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Das gefallene Imperium 10: Um jeden Preis. Stefan BurbanЧитать онлайн книгу.

Das gefallene Imperium 10: Um jeden Preis - Stefan Burban


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dem Kerl einen vernichtenden Blick zu. »Schwarz. Das Letzte, was er braucht, sind noch mehr Promille. Ich bin mir nicht einmal jetzt sicher, ob er überhaupt noch Blut im Alkohol hat.«

      Chung wandte sich seinem Vorgesetzten zu, wobei er fast vom Hocker gefallen wäre. »Normalerweise hege ich für Sie den größten Respekt, Major«, lallte er. »Aber da ich gerade dienstfrei habe – vergeben Sie mir bitte meine Offenheit –, warum verpissen Sie sich nicht einfach?«

      Rinaldi stieß ein kurzes, bellendes Lachen aus. »Dienstfrei oder nicht, für das allein könnte ich Sie für ein paar Tage ins Loch werfen lassen.«

      »Warum machen Sie es dann nicht einfach?«

      Rinaldi wurde ernst. »Weil es nicht meine Art ist, jemanden zu bestrafen, der trauert.«

      »Ich trauere nicht.«

      »Oh, doch. Und ich kann Sie gut verstehen.«

      Der Barkeeper stellte eine Tasse dampfenden heißen Kaffees vor die beiden auf die Theke. Rinaldi schnupperte misstrauisch an dem Duft, der davon aufstieg. »Falls da auch nur ein Tropfen Alkohol drin ist, dann komme ich rüber und flöße dir eine ganze Kanne von dem Zeug ein.«

      Der Barkeeper wollte erst über die Bemerkung lachen. Nach einem Blick in Rinaldis Gesicht war der Mann jedoch gar nicht mehr sicher, dass der Major tatsächlich einen Scherz gemacht hatte.

      »Ist sauber«, war alles, was er anschließend erwiderte.

      Rinaldi schob die Tasse auffordernd in Chungs Richtung. Er duldete keinen Widerspruch. Das war beiden klar. »Trinken!«, befahl er.

      Chung betrachtete missmutig die Tasse, nahm sie dann aber auf, pustete etwas auf das Gebräu und nahm einen vorsichtigen Schluck, gefolgt von einem etwas längeren. Er stellte die Tasse ab. Nun, da kein Alkohol mehr nachgeschoben wurde, setzte das Selbstmitleid ein, das jeder kannte, der schon einmal mit einem harten Trinker zu tun gehabt hatte.

      »Sie war nicht nur eine Soldatin unter meinem Kommando«, sagte Chung.

      Rinaldi nickte. »Sie war etwas ganz Besonderes.«

      »Sie war Freundin, Kameradin, langjährige Weggefährtin – und jetzt ist sie tot.«

      Rinaldi meinte, aus den Worten des Mannes eine gewisse Richtung herauszuhören. Daher beschloss er nachzuhaken. »Hatten Sie was miteinander?«

      Chungs Blick flog hoch. »Nein, um Himmels willen! Das meinte ich ganz und gar nicht. Wir waren einfach nur die besten Freunde. Da passt Sex nicht rein. Außerdem haben wir uns gegenseitig öfter den Arsch gerettet, als ich zählen kann. So was schweißt zusammen – und turnt richtig ab. Aber mal wirklich so richtig.«

      Jetzt wusste Rinaldi, worauf der Sergeant hinauswollte. »Es war nicht Ihre Schuld«, wagte er einen mitfühlenden Vorstoß.

      Chung nahm einen weiteren Schluck Kaffee, bevor er antwortete. »Ich habe sie sterben lassen, Major. Ich ließ sie in den Fängen dieses Hinrady zurück und er brach sie einfach entzwei wie einen morschen Zweig. Ohne Zögern. Ohne Mitleid. So sind diese … diese Tiere. Reine Tötungsmaschinen.«

      »Falls es Ihnen ein Trost ist, kein Hinrady hat Argyle II lebend verlassen. Nach dem Eintreffen der Drizil wurde der Planet systematisch gesäubert. Francines Mörder ist tot.«

      »Das tröstet mich überhaupt nicht.«

      »Kann ich nachvollziehen.« Rinaldi sah zu, wie Chung die Tasse vollständig leerte. »Und? Wieder auf dem besten Weg, nüchtern zu werden?«

      Chung grinste über das ganze Gesicht. »Noch lange nicht.«

      »Das hatte ich befürchtet.« Mit erhobener Hand orderte Rinaldi eine zweite Tasse, die auch prompt geliefert wurde.

      »Sie geben nicht auf, oder?«, meinte Chung, während er die zweite Tasse mit ebenso großem Widerwillen betrachtete wie die erste.

