Gisela, seit dem Tod ihres Mannes alleinerziehende Mutter des kleinen Momo, eines Kindes mit Handicap, betreibt einen Blumenstand auf dem Viktualienmarkt und gibt Momo in die Tagesbetreuung, wo er sich eng an den Pfleger Jo Braun anschließt. Momo ist Sportfan und liebt Basketball, ist auch trotz seiner Diabetes und seines Herzklappenfehlers gern aktiv. Als Gisela wegen einer OP an der Bandscheibe in die Behnisch-Klinik geht, empfindet Momo es als großes Abenteuer, in dieser Zeit bei Jo und seiner Freundin, der Kinderpsychologin Heike, wohnen zu dürfen. Doch eines Tages vergisst der Junge, sich Insulin zu spritzen, und bricht beim Basketballspiel im Hinterhof zusammen. Jo bringt ihn schnellstens in die Behnisch-Klinik, wo er rasch stabilisiert werden kann, doch der sensible Jo macht sich trotzdem große Vorwürfe. Nach der OP muss Gisela zur Reha, und ihr Standnachbar Herbert bietet an, sich um ihr Geschäft zu kümmern, wie er sich auch schon während ihres Klinikaufenthaltes um sie gekümmert hat. Seinen Antrag nimmt sie erst an, als sie sicher sein kann, dass Herbert sich auch gut mit Momo versteht. Fee und Daniel Norden machen sich indessen Gedanken darum, wie sie dem kleinen Momo helfen könnten, sich seinen innigsten Wunsch zu erfüllen: eines Tages an den Paralympics teilzunehmen … Das durchdringende Rasseln des Weckers riss Dr. Heike Kreisler mitten aus dem tiefsten Schlummer. Nur sehr widerwillig löste sie sich von der schönen Aussicht auf die Bay von San Francisco und öffnete mit Mühe ein halbes Auge. Der schmale Spalt genügte, um dem Ungetüm aus Blech vom Flohmark mit einem Handkantenschlag den Garaus zu machen. Danach versanken die brandroten Locken mit Genuss wieder unter der geblümten Bettdecke. Heike war eine ausgesprochene Langschläferin, sie gehörte eindeutig zur Spezies der Eulen und liebte an ihrem Beruf als Kinderpsychologin unter anderem die Möglichkeit, Nachtdienst zu schieben. Nicht, dass dabei auf der Pädiatrie der Münchner Behnisch-Klinik allzu viel geschah. Doch Heike war eben noch hellwach, wenn der Mond über die Doppeltürme der Liebfrauenkirche lugte, und hatte dann Ruhe und Muße zum Arbeiten. In den stillen Stunden der Kliniknacht ließ es sich wunderbar schmökern, forschen, und – wenn nötig – konnte man auch die Krankenberichte auf den neuesten Stand bringen. Am Vortag hatte Heike keinen Nachdienst gehabt, war aber doch erst weit nach Mitternacht ins Bett gekommen, weil sie noch sehr ausführlich mit ihrer Schwester Margie telefoniert hatte. Heike war eine echte Berliner Pflanze. Geboren und aufgewachsen in Mitte, mit einem halben Dutzend Geschwistern, von denen sie die Mittlere war. Die Mutter hatte einen kleinen Blumenladen betrieben, der Vater war Busfahrer. Heike war die Einzige der Kreisler-Geschwister mit höheren Neigungen, wie der Vater das ausgedrückt hatte. Sie wollte Abi machen und studieren, Ärztin werden. Nicht ganz leicht in einer Familie von zukünftigen Busfahrern, Verkäuferinnen und Mechanikern. Sie hatte das praktische Talent des Vaters geerbt, konnte alles reparieren, was einen Motor hatte, und die Liebe der Mutter zu Blumen und Büchern. Woher der Wunsch zu studieren kam, war den Eltern ebenso suspekt gewesen wie ihren Geschwistern. Man hatte sie gehänselt und ausgelacht, die Mutter hatte ihr schließlich zur Güte vorgeschlagen, Arzthelferin zu werden. Doch Heike hatte einen ausgemachten Sturkopf.