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Mami Box 1 – Familienroman. Claudia TorweggeЧитать онлайн книгу.

Mami Box 1 – Familienroman - Claudia Torwegge


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      Inhalt

       E-Book 1-5

       Nicht mehr verstoßen …

       Ein Brüderchen für Laura

       Dieses Kind gehört nur mir

       Ich hatte einmal einen Sohn …

       Vom Vater nicht geliebt …

Mami – Box 1 –
Nicht mehr verstoßen …

      »Da ist die Kleine ja wieder«, bemerkte Edgar Gerstner und ließ die Zeitung sinken.

      Seine Frau Vera folgte seinem Blick. Das Kind im kurzen Hängekleidchen stand bei den Blumenbeeten im Vorgarten und machte sich da zu schaffen. Immer wieder bückte es sich und zupfte daran herum. Wenn es sich aufrichtete, sah es zu den beiden hin, die da auf der ebenerdigen Terrasse in bequemen Korbstühlen saßen und es beobachteten. Das Kind schien es nicht zu stören, im Gegenteil, es schien, als warte es auf etwas.

      »Komm mal her, was tust du denn da?« sagte Vera endlich mit erhobener Stimme.

      Das kleine Mädchen gehorchte sofort.

      »Ich mach’ nur weg, was da so dazwischen wächst«, erklärte es eifrig. »Hier, das schlingt sich da rum, und dann kriegen die Blumen keine Luft mehr.« Zum Beweis hielt es das kleinwüchsige Unkraut in seinem Händchen empor.

      »So so, du nimmst uns die Gartenarbeit ab«, lächelte Vera.

      »Ja, das hab ich auch getan, wie Sie weg waren. Aber eine Blume hab ich nie weggenommen, das wär ja gestohlen«, versicherte es ernsthaft. Nach einer kleinen, unschlüssigen Pause fügte es schüchtern hinzu: »Sie waren lange weg, nicht?«

      »Wir waren verreist«, sagte Vera.

      Das Kind nickte. »Darum sind Sie auch so braun. Das waren Sie vorher nicht. Da war wohl viel Sonne?«

      »Wir haben dich schon öfter hier gesehen«, mischte sich der Hausherr ein. »Wie heißt du denn?«

      »Ich heiße Isabella. Das ist der schönste Name, den es überhaupt gibt.«

      »Dann hast du ja Glück gehabt, daß deine Eltern dich so getauft haben«, äußerte Edgar Gerstner mit einem leisen Schmunzeln. »Schimpfen die denn nicht mit dir, wenn du in fremde Gärten gehst?«

      Isabella schüttelte den Kopf. »Meine Mama schimpft nie mit mir, die ist ganz lieb, und mein Papa auch. Ich hab noch eine Schwester und einen Bruder, die sind auch lieb. Mein Bruder wird mich beschützen, wenn ich jetzt bald in die Schule komme und einer frech zu mir ist.«

      Während sie redete, ging ihr Blick über den runden Gartentisch, auf dem, zwischen geleerten Tassen, noch zwei Erdbeertörtchen auf einer Kuchenplatte lagen. Vera kam es vor, als läge etwas Begehrliches darin.

      »Möchtest du gern so ein Törtchen?« fragte sie gutmütig. »Dann setz dich da auf den Hocker und nimm dir eins. Oder warte, ich gebe es dir auf den Teller.«

      Wie die braunen Augen aufleuchteten, als es der Aufforderung folgte. »Das habe ich mir immer gewünscht«, sagte Isabella.

      »Was, Erdbeerkuchen? Den bekommst du doch zu Hause sicher auch mal«, warf Vera hin.

      »Nein, hier bei Ihnen zu sein!«

      Das kam so inbrünstig heraus, daß es Vera verwunderte. Was fand sie so Besonderes daran, sie waren doch Fremde für sie. Nun, Kinder hatten sicher manchmal seltsame Ideen.

      Ihr Mann hatte wieder nach der Zeitung gegriffen. Vera betrachtete ihren kleinen Gast, der sich auch das zweite Törtchen noch nehmen durfte. Es war kein besonders hübsches Kind, dafür war das Gesichtchen zu blaß und zu spitz. Das braune, etwas strähnige Haar war bestimmt nicht von einem Fachmann geschnitten, es hing unordentlich um den schmalen Kopf und in die Stirn. Trotzdem hatte diese Isabella etwas Liebes, irgendwie Rührendes an sich. Eigentlich sah sie noch gar nicht aus wie sechs Jahre, so klein und dünn, wie sie war.

