Seawalkers (3). Wilde Wellen. Katja BrandisЧитать онлайн книгу.
Katja Brandis
Seawalkers
Wilde Wellen
Bücher von Katja Brandis im Arena Verlag:
Woodwalkers. Carags Verwandlung
Woodwalkers. Gefährliche Freundschaft
Woodwalkers. Hollys Geheimnis
Woodwalkers. Fremde Wildnis
Woodwalkers. Feindliche Spuren
Woodwalkers. Tag der Rache
Seawalkers. Gefährliche Gestalten
Seawalkers. Rettung für Shari
Khyona – Im Bann des Silberfalken
Khyona – Die Macht der Eisdrachen
Katja Brandis, Jahrgang 1970, hat Amerikanistik, Anglistik und Germanistik studiert und als Journalistin gearbeitet. Schon in der Schule liehen sich viele Mitschüler ihre Manuskripte aus, wenn sie neuen Lesestoff brauchten. Inzwischen hat sie zahlreiche Romane für Jugendliche veröffentlicht, zum Beispiel Khyona, Gepardensommer, Floaters – Im Sog des Meeres oder Ruf der Tiefe. Die begeisterte Taucherin hat in den Meeren dieser Welt schon unvergessliche Begegnungen mit Haien, Delfinen und Rochen erlebt. Sie lebt mit Mann, Sohn und drei Katzen, von denen eine ein bisschen wie ein Puma aussieht, in der Nähe von München.
www.katja-brandis.de
YouTube: Katja Brandis Autorin
Katja Brandis
Wilde Wellen
Zeichnungen von Claudia Carls
Für Basti und Flo
Ein Verlag der westermann GRUPPE
1. Auflage 2020
© 2020 Arena Verlag GmbH, Rottendorfer Str. 16, 97074 Würzburg
Alle Rechte vorbehalten
Dieses Werk wurde vermittelt durch die
Autoren- und Projektagentur Gerd F. Rumler (München).
Cover und Innenillustrationen: Claudia Carls
E-Book-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund, www.readbox.net
E-Book ISBN 978-3-401-80906-9
Besuche den Arena Verlag im Netz:
www.arena-verlag.de
Was passiert, wenn jemand über die sozialen Medien tausend Freunde zu einer Party einlädt? Ihr könnt es euch denken. So was Ähnliches ist bei uns an der Blue Reef Highschool passiert – unsere Python-Wandlerin Ella hat sämtlichen Freunden und Verwandten aus den Everglades-Sümpfen vorgeschlagen, zu uns an die Schule zu kommen. Gestern, am Sonntagabend, sind jede Menge von ihnen aufgekreuzt. Das hat mir gerade noch gefehlt, denn eigentlich schlage ich mich schon mit genug eigenen Problemen herum – zum Beispiel Mitschülern, die Angst vor meinem Tigerhai-Ich haben, Eltern, die nichts von mir wissen wollen, und einem Delfinmädchen, das sauer auf mich ist.
Eine Python im Donut
Man kann Leute auf gemeine und auf nette Art wecken. Die netten Arten, meinen Freund und Mitbewohner Jasper wach zu kriegen – am Bauch kitzeln, frisches Brötchen unter die Nase halten, laut seinen Lieblingssong singen –, hatte ich alle schon ausprobiert. Also waren jetzt die gemeinen Arten dran, denn ich wollte nicht, dass er einen Verweis fürs Zuspätkommen kassierte. Ich hockte mich hin, musterte das braune Gürteltier, das friedlich unter dem Bett pennte, und schrie dann, so laut ich konnte: »DA KOMMT EINE RIESENFLUTWELLE! RAUS HIER, SCHNELL!«
Flutwelle? Jasper riss die Knopfaugen auf, hüpfte in die Höhe, prallte gegen die Unterseite seines Bettes und schoss dann fiepend zwischen meinen Beinen hindurch auf die halb offene Tür zu.
