehalten. Insb. bedürfen sämtliche bühnenmäßige Aufführungen der gesonderten Genehmigung durch die Thomas Sessler Verlag GmbH. Die Aufführungsgenehmigung muss vor Probenbeginn eingeholt werden.

      Covergestaltung: Cornelia Feyll, Friedrich Forssman

      Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

      Made in Germany 2020

      RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

      ISBN 978-3-15-961707-7

      ISBN der Buchausgabe 978-3-15-019682-3

       www.reclam.de

      Inhalt

        Glaube Liebe Hoffnung

        Material zur Textgenese

        Material zum Kontext

        Editorische Notiz

        Anmerkungen

        Literaturhinweise

        Nachwort

       [5]Glaube Liebe Hoffnung

      Ein kleiner Totentanz in fünf Bildern von Ödön Horváth

      Dieses Theaterstück wurde unter Mitarbeit von Lukas Kristl verfasst.

       [7] Randbemerkung

      von Ödön Horváth

      Februar 1932 traf ich auf der Durchreise in München einen Bekannten, namens Lukas Kristl, der schon seit einigen Jahren Gerichtssaalberichterstatter ist. Er sagte mir damals ungefähr folgendes: ich (Kristl) verstehe die Dramatiker nicht, warum nämlich diese Dramatiker, wenn sie Tatbestand und Folgen eines Verbrechens dramatisch bearbeiten, fast immer nur sogenannte Kapitalverbrechen bevorzugen, die doch relativ selten begangen werden -- und warum sich also diese Dramatiker fast niemals um die kleinen Verbrechen kümmern, denen wir doch landauf-landab tausendfach und tausendmal begegnen, und deren Tatbestände ungemein häufig nur auf Unwissenheit basieren und deren Folgen aber trotzdem fast ebenso häufig denen des lebenslänglichen Zuchthauses mit Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte, ja selbst der Todesstrafe ähneln.

      Und Kristl erzählte mir einen Fall aus seiner Praxis -- und aus diesem alltäglichen Fall entstand der kleine Totentanz »Glaube Liebe Hoffnung«. Die Personen Elisabeth, den Schupo (Alfons Klostermeyer), die Frau Amtsgerichtsrat und den Oberinspektor hat Kristl persönlich gekannt. Es ist mir ein Bedürfnis, ihm auch an dieser Stelle für die Mitteilung seiner Materialkenntnisse und für manche Anregung zu danken.

      Kristls Absicht war, ein Stück gegen die bürokratisch-verantwortungslose Anwendung kleiner Paragraphen zu schreiben -- aber natürlich in der Erkenntnis, dass es kleine Paragraphen immer geben wird, weil es sie in jeder wie auch immer gearteten sozialen Gemeinschaft geben muss. Zuguterletzt war also Kristls Absicht die Hoffnung, dass man jene kleinen Paragraphen vielleicht (verzeihen Sie bitte das harte Wort!) humaner anwenden könnte.

      [8]Und dies war auch meine Absicht, allerdings war ich mir jedoch dabei im Klaren, dass dieses »gegen kleine Paragraphen« eben nur das Material darstellt, um wiedermal den gigantischen Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft zeigen zu können, dieses ewige Schlachten, bei dem es zu keinem Frieden kommen soll -- höchstens, dass mal ein Individuum für einige Momente die Illusion des Waffenstillstandes geniesst.

      Wie bei allen meinen Stücken habe ich mich auch bei diesem kleinen Totentanz befleissigt, es nicht zu vergessen, dass dieser aussichtslose Kampf des Individuums auf bestialischen Trieben basiert, und dass also die heroische und feige Art des Kampfes nur als ein Formproblem der Bestialität, die bekanntlich weder gut ist noch böse, betrachtet werden darf.

      Wie in allen meinen Stücken habe ich auch diesmal nichts beschönigt und nichts verhässlicht. Wer wachsam den Versuch unternimmt, uns Menschen zu gestalten, muss zweifellos (falls er die Menschen nicht indirekt kennengelernt hat) feststellen, dass ihre Gefühlsäusserungen verkitscht sind, das heisst: verfälscht, verniedlicht und nach masochistischer Manier geil auf Mitleid, wahrscheinlich infolge geltungsbedürftiger Bequemlichkeit -- wer also ehrlich Menschen zu gestalten versucht, wird wohl immer nur Spiegelbilder gestalten können, und hier möchte ich mir erlauben, rasch folgendes zu betonen: ich habe und werde niemals Juxspiegelbilder gestalten, denn ich lehne alles Parodistische ab.

      Wie in allen meinen Stücken versuchte ich auch diesmal, möglichst rücksichtslos gegen Dummheit und Lüge zu sein, denn diese Rücksichtslosigkeit dürfte wohl die vornehmste Aufgabe eines schöngeistigen Schriftstellers darstellen, der es sich manchmal einbildet nur deshalb zu schreiben, damit die Leut sich selbst erkennen. Erkenne Dich bitte selbst! Auf dass Du Dir jene Heiterkeit erwirbst, die Dir Deinen Lebens- und Todeskampf erleichtert, indem Dich nämlich die liebe [9]Ehrlichkeit gewiss nicht über Dich (denn das wäre Einbildung), doch neben und unter Dich stellt, so dass Du Dich immerhin nicht von droben, aber von vorne, hinten, seitwärts und von drunten betrachten kannst! --

      »Glaube Liebe Hoffnung« könnte jedes meiner Stücke heissen. Und jedem meiner Stücke hätte ich auch folgende Bibelstelle als Motto voraussetzen können, nämlich:

      Und der HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen, denn das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf; und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles was da lebet, wie ich getan habe. So lange die Erde stehet, soll nicht aufhören Samen und Ernte,


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