Traumfänger. Jason BrüggerЧитать онлайн книгу.
auf, feierte Erfolge im Varieté-Theater GOP sowie im Circus Flic Flac in Deutschland und wurde schließlich vom Schweizer National-Zirkus Knie für eine Tournee engagiert. Sogar der oft unzimperliche Dieter Bohlen war derart begeistert, dass er Jason an der deutschen TV-Show «Das Supertalent» auf RTL auffallend lang lobte.
«Traumfänger – Ein Leben zwischen Höhen und Tiefen» ist nicht nur der Buchtitel, sondern gleichzeitig Inhalt und Programm. Jason Brügger zeigt den Lesern in seinem Werk eindrücklich auf, wie man persönliche Ziele erreicht, welche für nicht wenige als unerreichbar gelten. Er hat in seinem Leben gelernt, sich allen Widerständen zu stellen und sich durchzukämpfen. Je unmöglicher ein Ziel war, desto beharrlicher hat Jason darauf hingearbeitet. Die Kindheit von Jason war nicht nur eitel Sonnenschein, sondern auch durch negative Erlebnisse geprägt. Diese Tatsache hat aus ihm den Menschen gemacht, der er heute ist. Seine Geschichte zeigt auf, wie ein Artist trotz Höhenangst unter der Zirkuskuppel oder in einem Ballon in mehr als 30 Meter Höhe schweben kann. Oder wie man Schwindelanfälle kontrollieren kann, die bei vielen Menschen zu einem beruflichen oder persönlichen Stillstand führen.
Trotz des Erfolgs in den Lüften ist Jason als Mensch auf dem Boden geblieben. So genießt er es, wenn immer möglich, Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Und wo Jason ist, ist auch sein Hund Bombo. Er ist ein Mensch, der gerne und viel lacht, und er liebt es, mit seinen Freunden herumzualbern. Trotz all der Herausforderungen und des Stresses konnte er sich seine sprichwörtliche Fröhlichkeit bewahren. Was ursprünglich als Geschäftsbeziehung zwischen mir und Jason begann, ist heute zu einer tragfähigen Freundschaft gewachsen.
Jason ist ein ausgesprochen sensibler Künstler. Ich bin überzeugt, dass es nur feinfühlige Menschen fertigbringen, mit einem Auftritt die Emotionen bei anderen derart intensiv zu wecken. Wenn man Jason in der Manege zuschaut, spürt man diese außergewöhnliche Energie sofort und das macht ihn ganz klar zu einem Ausnahmeartisten. Er versteht es wie kein anderer, die Herzen der Zuschauer zu berühren.
Mit seiner persönlichen Geschichte macht Jason allen Menschen Mut, welche ähnliche Schicksale erlebt haben oder die gerade durch schwere Zeiten gehen. Jason möchte den Menschen so viel wie möglich zurückgeben von seinem Erfolg. Dazu gehört auch sein Projekt im Libanon, wo er traumatisierten Flüchtlingen mit Gehörproblemen durch sein Engagement Mut machen will. Jason Brügger kann für viele Menschen ein Vorbild sein. Er beweist mit seiner unbeirrbaren Tatkraft, dass man sein Leben meistern kann. Das bedeutet auch, dass man sein Schicksal nicht immer vollumfänglich akzeptieren muss, sondern es selber in die Hand nehmen kann.
Ich habe in all den Jahren im Showbusiness die Erfahrung gemacht, dass nur authentische Menschen mit einem außergewöhnlichen Talent und mit dem richtigen Charisma als Künstler langfristig Erfolg haben werden. Jason Brügger verfügt über all diese Eigenschaften, und deshalb werden wir auch in Zukunft noch viel vom ihm hören und sehen, sei es in der Schweiz oder auf der ganzen weiten Welt.
Ich wünsche Ihnen allen viele spannende Momente bei der Lektüre seines ersten Buches.
Edgar P. Lehmann
Meine Träume
Eigentlich waren sie schon immer da, schlummerten tief in mir drin: Meine Träume – kleine und große. Einzelne verhielten sich ganz still, andere regten sich und wollten gelebt werden. Einer von ihnen war besonders groß: Der Traum, als Artist um die Welt zu reisen und auf den ganz großen Bühnen zu stehen. Und dann war es meine Schwester, die mir den ersten Schritt zu diesem Weg vormachte. Sie war bereits Mitglied im Jugend Circus Basilisk und durfte fleißig auf das große Ziel hintrainieren. Denn während des Winters bereiteten sich die Kinder und Jugendlichen auf eine richtige Zirkustournee vor. Ich, der zwei Jahre jüngere Bruder, war eigentlich noch zu klein, um auch dabei zu sein. Doch das hielt mich nicht davon ab, es auch zu probieren. Und als ich das Einrad meiner Nachbarn ausleihen durfte, übte ich stundenlang. Da war wohl schon damals dieser Ehrgeiz in mir, zu üben, bis ich es konnte. Ich stieg auf, schaffte eine Umdrehung, fiel wieder hin, stieg wieder auf – dies hunderte von Malen. Bis ich zum ersten Mal oben blieb. Es war ein wunderbares Gefühl. Von diesem Tag an war das kleine rote Einrad mein ständiger Begleiter.
