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Frühkindlicher Trilinguismus. Laia Arnaus GilЧитать онлайн книгу.

Frühkindlicher Trilinguismus - Laia Arnaus Gil


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(Englisch und Spanisch) und einer Substandardvarietät (Italienisch), welche unter dem Standard Spanisch subsummiert wird. Die Erwerbsumstände dieser Sprechergruppe zeichnen sich dadurch aus, dass acht Personen mit Spanisch und Italienisch bilingual waren, mit Spanisch als ihrer dominanten Sprache, als sie Englisch als L3 in Australien erwarben. Fünf Personen hatten Italienisch als L1 und Spanisch (L2) vor dem EnglischenEnglisch erworben. Ein Informant hatte nur eine passive Kompetenz im Italienischen. Ein anderer Informant erwarb die Sprachen in der Reihenfolge Englisch vor Italienisch vor Spanisch. Typ 2 nennt Clyne den trilingualen Typ, der doppelt bilingual ist, mit Englisch und Spanisch auf der einen Seite und Englisch und Italienisch auf der anderen Seite. Das Englische ist für beide romanischen Sprachen die Bezugssprache, da es von den Probanden besonders oft gebraucht wird und in einer Vielzahl an DomänenDomänen der Sprachdominanz und Funktionen zur Anwendung kommt (ClyneClyne, Michael 1997:113). Alle Probanden waren erwachsen, als mit ihnen 30-minütige Interviews durchgeführt wurden, um das Datenkorpus zu erstellen. Die jüngsten Probanden waren zwischen 20 und 24 Jahre alt. ClyneClyne, Michael (1997:101) ist sich der Schwierigkeit bewusst, im Bereich des TrilinguismusTrilinguismus die Variablen Alter, Geschlecht und Erwerbsreihenfolge zu kontrollieren „due to limited opportunities to find suitable informants in Melbourne“.

      Alle befragten Informanten gaben zu, dass sie „one language as a support to help them with another“ (ClyneClyne, Michael 1997:103) gebrauchen. Die Einflüsse fasst ClyneClyne, Michael über Konversionsregeln in Form von Kompromissformen (vgl. Beispiel 6), das Code-SwitchingCode-Switching zwischen drei Sprachen (vgl. 7 und 8, für eine Begriffsdefinition siehe Kapitel 5.1.1.1), welches seltener als das zwischen zwei Sprachen aufgetreten ist, und die sogenannte interlinguale Identifizierung (vgl. 9). Die interlinguale Identifizierung führt dazu, dass, wenn zwei Sprachen ein Merkmal teilen, dieses auf die dritte Sprache übertragen wird, auch dann, wenn die beiden Sprachen nicht als typologischTypologie zusammengehörig wahrgenommen werden bzw. auch keine typologischeTypologie NäheNähe existiert (im Fall von z.B. Spanisch (romanisch) und Englisch (germanisch)). Die Form affetava im Beispiel (9) konkurriert mit afectar im Spanischen und affect im EnglischenEnglisch, wo die Wurzel die Bedeutung „betreffen“ hat; im Italienischen heißt affettare „in Scheiben schneiden“. Die Markierungen der Sprachen (kursiv = ItalienischItalienisch, Kapitälchen = Englisch) aus den Beispielen stimmen nicht mit dem Original überein.

6. Span. reunione, aus Ital. riunione und Spanisch reunión (S. 105)
7. no porque quiero disprezzare a mi language italian … (S. 109)
8. io ha (sic) abitata en Sydney from Argentina hemos ida tutti a in Sydney otto año AGO (S. 110)
9. ecco diceva che no che c'affetava un pò al la scuola il bambino allora piu per questo (S. 111)

      HoffmannHoffmann, Charlotte (2001:10) betont das wichtigste Ergebnis von ClynesClyne, Michael Studie, nämlich dass Trilinguale auf unterschiedliche Weise trilingual sind,

      adding that some trilinguals were more like bilinguals who have two distinct standard languages plus a nonstandard variety regarded as part of one of them in some ways (the Spanish – Italian -English speakers, immigrants from Latin America). Other trilinguals were more like double bilinguals, with two pairs of languages where each pair has a special relationship with English rather than with the other languages. (Clyne 1997:113)

      Daraus folgt, dass die Erwerbsumstände bekannt sein sollten, bevor die Ergebnisse hinsichtlich einer linguistischen Theorienbildung bewertet werden.

