Grundbegriffe der Philosophie. Группа авторовЧитать онлайн книгу.
Goldie (Hrsg.): Oxford Handbook of the Philosophy of Emotion. Oxford 2008.
Empirismus
Dem E.Empirismus zufolge beruht →WissenWissen auf ErfahrungErfahrung (griech. empeiria). Diese sehr allgemeine Behauptung kann auf unterschiedliche Weise spezifiziert werden. Je nachdem, was unter WissenWissen und ErfahrungErfahrung verstanden und wie die Beziehung des Auf-etwas-Beruhens gedeutet wird, ergeben sich verschiedene Thesen. Doch im Gegensatz zum →RationalismusRationalismus, der die →VernunftVernunft als wichtigste Quelle menschlicher ErkenntnisErkenntnistheorie ansieht, weist der E. diese Rolle stets der ErfahrungErfahrung zu. Indem der E. die ErfahrungErfahrung zur Grundlage des WissenWissens erklärt, wendet er sich gegen den →SkeptizismusSkeptizismus. Vielen empiristischen Auffassungen gemeinsam ist die Zurückweisung der Behauptung, wir verfügten über angeborenes WissenWissen oder angeborene →IdeenIdee und →BegriffBegriffe. Empirismus
Empiristische Positionen finden sich bereits in der Antike (z. B. bei EpikurEpikur) und im Mittelalter (z. B. bei Thomas von AquinThomas von Aquin). Einen Höhepunkt erreichte die Entwicklung empiristischer Denksysteme im 17. und 18. Jh. mit dem Britischen Empirismus, als dessen wichtigste Vertreter John LockeLocke, John, George BerkeleyBerkeley, George und David HumeHume, David gelten. Locke [83]zeigt im ersten Buch seines Essay Concerning Human Understanding (1690), dass Versuche anzugeben, was es heißen kann, eine Vorstellung oder die Kenntnis der WahrheitWahrheit einer AussageAussage sei angeboren, entweder in unhaltbare Thesen münden oder keine Unterscheidung zwischen angeborenen und nicht angeborenen IdeenIdee und Kenntnissen mehr zulassen. LockeLocke, John vergleicht den menschlichen →GeistGeist deshalb mit einem leeren Blatt Papier, das erst von der ErfahrungErfahrung beschrieben wird, und versucht im zweiten Buch des Essay darzulegen, wie alle IdeenIdee aus der WahrnehmungWahrnehmung gewonnen werden können. Locke gilt als Ideen-Empirist. WissenWissen verdankt sich seiner Auffassung nach insofern der ErfahrungErfahrung, als letztlich alle unsere IdeenIdee aus unmittelbar der ErfahrungErfahrung entstammenden IdeenIdee gebildet werden. Ob LockeLocke, John auch ein Aussagen-Empirist ist, dem zufolge sich die WahrheitWahrheit von AussageAussagen nur der ErfahrungErfahrung entnehmen lässt, ist umstritten. Empirismus
BerkeleyBerkeley, George (Treatise Concerning the Principles of Human Knowledge, 1710) postuliert die Unfehlbarkeit unserer aus der WahrnehmungWahrnehmung gewonnenen Kenntnisse. Er stellt fest, dass die traditionelle Annahme einer →SubstanzSubstanz als Trägerin von →EigenschaftenEigenschaften nicht durch ErfahrungErfahrung gerechtfertigt ist, und erklärt wahrnehmbare Dinge zu Bündeln wahrnehmbarer EigenschaftenEigenschaften. Weil wahrnehmbare Eigenschaften nach Berkeley IdeenIdee sind, können wir uns über sie ebenso wenig täuschen, wie wir uns darüber täuschen können, dass wir Schmerzen haben, oder darüber, welche Art von Schmerzen wir haben. Damit ist die SinneswahrnehmungWahrnehmung für BerkeleyBerkeley, George sicheres Fundament menschlicher Erkenntnis,Erkenntnistheorie auf das er verweist, um skeptischeSkeptizismus Positionen zu entkräften. Empirismus
[84]Auch HumeHume, David zufolge beruht unser gesamtes Tatsachenwissen (also unser WissenWissen darüber, was in der WeltWelt der Fall ist) auf unseren Sinneseindrücken. Insofern unsere Kenntnis der WeltWelt über das hinausgeht, was unsere Sinne unmittelbar bezeugen (und bezeugt haben), beruht sie auf induktiven Überlegungen (→InduktionInduktion) und besitzt nicht denselben Grad an Gewissheit wie unsere Kenntnis von Vorstellungsbeziehungen (relations of ideas). Von diesen Beziehungen wissen wir nicht durch ErfahrungErfahrung, sondern durch eine intuitive Einsicht (→IntuitionIntuition) in die notwendige WahrheitWahrheit (→NotwendigkeitNotwendigkeit) bestimmter AussageAussagen, aus denen wir dann weitere AussageAussagen ableiten können. Aber dieses nichtempirische WissenWissen, zu dem nach HumeHume, David das mathematischeMathematik WissenWissen gehört, ist kein WissenWissen über die WeltWelt. Als konsequenter Empirist, dem ausschließlich die ErfahrungErfahrung Quelle eines solchen WissenWissens sein kann, gelangt HumeHume, David in Treatise on Human Nature (1739) und Enquiry Concerning Human Understanding (1748) zu einer Reihe skeptischerSkeptizismus Resultate: Von den Ursachen unserer Sinneseindrücke können wir ebenso wenig Kenntnis haben wie vom Bestehen kausaler bzw. notwendigerNotwendigkeit Verknüpfungen in der WeltWelt (→KausalitätKausalität) oder von der ExistenzExistenz eines denkenden →SubjektSubjekts. Der Schluss von Erfahrenem auf Nicht-Erfahrenes lässt sich rationalVernunft nicht rechtfertigen, sondern ist auf PrinzipPrinzipien der IdeenIdee-Assoziation zurückzuführen, die unser Denken bestimmen. Empirismus