Ich war zu diesem Zeitpunkt gerade mal vier Jahre alt. Und als ich meine Schwester Stephanie einmal in ihrer Zirkusprobe besuchte, beobachteten mich die anderen Kinder, wie ich behände auf meinem kleinen Einrad in der Gegend herumkurvte und ich durfte von nun an – obwohl ich noch etwas zu jung war – bei ihnen mitmachen. Erst einmal pro Woche, dann mehrmals. Ja, und da war es um mich geschehen.
Im Sommer gingen wir auf Tournee. Dann die erste Aufführung vor Publikum. Ich als Kleinster inmitten der anderen Einradfahrerinnen und Einradfahrer mit silbrigen Rädern und ich mit dem roten. Ich war so glücklich – unbewusst fühlte ich schon damals, dass ich angekommen war: im Zirkus. Dahin wollte ich und nirgendwo anders. Sehr gerne nehme ich euch mit auf dieses Abenteuer meines jungen Lebens zwischen Höhen und Tiefen.
Ein sensibles Kind
Doch da lag halt erst noch die obligatorische Schulzeit dazwischen. Und die war nicht so einfach für mich. Ich sei ein sensibles Kind, hörte ich immer wieder. War das jetzt eine gute oder eine schlechte Eigenschaft? Weil ich das selbst nicht richtig einordnen konnte, erachtete ich meine Sensibilität als negativ. Ich spielte gerne mit einem Mädchen, sie war meine beste Freundin, und die anderen Jungs der Klasse lachten mich deshalb aus. Sie betitelten mich als «Schwuler». Und nicht nur einmal wurde ich deshalb auch verprügelt. Nur weil ich gerne mit Mädchen spielte? War ich denn so anders als die anderen?
So begann ich Fußball zu spielen, um den anderen Jungs ähnlich zu scheinen. Spaß daran hatte ich mittelmäßig, aber ich gehörte wenigstens dazu. Nein, eigentlich gehörte ich nicht richtig dazu, die anderen merkten bald, dass es um meine Ballkünste nicht allzu hoch stand. In den Zeiten, als sich meine Mitschüler über mich lustig machten, fühlte ich mich elend und war überzeugt davon, dass alle anderen Menschen tausendmal besser wären als ich. Ich war ein wunderbares Mobbingopfer und ich brauchte lange, bis ich realisierte, dass nicht nur ich das Problem für sie war – sie selbst hatten ein Problem. Eines, das sie veranlasste, einen anderen Menschen seelisch zu zerstören, einen Jungen, «der halt anders ist, so anders, der Gefühle zeigt und mit Mädchen spielt, die Schwuchtel halt».
Ich fühlte mich nicht mehr wohl in meiner eigenen Klasse, fraß alles in mich hinein, wurde schweigsam, und als ich realisierte, dass auch meine Primarlehrerin mit mir extrem Mühe bekam, entwickelte sich dies zu einer richtiggehenden Abwärtsspirale nach unten. Einmal auf dem Nachhauseweg ging ich einigen meiner Mitschüler, da wir denselben Heimweg hatten, in einem gewissen Abstand hinterher, wollte aber nicht von ihnen bemerkt werden. Da zog plötzlich einer von ihnen eine «Käpselipistole» hervor und schoss damit durchs offene Fenster unseres Klassenzimmers. Leider wurden sie in dem Moment vom Hausmeister beobachtet und am nächsten Tag von der Lehrerin vor die ganze Schulklasse zitiert – zur großen Freude der Mitschüler wurde aber auch mein Name genannt. Ich musste darauf dieselbe Strafe wie die anderen Jungs ausführen. Dies empfand ich als ungerecht und es war bei mir der Anlass, welcher das Fass zum Überlaufen brachte. Ich begann, mich zum allersten Mal zu wehren.
In einem Brief an alle Eltern der gesamten Schulklasse schrieb die Lehrerin daraufhin, dass die fünfte Klasse aus diversen Gründen für Schülerinnen und Schüler nicht einfach sei, vor allem die Buben würden vermehrt Grenzen und Orientierung suchen und aus einer Unsicherheit heraus Kräfte messen. Meine Lehrerin erkannte man schon immer von weitem an ihrem zackigen Schritt. Stets trug sie eine rote Baskenmütze, unter der ihre kurzen grauen Haare hervorlugten. Ihr Blick erschien stets leer, da war kein Strahlen in ihren Augen, und ihre Stimme war irgendwie tonlos, was bei mir ein unbeschreiblich unangenehmes Gefühl auslöste.
All ihre Erfahrungen wusste sie aus ihrer langen Tätigkeit als Lehrerin und schließlich waren alle Jungs ja so. Mit mir konnte sie gar nicht umgehen, stellte mich vermehrt bloß und ich wurde immer mehr zu einem Außenseiter. Ich, der Kleinste aus der ganzen Klasse, mit einem Selbstwertgefühl unter null.
Der kleine Rebell
Nach