Geschichte Italiens. Wolfgang AltgeldЧитать онлайн книгу.
(wie die Visconti in Mailand, die Scaliger in Verona, die Este in Ferrara, die Gonzaga in Mantua) tendierten zu erblicher Herrschaft, welche etliche von ihnen zum Prinzipat ausbauen konnten; das Umland wurde integriert. So wurden aus Stadtstaaten Flächenstaaten, und [150]diese wurden rational verwaltet, mit neuem Beamtentum und festen Grenzen. Die für ihre Zeit moderne Form italienischer Staatlichkeit, die in den Kommunen des 12./13. Jahrhunderts begonnen hatte, wurde stabilisiert. Jacob Burckhardt sprach in seiner Kultur der Renaissance in Italien vom »Staat als Kunstwerk«. Gerade die neuen Herrscher waren auch um kulturelle Legitimation bemüht und förderten Künstler und Humanisten. Kunstpatronage und Kunstpropaganda charakterisierten ihren Stil.
In Mailand hatte Gian Galeazzo Visconti (gest. 1402) die größte Ausdehnung seiner Macht erreicht, welcher aber das administrativ wie militärisch sehr effiziente Venedig durch die Eroberung der Terra ferma Grenzen setzte. In Mittelitalien behielt Florenz lange seine republikanische Verfassung, welche erst Cosimo de’ Medici seit 1434 faktisch zur Signorie umgestaltete. Die Päpste hatten seit der Beendigung des Schismas (1417) den Kirchenstaat wiederhergestellt und suchten den Feudalismus des Adels zurückzudrängen.
So entstand bis um 1450 auch ein mehr oder weniger gleichförmig strukturierter politischer Raum Italien; geprägt durch eine wenigstens in Ansätzen gemeinsame Sprache (das Toskanische, welches sich langsam verbreitete, in Rom erst unter den Medici-Päpsten Leo X. und Clemens VII.), durch Polyzentrismus (welcher noch durch Jahrhunderte verhindern sollte, dass das gemeinsame nationale Bewusstsein auf einen Staat hin drängte), durch ähnliche soziale Strukturen und politische Systeme mit neuartiger Diplomatie, durch das Streben nach equilibrio (Gleichgewicht) und nach libertà d’Italia, d. h. nach Unabhängigkeit der italienischen Fürsten und Staaten zunächst [151]von französischer, dann ebenso von spanisch-habsburgischer Einflussnahme. Das Wissen um solche politische Gemeinsamkeit wurde vertieft durch die humanistischen Historiker, von Giovanni Villani über Flavio Biondo und Leonardo Bruni bis zu Machiavelli und Guicciardini, welche eine gemeinsame nachantike Geschichte Italiens postulierten und damit eine Idee vortrugen, welche dann im 18. Jahrhundert, d. h. in einer Zeit direkterer nationaler Selbstvergewisserung, Ludovico Antonio Muratori mit seinen monumentalen Quellenstudien vertieft hat.
Durch den Frieden von Lodi (1454) entstand ein Gleichgewicht zwischen den italienischen Staaten, welches die kulturelle Blüte abgesichert hat. Doch die relative Schwäche der meisten italienischen Staaten und die fortwährende Konkurrenz zwischen ihnen, welche zunehmend auch auswärtige Interventionen einkalkulierte, provozierte den Ausgriff König Karls VIII. von Frankreich nach Neapel (1494). Damit begann ein erneuter Kampf in und um Italien, der seit etwa 1520 um die Hegemonie Habsburgs oder Frankreichs über die Halbinsel (und darüber hinaus in Europa) ging. Ihn gewann Kaiser Karl V. (Friede von Cambrai 1529, Friede von Crépy 1544), schließlich sein Sohn König Philipp II. von Spanien (Friede von Cateau-Cambrésis 1559). 1454 hatten die italienischen Staaten untereinander paktiert; in den Jahren 1529, 1544 und definitiv 1559 einigten sich auswärtige Großmächte über Italien; die libertà d’Italia war unterdrückt. Von den verbleibenden Staaten waren Savoyen und Toskana, Genua und Mantua inzwischen Spanien oder der Casa d’Austria eng verbunden.
Politischer und wirtschaftlicher Bedeutungsverlust bedingten einander. Um 1450 waren noch Ober- und [152]Mittelitalien das Zentrum des Welthandels aufgrund der Beherrschung des Mittelmeeres. Um 1550 war das östliche Mittelmeer in den Händen der Osmanen, der Welthandel weithin auf die neuen atlantischen Seewege verlagert. Italien geriet allmählich an den Rand der europäischen Handels- und Wirtschaftsentwicklungen. Erst Aufklärung und Risorgimento haben in Italien wieder eine Modernität geschaffen, die mit der der Renaissance vergleichbar war.
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