      »Ganz sicher nicht«, gab der Major zu. »Sie sind mein bester Unteroffizier. Ich werde Sie nicht hängen lassen.«

      »Ich wünschte, Sie würden es.«

      »Das können Sie getrost vergessen.«

      »Sie sind eine Nervensäge«, versetzte Chung, allerdings ohne jegliche Aggression. Er wirkte lediglich müde und ausgelaugt. Es war eine Müdigkeit des Geistes, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Daran konnte auch der Kaffee nichts ändern.

      Rinaldi seufzte. »Was wäre denn die Alternative gewesen, Chung? Sie mussten Ihre Leute da raus bringen. Sie haben Ihren Trupp gerettet. Es hieß vier Leben abwägen gegen eines. Und Sie haben die korrekte Entscheidung getroffen. Ich hätte sie auch gefällt. Jeder gute Soldat hätte das.«

      »Ich weiß. Das macht das Verlustgefühl nicht weniger schmerzhaft. Und die Schuld, die meine Eingeweide immer wieder zusammenzieht.«

      »Das wird noch eine Weile anhalten«, gab Rinaldi zurück. »Vielleicht vergeht es nie. Aber Sie werden lernen, damit umzugehen. Oder Sie zerbrechen daran. Sie haben schon früher Legionäre im Gefecht verloren.«

      Chung schüttelte den Kopf. »Das hier ist anders. Diesmal habe ich das Gefühl, es wäre meine Schuld gewesen. Das wiegt schwerer.«

      »Das tut es«, erwiderte Rinaldi. »Aber Sie werden sich gefälligst zusammenreißen. Das ist ein Befehl.«

      Chung erstarrte für einen Moment. Er richtete sich auf, wobei er beinahe vom Hocker rutschte. Rinaldi half ihm, aufrecht zu bleiben. Chung salutierte vor dem Offizier und erklärte: »Ja, Sir.«

      Rinaldi wusste, es würde nicht einfach sein, Chung von dessen selbstzerstörerischen Weg abzubringen, aber es war zumindest ein Anfang.

      »Wie geht es Kara?«, wollte der Major wissen. Kara Mitchell war beim selben Angriff schwer verwundet worden, der Francine Hernandez das Leben gekostet hatte. Ihr Rückgrat hatte einiges abbekommen.

      Chung seufzte. »Es gab Komplikationen.«

      Rinaldi wurde hellhörig. »Welcher Art?«

      »Einige der Komponenten, die man ihr ins Rückgrat gepflanzt hat, damit sie wieder gehen kann, wurden abgestoßen. Jetzt prüft man, ob sich vielleicht andere anpassen lassen. Falls das nicht funktioniert, wird sie ihre Beine nie wieder richtig benutzen können. Sie befindet sich gerade im Militärkrankenhaus hier auf Vector Prime.«

      »Das tut mir sehr leid«, antwortete Rinaldi ehrlich. Chung erwiderte nichts darauf. Der Major überlegte. »Das ist in mehr als einer Hinsicht ärgerlich. Das bedeutet, ihr Trupp besteht gerade aus lediglich drei Mann.«

      Chung nickte. »Lassen Sie es sich bloß nicht einfallen, mir Ersatz zu schicken. Kara wird wiederkommen und für Francine will ich noch keinen. So weit bin ich noch nicht.«

      »Keine Sorge. Ersatz ist für Ihren Trupp auch nicht vorgesehen. Dafür haben wir gerade gar keine personellen Mittel. Ich meinte das anders.« Rinaldi beobachtete zufrieden, wie Chung auch die zweite Tasse Kaffee leerte. Der Sergeant war zwar nicht nüchtern, aber wesentlich klarer im Kopf als bei Rinaldis Ankunft. Er klopfte dem Unteroffizier auffordernd auf die Schulter. »Lassen Sie uns gehen.«

      Chung folgte seinem Major ohne Widerstand. »Und wie meinten Sie das jetzt genau?«, brüllte der Sergeant über den Lärm hinweg.

      »Dass Ihnen für die nächste Operation lediglich ein Trupp mit eingeschränkter Stärke zur Verfügung steht.«

      Chung runzelte die Stirn. »Operation? Was für eine Operation?«

      Rinaldi wandte sich seinem Untergebenen lächelnd zu. »Hat es Ihnen noch niemand gesagt?«

      Chung schüttelte verständnislos den Kopf. Rinaldis Lächeln wurde breiter. »Wir fliegen zurück nach Sultanet.« In das Gebaren des Majors mischte sich grimmige Entschlossenheit. »Wir gehen nach Hause.«

      Präsident Mason Ackland beobachtete mit leuchtenden Augen, wie über ihm Raketen in den Himmel schossen, dort explodierten und leuchtende Muster ans Firmament malten. Die Pyrotechniker hatten ganze Arbeit geleistet,


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