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Wissenschaftlich formulieren: ein Arbeitsbuch. Yomb MayЧитать онлайн книгу.

Wissenschaftlich formulieren: ein Arbeitsbuch - Yomb May


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zu vermitteln. Die Folge von diesem Zwang zur Ökonomisierung ist eine komprimierte Sprache.

      Zwischen den Merkmalen der Wissenschaftssprache und den Funktionen, die sie erfüllen soll, besteht ein Zusammenhang. Deshalb ist ein auf diese Funktionen hin ausgerichteter Gebrauch der sprachlichen Ausdrucksmittel notwendig.

      Ein wissenschaftlicher Text ist in der Regel an seiner Sprache erkennbar. Wer regelmäßig wissenschaftliche Texte liest, entwickelt ein Gefühl für diese Sprache und ihre Strukturen. Charakteristisch dafür sind unter anderem:

       Verwendung von Fachbegriffen und Fremdwörtern„Die operativen Prozeduren gewinnen einen erweiterten Stellenwert, indem sie zur Wiedergabe komplexer Relationen eingesetzt werden“. (Ehlich 2018:17)

       Nominalstil„Die operativen Prozeduren gewinnen einen erweiterten Stellenwert, indem sie zur Wiedergabe komplexer Relationen eingesetzt werden“. (Ehlich 2018:17)

       Passiv„Die operativen Prozeduren gewinnen einen erweiterten Stellenwert, indem sie zur Wiedergabe komplexer Relationen eingesetzt werden“. (Ehlich 2018:17)

       Partizipialkonstruktionen„Zu den Modellierungen von wissenschaftlichem Wissen, die in der AWS (alltäglichen Wissenschaftssprache) abgebunden sind und so dem erfolgreich wissenschaftlich Sozialisierten für seine eigene textuelle Schriftlichkeit zur Verfügung stehen, gehört die elementare Sichtweise von Wissenschaft als Prozess“. (Ehlich 2018:17)

       Hypotaxen„Zu den Modellierungen von wissenschaftlichem Wissen, die in der AWS (alltäglichen Wissenschaftssprache) abgebunden sind und so dem erfolgreich wissenschaftlich Sozialisierten für seine eigene textuelle Schriftlichkeit zur Verfügung stehen, gehört die elementare Sichtweise von Wissenschaft als Prozess“. (Ehlich 2018:17)

      

Übung 3:

      Finden Sie im folgenden Textausschnitt typisch wissenschaftssprachliche Merkmale und tragen Sie diese in die unten stehende Tabelle ein.

      „Wie Levinson (2006) in seinen Ausführungen zur "human interaction engine" betont, ist die zwischenmenschliche Interaktion geprägt von allgemein menschlichen Fertigkeiten und Verhaltensdispositionen, wie Kooperativität und Ausrichtung am Gegenüber, die Tatsache, dass wir mit Sprache Bedeutung inferieren, der sequenzielle Ablauf von Konversationen sowie der Einsatz multimodaler Ressourcen zur Herstellung und Interpretation kommunikativer Handlungen etc. Diese Faktoren führen u.a. dazu, dass Interaktionen grundlegende sprach- und kulturübergreifende Gemeinsamkeiten aufweisen und Phänomene wie Turn-Taking, Paarsequenzen, Begrüßungen, Reparaturen etc. grundlegende Bestandteile der zwischenmenschlichen Kommunikation darstellen. Dennoch ist die zwischenmenschliche Interaktion keineswegs als invariante, fixierte Maschinerie zu verstehen […]; vielmehr weist sie ein Set an Prinzipien auf, das mit kulturellen Besonderheiten interagiert, "to generate different local flavours" (Levinson 2006:56). Der Erforschung der kulturellen Prägung kommunikativer Praktiken widmete sich auch die in den 1970er Jahren von den Anthropologen und Linguisten Dell Hymes und John J. Gumperz ins Leben gerufene, disziplin-übergreifende Forschungsrichtung der Ethnography of Communication. Ihre empirischen Studien verdeutlichen, dass Kultur kein dem Interaktionsprozess "aufgepfropftes Etwas" ist, sondern integraler Bestandteil jeder menschlichen Interaktion (Silverstein/Urban 1996; Gumperz/Levinson 1996; Günthner/Linke 2006): Kulturelle Prozesse manifestieren sich in der Art, wie wir sprechen und handeln, bzw. wie wir die Äußerungen und Handlungen des Gegenübers interpretieren, wie wir Ereignisse konzeptualisieren und bewerten. Kultur und Interaktion stehen somit in einem reflexiven Verhältnis: Einerseits durchdringen kulturelle Konventionen jede Interaktion; andererseits wird Kultur vor allem durch zwischenmenschliche Interaktion reaktiviert (Knoblauch 2005; Günthner 2015; 2017).“ (Günthner 2018:479f.)

typisch wissenschaftssprachliches Merkmal Textbeleg

      1.4 Wissenschaftssprache vs. Alltagssprache

      Die Spezifik der Wissenschaftssprache lässt sich besonders anschaulich im Kontrast zur Alltagssprache erfassen. Eine wesentliche Ursache für den Unterschied zwischen Alltags- und Wissenschaftssprache liegt darin begründet, dass Wissenschaftssprache und Alltagssprache unterschiedliche Wissensformen vermitteln.

       Übersicht: Wissen im Alltag und in der Wissenschaft

Wissen im Alltag Wissen in der Wissenschaft
Nach subjektiven Bedeutsamkeiten geordnetes Wissen Nach paradigmatisch begründeten Kriterien geordnetes Wissen
nicht-systematisiertes Wissen systematisiertes Wissen
routiniertes Handeln reflektiert methodisches Handeln
nicht organisierte Erkenntnis organisierte Erkenntnis
Wirklichkeit als unbezweifelbar gegebene „Realität“ Frage nach den Bedingungen des Wirklichkeitsverständnisses
Vermeidung des Zweifels Systematisierung des Zweifels
Sicherung des Erkannten Zweifel am Erkannten
Vermeidung von Alternativen Aufdeckung von und Suche nach Alternativen
Konzentration auf eine Deutung selbstverständliche Annahme von Mehrdeutigkeiten
Unmittelbarkeit der Alltagspraxis systematisierte Distanz zur Alltagspraxis
Ausschließliche Deutung und Bewältigung der unmittelbar gegebenen Realität hypothetische Vorwegnahme potentieller Problemsituationen
pragmatische Motivation theoretische Motivation
erfahrungsnahe Sprache erfahrungsferne, abstrakte Sprache
im subjektiven und / oder kollektiven Bewusstsein aufgehobene und v.a. mündlich kommunizierte Erkenntnisse vor allem in schriftlicher Form kommunizierte Erkenntnisse

      Quelle: Hierdeis/Hug 1992:56f. (leicht modifiziert)

      Diese Gegenüberstellung macht deutlich: Alltagswissen entsteht nicht nach festgelegten Kriterien, sondern ist durch Subjektivität, Flexibilität und Kontextabhängigkeit gekennzeichnet. Die Entstehung wissenschaftlichen Wissens dagegen ist strenger geregelt, systematisch und kriterienorientiert. Für eine zweckmäßige Vermittlung der jeweiligen Wissensform ist daher eine spezifische Sprache notwendig. Daraus lassen sich die unterschiedlichen Merkmale beider Funktiolekte erklären.

Merkmale der Alltagssprache Merkmale der Wissenschaftssprache
Umgangssprachliche und dialektale Formulierungen Standardsprache und
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