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Sinclair Lewis: Die großen Romane . Sinclair LewisЧитать онлайн книгу.

Sinclair Lewis: Die großen Romane  - Sinclair Lewis


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noch immer sehnsüchtig hoffend, daß er Jims Erlaubnis bekommen würde, noch immer bereit, darauf zu bestehen, daß er nicht in Gefahr sei bekehrt zu werden, wenn er zum Meeting gehe. Er war viele Meilen bekümmert durch den Kot und Schnee gewandert. Er war jetzt bereit, auf das Meeting zu verzichten, auf Judsons Freundschaft zu verzichten, wenn Jim nicht nachgeben sollte.

      Als er hereinkam, stand Mrs. Gantry neben Jims Bett.

      »Nanu, Ma! Was machst du da? Was ist passiert?« keuchte Elmer.

      Es war unmöglich sich vorzustellen, daß sie um einer geringeren Sache als eines Begräbnisses willen eine Reise unternähme.

      Gemütlich: »Kann ich nicht herüberspringen und meine zwei Jungens aufsuchen, wenn ich Lust dazu hab', Elmy? Weißt du, ich glaub', du würdest Jim umgebracht haben, mit der verstänkerten Rauchluft, wenn ich nicht hereingekommen war' und das Zimmer gelüftet hätt'. Ich hab' gemeint, Elmer Gantry, euch ist das Rauchen im Terwillinger verboten! Durch die College-Gesetze! Ich hab' gemeint, junger Mann, daß du nach denen lebst! Na, macht ja nichts.«

      Unbehaglich, – denn Jim hatte ihn noch nie zum Kind herabgewürdigt gesehen, was immer sein Los in Gegenwart seiner Mutter war – knurrte Elmer: »Aber ernsthaft, Ma, weshalb bist du rübergekommen?«

      »Also, ich hab' gelesen, was für eine hübsche Gebetswoche ihr haben werdet, und da dacht' ich mir, ich könnt' doch auch mal 'ne richtige große Predigt hören. Ich hab' mir auch mal Ferien gemacht. Und jetzt kümmer dich nicht ein bißchen um mich. Ich glaube, nach so viel Jahren kann ich schon selber auf mich achtgeben. Die erste Reise, die ich überhaupt mit dir gemacht hab', junger Mann – ich bin damals zu Cousine Adelines Hochzeit – ich hab' dich unter einen Arm gesteckt – und was hast du geschrien, den ganzen Weg – du barmherziger Gott, du hast schon damals deine eigene Stimme so gern gehört wie jetzt! – und unter den anderen habe ich meine alte Reisetasche gesteckt, und so bin ich losgezogen. Kümmer dich nicht ein bißchen um mich. Ich bleib' nur über Nacht da – ich hab' jetzt Resteverkauf – und fahr' morgen früh mit dem Sieben-Uhr zurück. Meine Tasche hab' ich in dem Logierhaus gegenüber vom Bahnhof gelassen. Aber eins kannst du mir schon machen, wenn's dich nicht zu sehr stört, Elmy. Du weißt, ich bin erst einmal hier im College gewesen, 's wär' mir ganz komisch, so eine Landpomeranze, wie ich bin, allein zu dem großen Meeting zu gehen, mit allen gescheiten Professoren und den Leuten da, und 's wär' mir sehr lieb, wenn du mitkommen würdest.«

      »Natürlich wird er kommen, Mrs. Gantry«, sagte Jim.

      Doch bevor Elmer fort war, hatte Jim noch Gelegenheit zu flüstern: »Um Gottes willen, sei vorsichtig! Denk' daran, daß ich nicht dort sein werd' und dich nicht in Schutz nehmen kann! Laß dich nicht von ihnen fassen! Tu keine einzige gottsverdammte Sache, die sie von dir verlangen, das ist die einzige Möglichkeit, daß du vielleicht sicher bleibst!«

      Als Elmer hinausging, sah er zu Jim zurück. Der saß zitternd, mit beschwörenden Augen, im Bett.

      3

      Das Meeting, das den Höhepunkt der jährlichen Gebetswoche bildete – Rektor Quarles, vier Geistliche und ein reicher Kurator, ein Perlmutterknopf-Fabrikant, sollten sprechen, Judson Roberts war Star – wurde nicht in der Y.M.C.A. abgehalten, sondern im größten Raum der Stadt, in der Baptistenkirche, und Hunderte von Leuten aus der Stadt kamen außer den Studenten hin.

      Die Kirche war ein braunes Sandstein-Stildurcheinander mit maurischen Spitzbögen und einem ungeheuren sternförmigen Fenster, in dem das gemalte Glas noch fehlte.