      Seit Ende der neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts werden im Bereich des DrittspracherwerbsDrittspracherwerb drei große Hypothesen diskutiert, die sich dahingehend voneinander unterscheiden, welches quantitative bzw. qualitative Gewicht der L1 bzw. der L2 beim Erwerb der L3 zukommt. In dem Überblicksartikel von FalkFalk, Ylva & BardelBardel, Camilla (2010) wird vor der Vorstellung der drei großen Hypothesen auf die Arbeit von WilliamsWilliams, Sarah & HammarbergHammarberg, Bjorn (1998) eingegangen, in der auf der Basis von gemischtsprachlichen Äußerungen erstmalig gezeigt wird, dass die L1 und die L2 unterschiedliche Funktionen übernehmen, wenn eigentlich die L3 gesprochen werden soll. Gemischtsprachliche Äußerungen sind solche, die Sprachmaterial aus mehreren Sprachen enthalten, im Beispiel von WilliamsWilliams, Sarah & HammarbergHammarberg, Bjorn (1998) Deutsch (L1), Englisch (L2) und SchwedischSchwedisch (L3). Die L2 übernimmt die Rolle des supplier, das heißt, sie liefert lexikalisches Material und auch syntaktischesyntaktisch Strukturen, wenn der Lerner die L3 spricht. Übertragen auf die Sprachkombination Deutsch (L1), Englisch (L2) und Französisch (L3) würde dies bedeuten, dass der Lerner die englische Wortstellung verwendet, wenn er/sie Französisch spricht und auch englisches Sprachmaterial in seine französischen Äußerungen mischt, also z.B. les observations disent contre the hypotheses. Im Beispielsatz wurde fälschlicherweise das französische Verb contredire als ein Verb bestehend aus einer Partikel und einem frei vorkommenden Verb analysiert, wobei die Partikel, wie bei englischen Verben z.B. bei to look up in I look up the telephone number und I look the telephone number up, vom Verbstamm getrennt wird. Dies ist sehr typisch für germanische Sprachen, aber nicht für das Französische. Im Französischen muss es deshalb heißen: les observations contredisent les hypothèses. Zusätzlich wurde in der hypothetischen Lerneräußerung ein englischer definiter Artikel und ein englisches Pluralnomen verwendet (vgl. MüllerMüller, Natascha, Arnaus GilArnaus Gil, Laia,Arnaus Gil, Laia EichlerEichler, Nadine, GevelerGeveler, Jasmin, HagerHager, Malin, JansenJansen, Veronika, PatutoPatuto, Marisa, RepettoRepetto, Valentina & SchmeißerSchmeißer, Anika 2015). Im Gegensatz zur L2 kommt laut WilliamsWilliams, Sarah & HammarbergHammarberg, Bjorn (1998) der L1 eine Rolle zu, die als instrumental bezeichnet wird. Sie dient dazu, die Kommunikation zu erleichtern, indem der Lerner metasprachliche Kommentare, Nachfragen etc. in der L1 formuliert, also z.B. les observations disent contre the hypotheses, richtig?.

      Mittlerweile gelten die einflussnehmenden Faktoren beim DrittspracherwerbDrittspracherwerb als gut erforscht. Der erste von FalkFalk, Ylva & BardelBardel, Camilla (2010:193f.) vorgestellte Faktor, der eine Präferenz für die L1 oder die L2 beim Rückgriff auf Wissen im Drittspracherwerb bestimmt, basiert auf der Typologie.Typologie Typologie ist hier als Oberbegriff gemeint und bezeichnet entweder eine linguistisch definierte Typologie, eine vom Sprachbenutzer empfundene Psychotypologie bzw. Sprachdistanz (psychotypology laut KellermanKellerman, Eric 1983) oder der Ausdruck steht einfach für Ähnlichkeit, im EnglischenEnglisch mit proximity, also NäheNähe beschrieben (Muñoz-LicerasMuñoz-Liceras, Juana & de la Fuentede la Fuente, Anahi 2015). Ist die L1 Deutsch, die L2 Spanisch und die L3 Französisch, so würde das Typological Primacy ModelTypological Primacy Modell (TPM) vorhersagen (RothmanRothman, Jason 2015), dass die typologischTypologie nahe Sprache diejenige ist, auf die im Drittspracherwerb zurückgegriffen wird. Im konkreten Fall wäre das das Spanische, das zu den romanischen Sprachen zählt, im Unterschied zu der germanischen Sprache Deutsch. Die weite Fassung des Begriffs Typologie macht eine klare Definition erforderlich.

      Der zweite Faktor, der beim DrittspracherwerbDrittspracherwerb eine Rolle spielt, ist der L2-StatusPrestige. Hiermit ist der Unterschied gemeint, dass eine L2, wenn sie als Fremdsprache erworben wird, oft unter Zugriff auf formalen Unterricht und dementsprechend unter Zugriff auf explizites metalinguistisches Wissen gelernt wird (z.B. „im Französischen stehen Farbadjektive postnominalpostnominal“). Doch auch andere kognitive Unterschiede spielen eine Rolle. So ist die L2 diejenige Sprache (im Vergleich zur L1), mit deren Erwerb zu einem fortgeschrittenen Alter begonnen wurde. Sie ist oft auch diejenige Sprache, die der Lerner im Vergleich zu seiner L1 weniger gut beherrscht. Kurzum sind die Erwerbsumstände beim L2-Erwerb oft dergestalt, dass die Fremdsprache trainiert wird. Das L2 Status Factor ModellL2 Status Factor Modell von BardelBardel, Camilla & FalkFalk, Ylva (2007) besagt nun, dass der Lerner im Drittspracherwerb auf Wissen aus der L2 zurückgreifen wird, unabhängig davon, wie nah diese Sprache der L3 kommt, da diese unter gleichen Umständen erworben wurde wie die L3. Innerhalb dieses Modells stammt das Wissen, auf das der Lerner beim Drittspracherwerb zurückgreift, auschließlich


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