Im 19. Jh. tritt John Stuart MillMill, John Stuart (System of Logic, 1843) als radikaler Empirist hervor, der sogar die Kenntnis mathematischerMathematik WahrheitWahrheiten aus der ErfahrungErfahrung herleiten will. MillMill, John Stuart wird von seinem E. in einen Phänomenalismus geführt, der besagt, dass wahrnehmbare Dinge nichts anderes [85]sind als Mengen möglichMöglichkeiter WahrnehmungWahrnehmungen. Im 20. Jh. erklären die Logischen Empiristen oder Neopositivisten (→PositivismusPositivismus) die SinneserfahrungErfahrung zur Quelle jeder ErkenntnisErkenntnistheorie. Die Bedeutung nicht logischer (→LogikLogik) Ausdrücke soll sich aus der BedeutungBedeutung von Wörtern für unmittelbar Erfahrenes und die WahrheitWahrheit nicht analytischer AussageAussagen (→analytischanalytisch/synthetischsynthetisch) aus der WahrheitWahrheit von AussageAussagen über unmittelbar Erfahrenes ergeben. Weil unklar ist, was das unmittelbar in der ErfahrungErfahrung Gegebene ist und wie eine solche Zurückführung aussehen könnte, und weil wir auch Aussagen verstehen und für wahr halten, die sich offenkundig nicht auf unmittelbar Erfahrenes reduzieren lassen, hat diese Form des E. heute kaum noch Anhänger. Empirismus
Katia Saporiti
William P. Alston: [Art.] Empiricism. In: Edward Craig (Hrsg.): Routledge Encyclopedia of Philosophy. Bd. 3. London / New York 1998. S. 298–303.
Frederick Copleston: A History of Philosophy. Bd. 5: From Hobbes to Hume. London [u. a.] 1959. Nachdr. 2003.
David W. Hamlyn: [Art.] Empiricism. In: Donald M. Borchert (Hrsg.): Encyclopedia of Philosophy. Detroit 2006. Bd. 3. S. 213–221.
Roger S. Woolhouse: The Empiricists. Oxford / New York 1988. Nachdr. 1990.
[86]Erklärung
In einer E.Erklärung wird eine AussageAussage (explanandum = ›das zu Erklärende‹) über ein Ereignis, Gesetz oder eine Tatsache mit Hilfe anderer AussageAussagen (explanans = ›das Erklärende‹) über Ereignisse, Gesetze oder Tatsachen begreiflich gemacht – ›die Titanic sank, weil sie mit einem Eisberg kollidierte‹; ›eine Mondfinsternis tritt auf, weil Sonne, Mond und Erde sich auf einer Linie befinden‹. WissenschaftWissenschaftsphilosophische Theorien der E. zielen auf die Explikation der E.-Praxis der WissenschaftWissenschaften. Sie wollen die zentralen Merkmale wissenschaftlicher E. rekonstruieren, um so über alle inhaltlichen und thematischen Unterschiede hinweg generell zu klären, welche Beziehungen eine AussageAussage explanatorisch relevant für eine andere machen. Neben einer Zahl von Rekonstruktionsansätzen für spezifische E.-Typen wie Funktional-E. in der Biologie (→FunktionFunktion) oder statistische E., sind vier übergreifende Theorien von E. weitverbreitet. Erklärung
Nach dem von Carl Gustav HempelHempel, Carl Gustav und Paul OppenheimOppenheim, Paul (»Studies in the Logic of Explanation«, in: Philosophy of Science 15, 1948) formulierten und von HempelHempel, Carl Gustav (Aspects of Scientific Explanation and Other Essays in the Philosophy of Science, 1965, dt. Teilabdr. 1977) ausgearbeiteten deduktiv-nomologischen oder DN-Modell besitzen wissenschaftliche E. eine einheitliche Struktur: Die erklärungsbedürftige AussageAussage wird aus →NaturgesetzNaturgesetzen und der Beschreibung der vorliegenden Situationsumstände (den »Anfangs- und Randbedingungen«) logisch abgeleitet (→LogikLogik). Die E. des Eintretens einer Mondfinsternis würde also unter Verweis auf die Gesetze der Lichtausbreitung [87]und Planetenbewegung unter Anführung der betreffenden Konstellation der Himmelskörper gegeben. Die Beschreibung dieses Ereignisses ergibt sich deduktivDeduktion aus den genannten Prämissen. Eine DN-E. ist nur dann adäquat, wenn sie sich wesentlich auf NaturgesetzeNaturgesetze (nicht nur auf zufällige Verallgemeinerungen) stützt und ihre Prämissen empirischEmpirie gut bestätigt sind. Erklärung
Gegen das DN-Modell wurde