Verdattert blickte ich ihm hinterher – wow, das hatte wirklich gut funktioniert.
»Ach, das war nur ein Probealarm«, beruhigte ich ihn. »Wir gehen frühstücken, kommst du?«
Zum Glück hatte niemand sonst meinen Alarmruf gehört, die anderen Schüler waren längst in der Cafeteria – nein, nicht alle, dort vorne glitt noch eine Python durch den Palmhain. Das musste einer der neuen Schüler in zweiter Gestalt sein.
Jasper hatte keinen Blick für ihn, misstrauisch setzte er sich vor mir auf die Hinterbeine und blickte mich an. Es kommt also ganz sicher keine Riesenflutwelle?
»Jedenfalls nicht, dass ich wüsste«, versicherte ich meinem Freund.
Haie sind so gemein! Ich hab mich voll erschreckt! Willste mal meinen Puls fühlen? Der jagt immer noch!
»Nein danke«, sagte ich. »Willst du morgen lieber verschlafen?«
Jaja, schon gut, brauchst es nich’ reinzureiben. Jasper-das-Gürteltier schüttelte ein paar Erdkrümel von seinem gepanzerten Rücken, packte mit den Vorderklauen eine seiner Badehosen und trippelte damit zum Waschraum. Als nicht sehr großer Junge mit rundem Gesicht, treuherzigen braunen Augen und Strubbelhaaren kam er wieder zum Vorschein. Er klaubte seine Brille vom Nachttisch und schob sie auf seiner Nase zurecht. »Na, dann los, Tiago. Ich hab Hunger!«
Ich natürlich auch – auch in Menschengestalt können Tigerhaie eine Menge verdrücken. Aber eigentlich war mir viel wichtiger, wen ich wahrscheinlich gleich in der Cafeteria treffen würde. Mein Herz polterte jedes Mal ganz komisch in meiner Brust herum, wenn ich daran dachte, mit was für einem Blick mich Shari nach meiner blöden Bemerkung auf der Geburtstagsparty angeschaut hatte. Wie hatte ich unserem Delfin-Wandler Noah nur etwas so Dämliches antworten können? Ich hatte es – leider! – noch Wort für Wort im Ohr. Bist du etwa auch in sie verliebt? – Blödsinn, wie kommst du denn auf so was? In scheußlich herablassendem Ton, als wäre der Gedanke absurd, als wäre sie nicht gut genug für mich. Zu spät hatte ich gemerkt, dass Shari alles gehört hatte. Jetzt konnte ich ihr noch weniger sagen, dass es stimmte, dass sie nicht nur meine beste Freundin war, sondern mir noch viel mehr bedeutete. Was war, wenn dieses wunderbare Delfinmädchen jetzt nichts mehr von mir wissen wollte?
Noch war Shari nirgends in Sicht … und Jasper und mir fiel auf, dass in der Cafeteria eine Menge Krach herrschte. Dann hörte ich sogar einen Schrei, ein Klirren und Poltern. Verdutzt blickten wir uns an, dann spähten wir durch die gläserne Seitentür der Cafeteria. »Ach, du großer Regenwurm!«, entfuhr es Jasper.
Vorsichtig schoben wir uns durch die Tür und wateten durch das knietiefe Wasser in Richtung des Buffets. Keine Chance, auch nur in die Nähe des Essens zu kommen. Dafür hätte man über die Rücken von sechs Alligatoren balancieren müssen, die sich um Schinken und Käseaufschnitt stritten und beides dabei in kleine Fetzen rissen. Gleichzeitig schlängelte sich eine Woodwalker-Python durch die Frühstückszutaten. Mhm, sieht alles lecker aus, womit fang ich an?, hörte ich sie sagen, als sie das Maul weit aufriss, um einen Klumpen Butter zu verschlingen. Mag jemand was Süßes, Leute? Sie kippte mit gekonntem Körperschwung das Glas mit der Ananasmarmelade um,