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Gerichtsdolmetschen. Christiane DriesenЧитать онлайн книгу.

Gerichtsdolmetschen - Christiane Driesen


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zweiten Teilnehmer (Dolmetscher) werden dieselben Fragen zur Selbstbewertung gestellt. Zusätzlich bittet ihn der Dozent um eine konstruktive Bewertung des ersten Teilnehmers (Redner):

       Was war bei dem Vortrag positiv (Kommunikation, d.h. Artikulation, Modulation, Augenkontakt, Gestik, Logik, Terminologie etc.)?

       Hatten Sie Schwierigkeiten mit dem Vortrag? Wenn ja, welche?

      Mögliche Antwort des Dolmetschers: Lautstärke, Geschwindigkeit etc.

      Gruppenbewertung

      Danach kann die Bewertung der beiden Teilnehmer durch die Gruppe erfolgen. Fragen des Dozenten:

       Wie haben Sie beide Leistungen empfunden?

       Sind Sie als Publikum überzeugt?

       Was war positiv?

       Was sollte geändert werden?

      Mögliche Antworten: „Die Kommunikation war korrekt.“, „Die Struktur war logisch.“ etc.

      Diese Art von Übungen sollen mit den unterschiedlichsten Texten so lange wiederholt werden, bis die Teilnehmer sich voll auf die Wiedergabe des Sinnes konzentrieren und nicht mehr an den Wörtern der Ausgangssprache kleben.1

      3.2.1.3 Stufe 3: Vom-Blatt-Übersetzen der so verinnerlichten Texte

      Ausführung und Empfehlung

      Die so gründlich bearbeiteten Texte werden nun vom Blatt übersetzt, wobei die oben definierten Spielregeln genau eingehalten werden.

       Nur lautlos lesen, indem sich der Dolmetscher auf die Sinneseinheiten konzentriert – so oft wie nötig darf hinuntergeschaut werden, insbesondere wegen Zahlen oder Eigennamen.

       Hochschauen, wobei die jeweilige Sinneseinheit verarbeitet und sich zu eigen gemacht (assimiliert) wird.

       Sprechen, wobei die „Worthülsen“ der Zielsprache gewählt werden.

      Empfehlung: Nicht Wort für Wort vorgehen, sondern ganze Zeilen mit einem Blick erfassen. Der Blick soll wandern. Bitte von Sinneseinheiten und nicht von Sätzen ausgehen.

      Die Übung so lange wiederholen, bis sie vollkommen beherrscht wird.

      3.2.2 Übung 2: Vom-Blatt-Übersetzen nach kurzem Überfliegen1 des Textes

      Diese Übung ist täglich allein durchzuführen. Fünf Minuten pro Sprache sollten zunächst reichen.

      Jeder Dolmetschunterricht sollte grundsätzlich das Vom-Blatt-Übersetzen beinhalten.

      Setting: Allein-Übung, Gruppenübung mit oder ohne Dozent

      Material: Aufnahmegerät, unterschiedliche Pressetexte mit steigendem Schwierigkeitsgrad, Zeitmesser. Allein oder in der Gruppe ist so oft wie möglich ein Tonaufnahmegerät oder besser eine Videokamera zur objektiven Bewertung einzusetzen. Zahlreiche Artikel mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad können von der Internetseite vieler Presseorgane zu Übungszwecken leicht heruntergeladen werden.

      Übungszweck:

       Aneignung des Translationsprozesses

       Erfassen des Sinns (Verstehen)

       Deverbalisieren (Verarbeiten)

       Neu formulieren (Vortragen)

       Vorbereitung auf Praxisverhältnisse

      Ausführung und Empfehlung

      Bitte den nachstehenden Artikel eine Minute lang (Zeitmesser einschalten) überfliegen. Wegen der Kürze der Vorbereitungszeit sollte keine Vorübersetzung versucht werden. Vorrangig sollte man sich auf den Sinn des Textes konzentrieren.

