Sprachen lernen in der Pubertät. Heiner BöttgerЧитать онлайн книгу.
In einer Vergleichsuntersuchung konnte Böttger (20162): 3) feststellen, dass nahezu alle befragten peers die jeweils deutsche Entsprechung kannten, nicht jedoch die befragten Erwachsenen. Ähnlich verhielt es sich mit den sprachlichen Präferenzen bei folgenden Auswahlmöglichkeiten:
1. | ____________________, ich habe genug Geld dabei. |
No worries/Keine Sorge | |
2. | Oh ____________________ , ich habe mein Handy im Bus liegen lassen. |
shit/verdammt | |
3. | ____________________ Jacke, steht dir gut! |
Coole/Schöne | |
4. | Ich habe mir ein neues ____________________ für die PlayStation 4 gekauft. |
game/Spiel | |
5. | Wir gehen in ____________________ , willst du mitkommen? |
einen Club/eine Diskothek | |
6. | ____________________ handelt von seiner Jugendzeit im Ghetto, ich |
Der Song/Das Lied | |
habe mir ____________________ angeschaut. | |
die Lyrics/den Liedtext | |
7. | Hey ____________________, ich komme heute früher von der Schule nach Hause. |
Mum/Dad | |
Mama/Papa | |
8. | ____________________ (zusammen), wie geht es euch? |
Peace/Seid gegrüßt | |
9. | Das ist doch ____________________ , ich glaube, dass er lügt. |
bullshit/Schwachsinn |
Die englische Sprache spielt in zweierlei Hinsicht eine besondere Rolle in der PubertätPubertät: Zum einen sind es die oben genannten Entlehnungen aus dem Englischen, die die Identifikation und Zugehörigkeit zu einer Gruppe quasi mit Schlüsselwörtern ausweisen. Abseits vom vermittelten Standardenglisch des Englischunterrichts sind es aber auch die teils durch Varietäten veränderten englischsprachigen Song- und Raptexte, die neben dem Musikstil eine Abgrenzung zu Erwachsenen ermöglichen (zu Musik im Jugendalter vgl. 3.1). Ihre teilweise grenzüberschreitenden, sexistischen, gewaltverherrlichenden lyrics sind dabei nicht gleichzusetzen mit einer internalisierten Haltung, sondern verbales Experiment, Abenteuer und Protest.
2.1.4 Zwischenfazit
Vom Nahen zum Fernen – dieses logische didaktische Prinzip zeigt sich auch bei der EntwicklungEntwicklung pubertierender Jugendlicher. Gerade war es noch die Familie, dann plötzlich sind es die gleichaltrigen Freundinnen, Freunde und Kumpel, die die Sicht auf die Dinge bestimmen. Gewohnheiten, Rituale und vertraute Kommunikationsstränge scheinen, insbesondere für die Eltern, zu reißen. Jedoch ist der Rat zu Gelassenheit und Aufrechterhalten des Kontakts ein weiser, denn die Kommunikation zwischen den Jugendlichen und ihren erwachsenen BezugspersonenBezugspersonen ist nicht beendet, sondern hat sich nur qualitativ entwickelt – in Richtung Gleichberechtigung. Dies verändert auch und vor allem allgemein Unterricht, ganz speziell den Fremdsprachenunterricht. In ihm führen demokratische Aufgabenformate zunehmend zu mehr Partizipation, auch wenn das Paradox für den Jugendlichen besteht, nicht alles fremdsprachlich ausdrücken zu können, was muttersprachlich möglich wäre. Dem Wunsch nach fremdsprachlicher Realisierung von Redeintentionen durch gezielte Unterstützung, z.B. Scaffolding, nachzukommen, ist eine der wichtigsten und schwierigsten Lehrkompetenzen.
Ausgewählte Literaturhinweise
BIG-Kreis (2007). Standards für die Lehrerbildung: Empfehlungen des BIG-Kreises in der Stiftung LERNEN. In: Fremdsprachenunterricht in der Grundschule. München: Domino Verlag.
Shell Jugendstudie (2015). www.shell.de/ueber-uns/die-shell-jugendstudie.html.
2.2 Kommunikation im Jugendalter
Bist du‘n Alpha-Kevin oder doch mega bambus? Einwegtussi oder Tinderella? Omni oder Swaggetarier? Egal – du wirst dieses Wörterbuch der Jugendsprache krass feiern. Hier gibt‘s nämlich Enterbrainment, bei dem auch die Fliegenficker steil gehen. (Vogt 2016: 3)
Mit diesem für die meisten wohl zumindest in Teilen kryptischen Text, abgefasst, wie anzunehmen steht, in einer Jugendsprache, wirbt der Langenscheidt-Verlag für sein „Buch zum Jugendwort des Jahres“ (vgl. Vogt & Langenscheidt 2016).
Im Rahmen der Initiative zur Identifizierung des Jugendworts des Jahres werden Menschen – Zielgruppe sind wohl vor allem junge Menschen (man soll sein Alter angeben, wenn man ein Wort vorschlägt) – dazu aufgefordert, Wörter und Wendungen einzureichen, die gerade en vogue sind (www.jugendwort.de). In der Sprache des Werbekurzfilms für die Aktion wird die Aufgabenstellung wie folgt präzisiert: „Hau dein Wort rein, das bei dir und deiner crowd gerade awesome tight ist. […]