      Elmer hoffte spät genug zu kommen, um unbemerkt hineinschleichen zu können, doch als seine Mutter und er bei dem romanischen Portal anlangten, standen noch Studenten draußen und plauderten. Er war sicher, daß sie flüsterten: »Da ist er – Höllenhund Gantry. Sagt mal, ist's wirklich wahr, daß er zerknirscht ist? Ich dachte immer, er hat mehr über die Kirche gelästert als sonst wer im College.«

      So sanftmütig Elmer auch bei Jims Belehrungen, bei Eddies Drohungen und bei den Klagen seiner Mutter gewesen war, im allgemeinen wußte er wenig von Demut, und jetzt warf er seinen Kritikern trotzige Blicke zu. »Ich werd' ihnen schon zeigen! Wenn die glauben, daß ich mich hineinstehlen werd' –«

      Er schritt hinunter fast bis zu der vordersten Bankreihe, zur Freude seiner Mutter, die gefürchtet hatte, er würde sich wie gewöhnlich im Hintergrund verbergen, in der Nähe des Ausgangs, für den Fall, daß der Prediger persönlich werden sollte.

      Viel von der Dekoration in der Kirche hatte ein eifriger Alumne gestiftet, der in Alaska während des Goldtaumels mit Logierhäusern sein Glück gemacht hatte. Da gab es ägyptische Säulen mit vergoldeten Kapitälen, an der Decke waren goldene Sterne und Wolken, die mehr nach Wolle aussahen, als wollig waren, die Mauern waren munter in drei Farben ausgemalt – grün, wasserblau und khaki. Es war eine widerhallende, gähnende Kirche, jetzt war sie gesteckt voll, sogar in den Gängen stand man. Professoren mit gedrehten Schnurrbärten und Bibeln voller Eselsohren, Studenten in Sweatern und Flanellhemden, ernste junge Studentinnen in hausgemachtem Musselin mit bescheidenen Bändchen, übermäßig lächelnde alte Jungfern aus der Stadt, ehrwürdige Heilige aus dem Hinterland mit Bärten, die zum Teil verbargen, daß sie Kragen ohne Krawatten trugen, alte Frauen mit gebeugten Schultern, aufgeregte junge Ehepaare mit Scharen von Babies, die herumkrochen, rutschten, schrien und in verwirrter Verwunderung Baccalaureos anstarrten.

      Fünf Minuten später hätte Elmer vorn keinen Sitzplatz mehr bekommen. Jetzt gab es kein Entrinnen für ihn. Er war zwischen seiner Mutter und einem schnaufenden dicken Mann eingekeilt, und im Gang neben seiner Bank standen pietistische Schneider und fromme Schullehrer.

      Die Gemeinde stimmte »Wenn wir drüben aufgerufen werden« an, und Elmer gab seine wahnsinnigen und unausführbaren Fluchtpläne auf. Seine Mutter drängte sich glücklich an ihn, ihre Hand streichelte stolz seinen Ärmel; der kriegerische Marschrhythmus der Hymne rüttelte ihn auf:

      Wenn die Trompete des Herrn wird erschall'n, und Ewigkeit bricht an,

       Wenn der ew'ge Morgen dämmert, hell und schön …

      Sie standen auf, um zu singen »Werden wir vereint am Strom?« Elmer begann undeutlich seine Gemeinschaft mit diesen demütigen, emporstrebenden Menschen zu fühlen – mit seinem eigenen Prärievolk: dieser hagere Zimmermann, ein guter Kerl, voll freundlichen Entgegenkommens; diese Bauernfrau, so tapfer, mit Runzeln von der schweren Arbeit; dieser Klassenkamerad, ein bewundernswerter Basketballspieler, der jetzt verklärt sang, den Kopf zurückgeworfen, die Augen geschlossen, mit klingender Stimme. Elmers eigene Leute. Konnte er sie verraten, konnte er dem Zug ihres vereinigten Glaubens und Sehnens widerstehen?

      Ja, wir werden sein vereint am Strom,

       Am schönen, am schönen Strom,

       Vereint mit den Heiligen am Strom,

       Der vorüberfließt an Gottes Thron.

      Konnte er es ertragen, fern von ihnen zu sein, in der eisigen Leere von Jim Lefferts' Vernünfteln, an diesem Tag, da sie sich erfreuen sollten in dem warmen Morgensonnenschein beim Fluß, der zum unvergänglichen Thron rollte?

      Und seine Stimme – die Worte der ersten Hymne hatte er bloß gemurmelt – dröhnte voll Freude:

      Bald hat unsre Pilgerschaft ein End';

       Bald werden unsre Herzen selig beben,

       Wenn wir in ew'gem Frieden schweben.

      Seine Mutter strich über seinen Ärmel. Es fiel ihm ein, daß sie seit jeher behauptete, er wäre der beste Sänger, den sie je gehört hätte; daß Jim Lefferts zugegeben hatte: »Allerdings, das kannst du, diesen Hymnenschleim klingen lassen, als ob's was heißen würde.« Er bemerkte, daß die Leute in der Nähe sich erfreut umsahen, als sie seine große Glocke über dem mißtönigen Plärren dominieren hörten.

      Die Einleitungen bereiteten lediglich die Zuhörer für Judson Roberts vor. Old Jud war in Form. Er lachte, er schrie, er kniete und weinte echte Tränen, er liebte jedermann, er raste hinunter ins Auditorium und klopfte auf Schultern, und augenblicklich hatten alle das


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