       OSNABRÜCKER NACHRICHTEN, 31.03.2008–01:46

      Kambodschanischer Journalist Dith Pran gestorben

      Sein Bericht über die Roten Khmer wurde durch den Film «Killing Fields» berühmt

      The Associated Press New York (AP) Dith Pran, dessen erschütternde Schilderungen über die Schreckensherrschaft der Roten Khmer durch den Film «The Killing Fields» weltbekannt wurden, ist tot. Er starb in New York an Bauchspeicheldrüsenkrebs, wie sein früherer Kollege bei der «New York Times», Sydney Schanberg, am Sonntag bestätigte. Dith war 65 Jahre alt.

      Dith arbeitete 1975 als Dolmetscher für Schanberg, als der Vietnamkrieg endete und in Kambodscha die Roten Khmer an die Macht kamen. Schanberg half seinem Freund, dessen Familie aus dem Land zu bringen. Er musste Dith aber zurücklassen, als die Hauptstadt Phnom Penh an die Roten Khmer fiel – Dith entkam erst viereinhalb Jahre später nach einer unglaublichen Odyssee durch die Todeslager der Roten Khmer.

      Als Bauer verkleidet überlebte Dith die Terrorherrschaft. Er selbst prägte den Begriff «Killing Fields» für die riesigen Massengräber, die er sah. Das Regime von Pol Pot wird für den Massenmord an fast zwei Millionen der sieben Millionen Kambodschaner verantwortlich gemacht. Während tausende erschossen wurden, weil sie Zeichen von Intellekt oder westlichem Einfluss – dafür reichte eine Brille oder Armbanduhr – zeigten, überlebte Dith, indem er sich als ungebildeter Bauer verkleidete. Er musste in den Feldern arbeiten und bekam meist nicht mehr als eine Handvoll Reis zu essen.

      Dith arbeitete später als Fotograf für die «New York Times». Über seine Erlebnisse schrieb Schanberg zunächst den Artikel «Der Tod und das Leben des Dith Pran». Daraus entstand ein Buch, das Vorlage für den britischen Film «The Killing Fields» wurde, der 1984 erschien und ein internationaler Erfolg wurde.

      Dith war Botschafter des guten Willens des UN-Flüchtlingskommissars. Er gründete das Dith Pran Holocaust Awareness Project, um über die Geschichte der Roten Khmer und ihrer Terrorherrschaft zu informieren.

       [Nachricht: 20080330APD7228.xml]

      Die oben beschriebene Vorgehensweise ist hier anzuwenden:

       Nur mit den Augen, lautlos lesen, indem man sich auf die Sinneseinheiten konzentriert – so oft wie nötig darf hinuntergeschaut werden, insbesondere wegen Zahlen oder Eigennamen.

       Hochschauen, wobei die jeweilige Sinneseinheit verarbeitet und zu eigen gemacht (assimiliert) wird.

       Sprechen, wobei die „Worthülsen“ der Zielsprache gewählt werden.

      Empfehlung: Nicht Wort für Wort vorgehen, sondern ganze Zeilen mit einem Blick erfassen. Der Blick soll wandern. Bitte von Sinneseinheiten und nicht von Sätzen ausgehen.

      Selbstbewertung

      Tonaufnahme abspielen und folgende Fragen stellen:

       Gab es Übersetzungsschwierigkeiten?

       Wie war die Kommunikation: Stimme, Rhythmus, Atem?

      Gruppenbewertung

      Nach Abspielen der Aufnahme und nachdem der Vortragende die eigenen Eindrücke mitgeteilt hat, beantworten Gruppenteilnehmer folgende Fragen zur Leistungsbewertung:

      Fragen zur Kommunikation:

       War die Verdolmetschung überzeugend?

       Wie war die Atmung? (ruhig? gehetzt?)

       Wie war der Sprechrhythmus? (fließend? abgehackt?)

       War die Stimme moduliert, angemessen projiziert?

       Wie war die Haltung (Körpersprache)?


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