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Wilhelm Meisters Lehrjahre. Ein Roman. Ehrhard BahrЧитать онлайн книгу.

Wilhelm Meisters Lehrjahre. Ein Roman - Ehrhard Bahr


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ängstlich bezeige; aber die Sorge für eine Frau, vielleicht bald für ein Kind, verhindert mich von einem Tag zum andern, ruhig zu leben und meine Zeit mit dem Genuss angenehmer Empfindungen hinzubringen, wie Ihnen noch erlaubt ist. Überdenken Sie, und wenn es Ihnen möglich ist, so setzen Sie mich in den Besitz der [165]theatralischen Gerätschaften, die sich hier vorfinden. Ich werde nicht lange Ihr Schuldner und Ihnen dafür ewig dankbar bleiben.«

      Wilhelm, der sich ungern auf der Schwelle aufgehalten sah, über die ihn eine unwiderstehliche Neigung in diesem Augenblicke zu Philinen hinüberzog, sagte mit einer überraschten Zerstreuung und eilfertigen Gutmütigkeit: »Wenn ich Sie dadurch glücklich und zufrieden machen kann, so will ich mich nicht länger bedenken. Gehn Sie hin, machen Sie alles richtig. Ich bin bereit, noch diesen Abend oder morgen früh das Geld zu zahlen.« Er gab hierauf Melinan die Hand zur Bestätigung seines Versprechens und war sehr zufrieden, als er ihn eilig über die Straße weggehen sah; leider aber wurde er von seinem Eindringen ins Haus zum zweiten Mal und auf eine unangenehmere Weise zurückgehalten.

      Ein junger Mensch mit einem Bündel auf dem Rücken kam eilig die Straße her und trat zu Wilhelmen, der ihn gleich für Friedrichen erkannte.

      »Da bin ich wieder!« rief er aus, indem er seine großen blauen Augen freudig umher und hinauf an alle Fenster gehen ließ; »wo ist Mamsell? Der Henker mag es länger in der Welt aushalten, ohne sie zu sehen!«

      Der Wirt, der eben dazugetreten war, versetzte: »Sie ist oben«, und mit wenigen Sprüngen war er die Treppe hinauf, und Wilhelm blieb auf der Schwelle wie eingewurzelt stehen. Er hätte in den ersten Augenblicken den Jungen bei den Haaren rückwärts die Treppe herunterreißen mögen; dann hemmte der heftige Krampf einer gewaltsamen Eifersucht auf einmal den Lauf seiner Lebensgeister und seiner Ideen, und da er sich nach und nach von seiner Erstarrung [166]erholte, überfiel ihn eine Unruhe, ein Unbehagen, dergleichen er in seinem Leben noch nicht empfunden hatte.

      Er ging auf seine Stube und fand Mignon mit Schreiben beschäftigt. Das Kind hatte sich eine Zeit her mit großem Fleiße bemüht, alles, was es auswendig wusste, zu schreiben, und hatte seinem Herrn und Freund das Geschriebene zu korrigieren gegeben. Sie war unermüdet und fasste gut; aber die Buchstaben blieben ungleich und die Linien krumm. Auch hier schien ihr Körper dem Geiste zu widersprechen. Wilhelm, dem die Aufmerksamkeit des Kindes, wenn er ruhigen Sinnes war, große Freude machte, achtete diesmal wenig auf das, was sie ihm zeigte; sie fühlte es und betrübte sich darüber nur desto mehr, als sie glaubte, diesmal ihre Sache recht gut gemacht zu haben.

      Wilhelms Unruhe trieb ihn auf den Gängen des Hauses auf und ab und bald wieder an die Haustüre. Ein Reiter sprengte vor, der ein gutes Ansehn hatte und der bei gesetzten Jahren noch viel Munterkeit verriet. Der Wirt eilte ihm entgegen, reichte ihm als einem bekannten Freunde die Hand und rief:

      »Ei, Herr Stallmeister, sieht man Sie auch einmal wieder!«

      »Ich will nur hier füttern«, versetzte der Fremde, »ich muss gleich hinüber auf das Gut, um in der Geschwindigkeit allerlei einrichten zu lassen. Der Graf kömmt morgen mit seiner Gemahlin, sie werden sich eine Zeitlang drüben aufhalten, um den Prinzen von *** auf das beste zu bewirten, der in dieser Gegend wahrscheinlich sein Hauptquartier aufschlägt.«

      »Es ist schade, dass Sie nicht bei uns bleiben können«, versetzte der Wirt; »wir haben gute Gesellschaft.« Der Reitknecht, der nachsprengte, nahm dem Stallmeister das [167]Pferd ab, der sich unter der Türe mit dem Wirt unterhielt und Wilhelmen von der Seite ansah.

