Bei der Eröffnung von Teresa Kaysers neuem Geschäft wird ihr das schönste Kleid gestohlen, ein aufwendig gearbeitetes Ballkleid. Wenig später sieht Teresa Bilder der bekannten Schauspielerin Corinna Erichsen – in ihrem Kleid. Als sie Kontakt aufnimmt, reagiert die Schauspielerin ungnädig und auch hochmütig. Teresa erstattet Anzeige. Doch als sie wenig später die Wahrheit erfährt, zieht sie die Anzeige zurück. Dem Diebstahl liegt eine alte Geschichte von Konkurrenz und Rache zugrunde, und sie löst sich schließlich anders auf, als von allen Beteiligten erwartet, denn die Diebin findet überraschend ihre große Liebe, Teresa verzichtet auf Geld, und jemand ergreift eine einmalige Chance, begangenes Unrecht wiedergutzumachen. "Der Laden ist wunderschön geworden, Teresa", sagte Antonia Laurin. «Ich finde, er wertet die ganze Straße auf.» «Komisch, so ähnlich hat sich mein Vermieter gestern auch geäußert. Er hatte beinahe Tränen in den Augen, als ich ihn herumgeführt habe. Ich glaube, er hat sich nicht vorstellen können, dass aus seinen etwas heruntergekommenen Räumen etwas Vorzeigbares werden könnte», erwiderte Teresa Kayser mit einem Lächeln. Sie war die zweite Frau von Antonias Vater, Professor Joachim Kayser. Er hatte die Professor-Kayser-Klinik im Münchener Südwesten gegründet, die seit einiger Zeit etwas schlichter ›Kayser-Klinik‹ hieß. Es war Antonias Mann Leon Laurin, der sie seit dem Rückzug seines Schwiegervaters leitete. «Bist du aufgeregt wegen der Eröffnung morgen?», fragte Antonia. «Natürlich, mehr als aufgeregt. Ich glaube, ich habe seit einer Woche nicht mehr richtig geschlafen.» Teresa war Anfang sechzig, eine schöne, schlanke silberhaarige Frau mit unfehlbarem Stilempfinden. Meistens war sie elegant gekleidet, aber sie fühlte sich auch in sportlicher Kleidung wohl, wenn diese dem Anlass entsprach. Teresa hatte ihr gutgehendes Modegeschäft nach ihrer Heirat mit Joachim Kayser aufgegeben und sich erst in letzter Zeit eingestanden, wie schwer ihr das seinerzeit gefallen war. Den Anstoß zu einem Neustart hatte Antonias Entschluss gegeben, in ihren Beruf als Kinderärztin zurückzukehren. Joachim Kayser, der zu seiner Zeit noch ein sogenannter ›Halbgott in Weiß‹ gewesen war, hatte sein Entsetzen deutlich geäußert: sowohl über die Pläne seiner Tochter, die er wegen ihrer vier Kinder verantwortungslos fand, als auch über den Entschluss seiner Frau, denn der hatte natürlich empfindliche Auswirkungen auf seinen und ihren Alltag. Er war es gewöhnt, dass Teresa immer in seiner Nähe war, hatte sich aber nie gefragt, ob ihr vielleicht etwas fehlte.