Wolfsblut ist in mancher Hinsicht das Gegenstück zu Jack Londons früherem Roman Der Ruf der Wildnis. Während dort ein Hund in der Einöde Alaskas zum reißenden Wolf wird, ist es hier ein Halbwolf, der sich nach und nach zu einem angepassten «besten Freund» seines Herrn entwickelt. Jack London war einer der Ersten, der die Bedeutung der Umwelt für die Entwicklung einer Persönlichkeit – und sei es die eines Tieres – in Romanform beschrieb. Trotz seiner psychologischen Finessen ist Wolfsblut über weite Strecken ein klassischer Abenteuerroman, der nicht zuletzt von den beeindruckenden Naturbeschreibungen der kanadischen Wildnis rund um den Yukon lebt. Hier herrscht das Gesetz des Stärkeren, und London schildert den brutalen Zyklus vom Fressen und Gefressen werden unverhohlen und oft kommentarlos. Daraus destilliert er die «Überlebensregeln» seines tierischen Protagonisten, der dem Leser trotz der blutigen Spur, die er hinterlässt, ans Herz wächst. Der Halbwolf Weißzahn überlebt als einziger Welpe seines Rudels eine schlimme Hungersnot und tritt seine Reise ins Leben an. Zunächst landet er bei einem Indianerstamm, wo er als Außenseiter behandelt wird. Er wird verkauft und muss sich in der Hundekampfarena gegen gefährliche Feinde zur Wehr setzen, bis er schließlich in dem jungen Weedon Scott einen freundlichen Herrn findet, dem er treu ergeben ist.