      Dieser, da er merkte, dass von ihm die Rede sei, begab sich weg und ging einige Straßen auf und ab.

      Dreizehntes Kapitel

      In der verdrießlichen Unruhe, in der er sich befand, fiel ihm ein, den Alten aufzusuchen, durch dessen Harfe er die bösen Geister zu verscheuchen hoffte. Man wies ihn, als er nach dem Manne fragte, an ein schlechtes Wirtshaus in einem entfernten Winkel des Städtchens und in demselben die Treppe hinauf bis auf den Boden, wo ihm der süße Harfenklang aus einer Kammer entgegenschallte. Es waren herzrührende, klagende Töne, von einem traurigen, ängstlichen Gesange begleitet. Wilhelm schlich an die Türe, und da der gute Alte eine Art von Phantasie vortrug und wenige Strophen teils singend, teils rezitierend immer wiederholte, konnte der Horcher, nach einer kurzen Aufmerksamkeit, ungefähr Folgendes verstehen:

      »Wer nie sein Brot mit Tränen aß,

      Wer nie die kummervollen Nächte

      Auf seinem Bette weinend saß,

      Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte.

      Ihr führt ins Leben uns hinein,

      Ihr lasst den Armen schuldig werden,

      Dann überlasst ihr ihn der Pein;

      Denn alle Schuld rächt sich auf Erden.«

      [168]Die wehmütige, herzliche Klage drang tief in die Seele des Hörers. Es schien ihm, als ob der Alte manchmal von Tränen gehindert würde fortzufahren; dann klangen die Saiten allein, bis sich wieder die Stimme leise in gebrochenen Lauten dareinmischte. Wilhelm stand an dem Pfosten, seine Seele war tief gerührt, die Trauer des Unbekannten schloss sein beklommenes Herz auf; er widerstand nicht dem Mitgefühl und konnte und wollte die Tränen nicht zurückhalten, die des Alten herzliche Klage endlich auch aus seinen Augen hervorlockte. Alle Schmerzen, die seine Seele drückten, lösten sich zu gleicher Zeit auf, er überließ sich ihnen ganz, stieß die Kammertüre auf und stand vor dem Alten, der ein schlechtes Bette, den einzigen Hausrat dieser armseligen Wohnung, zu seinem Sitze zu nehmen genötigt gewesen.

      »Was hast du mir für Empfindungen rege gemacht, guter Alter!« rief er aus. »Alles, was in meinem Herzen stockte, hast du losgelöst; lass dich nicht stören, sondern fahre fort, indem du deine Leiden linderst, einen Freund glücklich zu machen.« Der Alte wollte aufstehen und etwas reden, Wilhelm verhinderte ihn daran; denn er hatte zu Mittage bemerkt, dass der Mann ungern sprach; er setzte sich vielmehr zu ihm auf den Strohsack nieder.

      Der Alte trocknete seine Tränen und fragte mit einem freundlichen Lächeln: »Wie kommen Sie hierher? Ich wollte Ihnen diesen Abend wieder aufwarten.«

      »Wir sind hier ruhiger«, versetzte Wilhelm; »singe mir, was du willst, was zu deiner Lage passt, und tue nur, als ob ich gar nicht hier wäre. Es scheint mir, als ob du heute nicht irren könntest. Ich finde dich sehr glücklich, dass du dich in der Einsamkeit so angenehm beschäftigen und unterhalten [169]kannst und, da du überall ein Fremdling bist, in deinem Herzen die angenehmste Bekanntschaft findest.«

      Der Alte blickte auf seine Saiten, und nachdem er sanft präludiert hatte, stimmte er an und sang:

      »Wer sich der Einsamkeit ergibt,

      Ach! der ist bald allein;

      Ein jeder lebt, ein jeder liebt

      Und lässt ihn seiner Pein.

      Ja! lasst mich meiner Qual!

      Und kann ich nur einmal

      Recht einsam sein,

      Dann bin ich nicht allein.

      Es schleicht ein Liebender lauschend sacht,

      Ob seine Freundin allein?

      So überschleicht bei Tag und Nacht

      Mich Einsamen die Pein,

      Mich Einsamen die Qual.

      Ach werd ich erst einmal

      Einsam im Grabe sein,

      Da lässt sie mich allein!«

      Wir würden zu weitläufig werden und doch die Anmut der seltsamen Unterredung nicht ausdrücken können, die unser Freund mit dem abenteuerlichen Fremden hielt. Auf alles, was der Jüngling zu ihm sagte, antwortete der Alte mit der reinsten Übereinstimmung durch Anklänge, die alle verwandten Empfindungen rege machten und der Einbildungskraft ein weites Feld eröffneten.

      [170]Wer einer Versammlung frommer Menschen, die sich, abgesondert von der Kirche, reiner, herzlicher und geistreicher zu erbauen glauben,


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