Gerhard Grote war, im Widerspruch zu seinem Namen, kein großer Mann. Nein, körperlich war er eher etwas klein, fast kümmerlich geraten. Und wenn oft von solchen zu kurz Geratenen gesagt wird «Klein, aber oho!» so traf nicht einmal dies auf ihn zu: Er war auch noch ein ausnehmend schüchterner junger Mann, ohne jegliches Selbstvertrauen. Bei solch körperlicher und seelischer Beschaffenheit hatte es einer langen Zeit bedurft, bis Gerhard Grote nur sich selbst im stillen Kämmerlein zu gestehen wagte, daß er sie … Aber jedenfalls war solch Geständnis erst dann erfolgt, als er abends im Bett lag und das Licht gelöscht hatte. Nun war es also vollkommen dunkel … Das heißt, in allerletzter Zeit war er manchmal schon so früh ins Bett gegangen, daß es noch gar nicht richtig dunkel war. Woran das nun immer liegen mochte, daß er jetzt schon so früh ins Bett ging, vielleicht ermüdete ihn seine Büroarbeit mehr als früher? Also, ob ganz dunkel oder halb dunkel oder dämmerig oder fast noch hell, da lag er nun im Bette und dachte. Er erinnerte sich … Oder er malte sich auch aus – er malte sich Situation auf Situation aus, stundenlang – er kam direkt mit seinem Schlaf zu kurz, obwohl er seiner geschäftlichen Übermüdung wegen immer früher ins Bett stieg! Bei solchem hartnäckig fortgesetzten Lebenswandel war es schließlich unvermeidlich, daß Gerhard Grote endlich doch, trotz Schüchternheit und Kümmerlichkeit, die herrliche Entdeckung machte, daß er sie liebte, daß er ihretwegen so zeitig schlafen ging, um von ihr mit offenen Augen träumen zu können … Gott, als er sich das erst eingestanden, als er den Mut aufgebracht hatte, sich selbst zu glauben, er, der kleine Grote, liebe, liebe ganz allein, für sich privat gewissermaßen, eine vollkommen selbständige Aktion, nur zur Freude von Gerhard Grote unternommen – Himmel, wie beseligt war er da! Er stand doch wahrhaftig mitten in der stickedustern Nacht auf, suchte im Dunkeln seine lange vernachlässigten Hanteln aus dem …