Seit 1974 eilt die großartige Serie von Patricia Vandenberg von Spitzenwert zu Spitzenwert und ist dabei längst der meistgelesene Arztroman deutscher Sprache. Die Qualität dieser sympathischen Heldenfigur hat sich mit den Jahren durchgesetzt und ist als beliebteste Romanfigur überhaupt ein Vorbild in jeder Hinsicht. Dr. Daniel Norden kannte Anja Neudeck seit fünf Jahren, und er kannte sie als eine unkomplizierte Patientin. Mal eine Magenverstimmung, mal eine kleine Verletzung. Es war bisher nur eine Grippe gewesen, die sie tatsächlich mal für ein paar Tage ins Bett gezwungen hatte, aber sie bezeichnete sich selbst als einen Stehauf. Anja war vierunddreißig und eine attraktive Frau. Sie verstand sich zu kleiden, modisch und doch immer damenhaft. Sie hatte wunderschönes kupferfarbenes Haar, das keiner Nachhilfe bedurfte, graugrüne Augen, die immer einen rätselhaften Ausdruck hatten, aber seit einiger Zeit sehr melancholisch blickten. Dr. Norden wusste, was sie bedrückte. Sie war seit vierzehn Jahren mit Peter Neudeck verheiratet und hatte alles, was eine Frau sich wünschen konnte, nur kein Kind, und das wünschte sie sich sehnlichst. Sie hatte darüber nie so offen, ja fast entsagungsvoll gesprochen, wie an diesem Tag. Sie war zu Dr. Norden gekommen, Migräne vorschützend, aber sie wollte sich eigentlich nur aussprechen und seinen Rat einholen.