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Sinclair Lewis: Die großen Romane . Sinclair LewisЧитать онлайн книгу.

Sinclair Lewis: Die großen Romane  - Sinclair Lewis


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das hieß nicht arbeiten. Aber –

      Über welchen verdammten Dreck sollte er denn überhaupt reden?

      Mal sehen. Herrje, das war ein großartiger Gedanke! Ihnen sagen, wie ein großer starker Kerl, je stärker er war, desto eher könnte er sich's leisten, zuzugeben, daß die Kraft des Heiligen Geistes ihn ganz einfach kampfunfähig gemacht hätte –

      Nein. Teufel! Das hatte ja Old Jud gesagt. Er mußte was Neues haben. Bißchen neu wenigstens.

      Er sollte nicht »Teufel« sagen. Schluß damit machen. Bekehrt bleiben, ganz egal, wie schwer es war. Er hatte keine Angst vor – er und der alte Jud, sie waren stark genug, um –

      O nein! Es war nicht der alte Jud; seine Mutter war es. Was würde sie denken, wenn sie ihn einmal mit Juanita sehen sollte! Juanita! Das schlampige Luder! Ganz sittenlos!

      Er mußte sich dahinterklemmen. Jetzt gleich!

      Elmer packte die Kante seines Arbeitstisches. Es knackte. Er hatte Freude an seiner Kraft. Er zog seinen schmutzigen roten Sweater aus, streichelte seinen riesigen Biceps und ging wieder an seine apostolische Arbeit:

      Mal sehen: Die Burschen in der Y. würden von ihm erwarten, daß er sagt –

      Er hatte es! Niemand konnte sich jemals auch nur zu einem Fluch versteigen, wenn es nicht – wie hieß das nur? – im unerforschlichen Ratschluß der Vorsehung lag.

      Höchst eifrig machte Elmer umfangreiche, formlos gekritzelte Notizen in einem Zehn-Cent-Heft, das bisher dem Deutschen gedient hatte. Er sprang auf, schaute gelehrt drein und versammelte seine Bibliothek um sich: die Bibel, die er von seiner Mutter hatte; das Neue Testament, das er von einem Sonntagsschullehrer hatte; seine Lehrbücher für die wöchentlichen Vorlesungen über Bibeltexte und Kirchengeschichte; und ein Vierzehntel einer vierzehnbändigen Sammlung »Die großen Reden der Welt«, das er in einem seltenen, unter dem Einfluß des Alkohols stehenden Augenblick um siebzehn Cents in Cato erworben hatte.

      Der Impetus, den er anfangs gehabt hatte, war ganz weg.

      Nun, er würde bei der Bibel Hilfe finden. Die war ganz geoffenbart, Wort für Wort, ganz egal, was Spötter wie Jim sagten. Er würde die erste Stelle nehmen, die er aufschlug, und darüber reden.

      Er öffnete bei: »So haltet euch nun ferne von ihnen, du Thathnai, Landpfleger jenseit des Wassers, und Sethar-Bosnai, und ihr andern des Rats, ihr von Apharsach, die ihr jenseit des Wassers seid«, einem Gebot, das wohl geistvoll war, jetzt aber nicht die geringste Hilfe bot.

      Er begann wieder an seinem üppigen Haar zu ziehen und sich zu kratzen.

      Herr Gott. Irgendwas mußte sein.

      Die einzige Möglichkeit, im ganzen Leben weiterzukommen, lag darin, daß man diese Mächte begriff, von denen die Wissenschaftler mit ihren Laboratorien und dem ganzen Zeugs nichts erfassen konnten, die aber für einen wahren Christen ebenso leicht waren wie –

      Nein. Er hatte außer Chemie I keine Labor-Kurse genommen, deshalb konnte er nicht beweisen, daß alle diese Physiker und Biologen Trottel sind.

      Unglückselig fing Elmer die netten Notizen auszustreichen an, die er in seinem Heft gemacht hatte.

      Zu seinem Verdruß merkte er, daß Jim wach war und höhnte: »Alles recht heilig und lehrreich, Höllenhund? Warum nimmst du deine erste Predigt nicht von den Heiden? Du wärst nicht der erste künftige Messias, der das tut!«

      Jim schleuderte ihm ein dünnes Buch zu und fiel wieder in den Schlaf des Ungläubigen. Elmer hob das Buch auf. Es war eine Auswahl der Schriften von Robert G. Ingersoll.

      Elmer war empört.

      Seine Ansprache von Ingersoll nehmen, dem elendigen alten Atheisten, der sagte – na also, auf jeden Fall kritisierte er die Bibel und alles! Einer, der nicht an die Bibel glaubte, sollte doch wenigstens nicht die anderen in ihrem Glauben stören. Eine hundsgemeine Schweinerei, das zu tun! So eine Unverschämtheit von Jim, ihm vorzuschlagen, er sollte sich irgendwas von Ingersoll holen! Er würde das Buch ins Feuer schmeißen!