      »Kommst du denn dieses Jahr schon in die Schule?« erkundigte sich Vera.

      »Ja.« Das Kind tupfte mit dem Zeigefinger die letzten Krümel auf. »Weil ich im Mai doch schon sechs geworden bin. Darum bin ich auch schon zu alt…« Es stockte.

      »Zu alt?« wiederholte Vera verblüfft. »Was soll denn das heißen?«

      »Och, nur so…« Isabella wurde rot und sah beiseite. Eigentlich müßte sie wohl jetzt gehen, statt dessen fragte sie: »Darf ich noch ein bißchen bleiben?« Ihr Blick ging zu dem Haus.

      »Ja, ich weiß nicht – wirst du denn nicht zu Hause erwartet? Wo wohnst du denn?«

      »Dort hinten.« Es folgte eine Armbewegung in eine unbestimmte Richtung. »Das ist so ein wunderschönes Haus«, redete das Kind mit einem verträumten Ausdruck weiter, »und so groß. Wohnen Sie da allein drin?«

      »Ja. Aber so groß ist es gar nicht. Oben sind die Schlafzimmer und unten der Wohnraum. Sonst noch etwas, du kleine Neugier?« Es klang scherzhaft aus Veras Mund.

      »Drinnen ist es sicher auch schön, so mit Bilder und Teppichen, ja?«

      »Nun ist es aber genug.« Das war Edgar, dem das Frage- und Antwortspiel langsam zuviel wurde. »Du machst dich jetzt besser auf den Heimweg, Kind. Nicht, daß deine Mutter dich noch sucht.«

      Das Mädchen erwachte aus seiner träumenden Bewunderung des Hauses und stand auf. »Auf Wiedersehen«, sagte es und streckte zuerst Vera, dann dem Mann das schmale Händchen entgegen. »Und vielen Dank auch.«

      »Auf Wiedersehen, Isabella.«

      Sie sahen der kleinen Gestalt nach, die sich zögernd entfernte. Vorn, an der Straße drehte sie sich noch einmal um und winkte. Vera winkte lächelnd zurück.

      »Ein komisches kleines Ding«, bemerkte Edgar.

      »So komisch fand ich sie eigentlich nicht«, meinte seine Frau etwas nachdenklich und begann, die Tassen zusammenzustellen.

      »Na, hör mal! Wenn ich sie nicht weggeschickt hätte, wären wir sie wohl nicht mehr losgeworden. Geht einfach zu irgendwelchen fremden Leuten…« Er schüttelte den Kopf.

      Vera trug das Geschirr auf einem Tablett hinein. Freilich hatten sie es schön in ihrem schmucken Haus. Die Kleine hätte sich nur zu gern darin umgesehen, das hatte sie gemerkt. Aber das führte zu weit.

      Sie selber genoß es auch, nach der weiten Reise wieder daheim zu sein. Sie waren dieses Jahr in die Karibik geflogen, doch das war nicht ihre Welt. Laute Disco-Musik über den »Traumstränden«, im Riesenhotel viel Stillosigkeit. Man sollte eben nicht dem allgemeinen Trend folgen. Oder sie hatten einfach Pech gehabt. Zum Glück hatte Edgar noch eine Woche Ferien, um sich davon zu erholen. Der Sommer lag auch noch vor ihnen, denn es war erst Mitte Juni. Sie würden noch viele schöne Wochenenden haben, mit dem Boot draußen auf dem See, das ihnen gehörte.

      Am Abend kam ihre Schwester Jenny, um sich von ihrem Urlaub erzählen zu lassen. Da sie bereits etwas Abstand hatten, berichteten Vera und Edgar eher amüsiert von ihrem Abenteuer. Sie vermochten jetzt schon über manches zu lachen, was sie geärgert hatte.

      »Trotzdem«, seufzte Jenny, »ihr kommt wenigstens mal raus und seht ein Stück von der Welt. Ihr könnt doch planen, wie ihr wollt. Wenn ich denke, wie angebunden ich dagegen bin: der Haushalt, die Kinder und das Geschäft, mit dem Dieter verheiratet ist.«

      »Mach nicht so eine verdrossene Miene, Jenny, das steht dir nicht«, sagte Edgar mit einem


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