Hubertus Link, 53, ist ein erfolgreicher Internet-Unternehmer, aber einer auf Abwegen. «Du musst dein Leben ändern!», aber wie? Es muss etwas Großes sein, etwas Radikales, etwas, das ihn an den Abgrund führt. Es muss etwas sein, das ihm zu einer maximalen Sichtbarkeit verhilft, zunächst in den sozialen Medien und anschließend darüber hinaus. Link entführt Sebastian Molitor, 22, den Sohn des Millionärs Friedrich Molitor, in dem er den Vertreter einer Generation sieht, die er zutiefst verachtet. "Sebastian ist das alles ins schöne Gesicht geschrieben, der erfolgreiche Vater, die für einen 22-Jährigen unfassbare Selbstgenügsamkeit, die Denkfaulheit, sein kleinmütiger, unauffälliger Narzissmus, sein Nicht-Getriebensein, diese totale Langeweile, ausstaffiert mit Partys, netten Freunden, interessanten Praktika und einem Studium der BWL. Meine Aufgabe ist, seinen Gesichtsausdruck grundlegend zu verändern. Wenn er es überlebt, wird die Entführung für Sebastian Molitor etwas sein, was alles zum Besseren wendet. Etwas, was einen Menschen aus ihm macht, dem man nicht mehr unbedingt, sofort und mit aller Gewalt, in die Fresse schlagen möchte." Es geht Link nicht um Geld oder Sex, sondern um die Tat an sich, mit der er ein Zeichen setzen will. Deshalb «überträgt» er die Entführung teilweise auf Facebook, was der Entführung einen besonderen Spin geben soll. Das funktioniert, die im Internet-Business geltenden «Leistungskennziffern», also Traffic, Awareness, Social Buzz, entwickeln sich prächtig. Die eigentliche Entführung aber erweist sich zunehmend als Alptraum – in einem dramatischen Showdown schießt sich Link eine Kugel in den Kopf. Sebastian Molitor nutzt seine neue Bekanntheit und gründet nach der Entführung auf Facebook eine politische Bewegung im Sinne Links, die schnell viele Anhänger gewinnt und sich zunehmend radikalisiert. Molitor und seine Mitstreiter ziehen alle Register, zum Einsatz kommen Social Bots, Fake News, Crowd-Sourcing und durch Maschinen erzeugter Traffic.