      Aber – alles war besser, als weiter sein Hirn abzustrapazieren. Er vergaß seine Schmerzen, indem er sich Hals über Kopf ins Lesen stürzte. Schläfrig verfolgte er Seite um Seite von Ingersolls Predigen und Scherzen. Plötzlich setzte er sich auf, blickte argwöhnisch zum verstummten Jim hinüber, blickte argwöhnisch gen Himmel. Er stöhnte, zauderte und begann dann rasch aus Ingersoll in sein Deutschheft abzuschreiben:

      Die Liebe ist der einzige Regenbogen auf der dunklen Wolke des Lebens. Sie ist der Morgen- und der Abendstern. Sie leuchtet über der Wiege des Kindes und wirft ihre Strahlen auf das stille Grab. Sie ist die Mutter der Kunst, sie inspiriert den Dichter, den Patrioten und den Philosophen. Sie ist die Luft und das Licht eines jeden Herzens, sie erbaut jedes Heim, sie entzündet das Feuer auf jedem Herd. Sie war die erste, die von Unsterblichkeit träumte. Sie erfüllt die Welt mit Melodien, denn die Musik ist die Stimme der Liebe. Die Liebe ist die Magierin, die Zauberin, die aus wertlosen Dingen Freuden macht und erlauchte Könige und Königinnen aus gemeinem Lehm schafft. Sie ist der Duft der wundersamen Blume – das Herz – und ohne diesen heiligen Trieb, diese göttliche Schwäche, sind wir geringer als die Tiere; mit ihr aber, wird die Erde zum Himmel, sind wir Götter.

      Nur einen Augenblick, während er abschrieb, sah er unsicher aus; dann:

      »Dreck! Wahrscheinlich ist heute abend kein Mensch da, der Ingersoll gelesen hat. Sind alle gegen ihn Außerdem werd' ich's ein bißchen umändern.«

      5

      Als Rektor Quarles ihn abholte, hatte Elmer seine Ansprache fertig, er war in seinem schönsten blauen, zweireihigen Sonntagsanzug und hatte das Haar gebürstet.

      Als sie gingen, rief Jim Elmer aus dem Vorzimmer zurück, um ihm zuzuflüstern: »Hör mal, Höllenhund, du wirst doch dran denken, etwas Nettes über Ingersoll zu sagen, und über mich, weil ich dir den Tip gegeben hab', nicht wahr?«

      »Schau, daß du zum Teufel kommst!« sagte Elmer.

      6

      In der Y.M.C.A. war eine ansehnliche, reichlich neugierige Menge versammelt. Den ganzen Tag hatte man im Hof debattiert: »Ist Höllenhund wirklich ganz sicher gerettet? Wird er mit seinen Schweinereien aufhören?«

      Alle, die er kannte, waren da, ihre offenen Münder sahen fragend aus, grinsten oder zweifelten. Ihr Schauen und Blinzeln verwirrte ihn, und er ärgerte sich darüber, daß er von Eddie Fislinger, dem Präsidenten der Y.M. C.A., vorgestellt wurde.

      Er begann schlecht, stammelnd. Aber Ingersoll hatte den Anfang seiner Rede geliefert, und er erwärmte sich am Glanz seiner eigenen Stimme. Er sah das Auditorium im geschweiften Y.M.C.A.-Saal als strahlende Wolke, er wurde voll Zuversicht laut, er begann die ergreifenden Gedanken hinzuzufügen, die ganz und gar sein eigen waren – abgesehen davon, höchstens, daß er sie dreißig- oder vierzigmal in Predigten gehört hatte.

      Es klang recht gut, wenn man die Umstände in Betracht zog. Bestimmt ließ es sich mit den mystischen Durchschnittstiraden der Kanzel vergleichen.

      Trotz seinem Slang, seinem Fluchen, seiner mangelhaften Grammatik, war Elmer im College gezwungen gewesen, gewisse Bücher zu lesen und gewisse Kollegien zu hören, die alle mit prachtvollen, blühenden langen Worten erfüllt waren, mit schönen Sentenzen über Gott, den Sonnenuntergang, die moralische Nutzanwendung, die aus dem täglichen Betrachten der Berglandschaft zu ziehen sei, über Engel, das Fischen von Seelen, das Fischen von Fischen, Ideale, Patriotismus, Demokratie, die Keuschheit, den Irrtum der Vorsehung beim Erschaffen des weiblichen Beins, Mut, Demut, Gerechtigkeit, die Ackerbaumethoden in Palästina um das Jahr 4 A.D., die Schönheit der Häuslichkeit, und das Gehalt der Prediger. Diese blühenden Worte, diese orgeltönenden Sätze, diese tiefen Gedanken waren ihm eingehämmert worden, bis sie gebrauchsfertig in seinem Hirn hafteten.

      Aber sogar für den schulmüden Lehrkörper, der dieses Einhämmern besorgt hatte, der


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