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die INTONATION/PROSODIE (für die gesprochene Sprache) bzw. die INTERPUNKTION (für die geschriebene Sprache) sowie
die MORPHOLOGISCHE MARKIERUNG (vgl. Paul 1919: 4ff. sowie einige modernere syntaktische Arbeiten, die in dieser Tradition stehen, z.B. Altmann 1981: 10, Eisenberg 1989: 46 oder Schmidt 1993: 29).
Im Folgenden soll an einigen ausgewählten Beispielen nachgewiesen werden, wie die Einheitenbildung durch das Zusammenwirken der oben aufgeführten syntaktischen Mittel gesteuert wird und welche Probleme es dabei gibt.
Dass die Prosodie eine unmittelbare Funktion bei der Strukturierung komplexer Ausdrücke zu erfüllen hat, ist ohne weiteres nachvollziehbar, wenn man die folgenden schriftsprachlich wiedergegebenen Äußerungen ins Gesprochene überträgt:
(3–6a) Ich glaube, du spinnst.
(3–6b) Ich glaube. Du spinnst.
Mit Hilfe der Intonation (wie eben im Geschriebenen mit Hilfe der Interpunktion) kann der Unterschied zwischen der hypotaktischen Verbindung zwischen Haupt- und Nebensatz und der parataktischen Verknüpfung zweier selbstständiger Sätze realisiert werden (vgl. Schreiber 1995: 80).
Typischerweise wird das Ende einer syntaktischen Einheit prosodisch durch fallende Intonation und eine anschließende kurze Pause gekennzeichnet:
(3–7) Sprecher A: radio mv (2.0) service (1.0) –
Sprecher B: mit der wettervorhersage;
(.)
wechselnd bewölkt und trocken […]
Allerdings ist diese Annahme nicht unproblematisch (vgl. Jürgens 1999: 144ff.): Zunächst sei auf die Mehrdeutigkeit von Pausenzeichen verwiesen. So gibt es Pausen, die keineswegs syntaktische Segmente konstituieren, sondern z.B. psychische Befindlichkeiten (Unkonzentriertheit, Suchen nach dem richtigen Wort o.Ä.) des Sprechers reflektieren. Aber auch die Intonation markiert die syntaktische Gliederung keineswegs eindeutig (vgl. u.a. Rath 1979: 100, Caroli 1977: 147ff., Schreiber 1995: 78ff. sowie Schönherr 1997: 89). So kann es durchaus vorkommen, dass der Sprecher eine Einheit mit fallender Intonation (und ggf. einer kürzeren Pause) zunächst ganz klar abschließt, dann aber, weil er noch etwas nachtragen will, dieselbe Konstruktion unmittelbar fortsetzt und das bereits markierte Einheitenende nach hinten verlagert.
(3–8) Strunz in der liberoposition, (–) außer frage; (1.0) bei den Bayern1
Andererseits muss festgestellt werden, dass auch andere Intonationsmuster am Einheitenende stehen können. Das typische Intonationsmuster in der Sportreportage ist z.B. die gleichbleibende Tonhöhenbewegung, die eine Weiterführung erwarten lässt. Der Sprecher hält sich somit immer die Option offen fortzufahren, kann aber die Einheit durchaus auch mit einer schwebenden Intonation abschließen.
Neben der Prosodie bzw. der Interpunktion ist für die Segmentierung vor allem die morphologische Form maßgeblich. Eine wichtige Rolle spielen dabei die in ihrer Wortklassencharakteristik als Fügewörter zu bestimmenden Konjunktionen.
Für die mündliche Rede sei hier zunächst auf die besondere Funktion der koordinierenden Konjunktionen und bzw. aber verwiesen (vgl. Kreye 1989: 47). Insbesondere die Konjunktion und hat als „das allgemeinste Bindewort von unbestimmtester Bedeutung“ (Heyse 1907: 543) für den Sprecher ungemeine Vorzüge. Und dient häufig nicht in erster Linie der Verknüpfung kopulativ miteinander verbundener syntaktischer Einheiten, sondern vor allem der Abgrenzung von syntaktischen Einheiten und ist somit primär Gliederungssignal:
(3–9) dann haben sie die schubladen aufgemacht
und was war drin,
lauter verhütungsmittel
ich heiße Peter
und du,
ich habe selbst nicht genug;
(.)
und hände weg
(Beispiel zitiert nach Polikarpow 1997: 182)
Hingegen hat die Konjunktion aber vor allem die Funktion, „Diskontinuitäten auf etwas Vorangehendes zu markieren. Dies gilt nicht nur dann, wenn ein Kontrast vorliegt, sondern auch dann, wenn aber spezifische diskursive Funktionen erfüllt“ (Schlobinski 1996: 246f., vgl. auch 1992: 255–314 sowie Ehlich 1984a).
Schlobinski (1996: 247) nennt z.B. die Möglichkeit, dass aber als themaorganisierendes Element einen Bruch in der Themakontinuierung markiert.
(3–10) Strunz in der liberoposition, (–) außer frage; (1.0) bei den Bayern
↑der konflikt ist entschieden,
(–)
sagt Otto Rehhagel;
(–)
nicht Thomas Helmer der auch gerne libero wäre –
(1.5)
sondern Strunz,
(3.5)
zweikampfstark,
(–)
glänzt auch durch lange pässe,
(.)
aber die erste ecke für Borussia Dortmund
Ein gravierendes Problem für die Analyse besteht nun darin, dass die Anwendung der einzelnen Segmentierungskriterien zum Teil zu unterschiedlichen Ergebnissen führt, etwa im folgenden Beispiel:
(3–11) Ricken;
(3.5)
fordert den ball
Die morphologische Form des Finitums (fordert) stellt eine Verknüpfung zur vorangehenden Einheit her (Zuordnung, Kongruenz). Auch semantisch und dependenziell ist eine Beziehung ohne weiteres nachweisbar. Dass Ricken dennoch als eine syntaktische Einheit gelten muss, ist durch die mit 3,5 Sekunden relativ lange Pause und durch die fallende Intonation deutlich markiert. Unterstützt wird diese Annahme durch die Tatsache, dass es sich auch semantisch und funktional um eine eigenständige Einheit handelt, weil es zunächst um nichts anderes geht, als einen im Fernsehen gezeigten Spieler zu identifizieren und somit einen Referenten einzuführen, ein Thema zu setzen. Erst nachträglich und in relativ selbstständiger Form wird etwas über diesen Referenten ausgesagt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine syntaktische Segmentierung der gesprochenen Rede nur dann operationalisierbar ist, wenn alle oben genannten formal-syntaktischen Mittel in ihrem Zusammenspiel betrachtet werden. Im Einzelfall sind auch Überlegungen zur semantischen und pragmatischen Gliederung zu berücksichtigen, wobei semantische und pragmatische Einheiten keineswegs immer mit syntaktischen Einheiten zusammenfallen.
3.2.3 Das textgrammatische Beschreibungsinstrumentarium: Syntaktische Formen und ihr interner Bau
Nach der Abgrenzung syntaktischer Einheiten rückt ein nächstes, unseres Erachtens zentrales Problem in den Blickpunkt. Es gilt, die segmentierten Basiseinheiten syntaktisch zu kategorisieren, und zwar auf Grundlage der Gegebenheiten der jeweiligen Konstruktion, wie sie in der Rede konkret beobachtet werden können.
Dabei ist der Satz als eine spezifische (und dabei sicher als die idealtypische) syntaktische Form einzubeziehen, die neben anderen Formen existiert, um eine Äußerung zu tätigen.
Die Betonung liegt dabei auf dem Grundwort -form, denn da der Satz in aller Regel