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Sinclair Lewis: Die großen Romane . Sinclair LewisЧитать онлайн книгу.

Sinclair Lewis: Die großen Romane  - Sinclair Lewis


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      1

      In dem Pappelwäldchen am schlammigen Fluß, drei Meilen westlich von Paris, Kansas, waren die Frommen mit Eßkörben, Staubmänteln und feuchten, unglückseligen Kindern zur ganztägigen Feier versammelt. Die Brüder Elmer Gantry und Edward Fislinger waren schon früher zum Predigen zugelassen gewesen, doch jetzt sollten sie zu flüggen Predigern, zu Baptistengeistlichen ordiniert werden.

      Sie waren aus dem weitentfernten Mizpah-Seminar für Theologie heimgekommen, um von ihrer eigenen Kirchenversammlung, der Kayooska River Baptisten-Vereinigung, ordiniert zu werden. Sie hatten beide noch ein Jahr des dreijährigen Seminarkurses vor sich, aber bei den frömmeren Landbrüdern hält man es für gut, die Kleriker früh zu weihen, damit sie, auch schon bevor sie unfehlbare Weisheit erlangt haben, auf Hinterwäldlerkanzeln stehen und während der Wochenenden gute Werke mit göttlicher Autorität tun können.

      Seine Ferien nach dem College hatte Elmer auf einer Farm verbracht; in den Ferien nach seinem ersten Jahr im Seminar war er Aufseher in einem Knabenlager gewesen; jetzt, nach der Ordinierung, sollte er in den kleineren Kirchen in seinem Zipfel von Kansas Dienst machen.

      Während seines zweiten Seminarjahres, das eben zu Ende gegangen war, hatte er sich noch viel mehr gelangweilt, als jemals im Terwillinger. Beständig hatte er daran gedacht abzugehen, aber nach seinen Reisen in die Stadt Monarch, wo er nähere Beziehungen zu lockeren Damen und Mixern unterhielt, als man von einem heiligen Kleriker erwarten sollte, hatte er immer wieder frische Kraft für seinen Entschluß, ein reines Leben zu führen, und so gelang es ihm, auszuharren bis zur Vollendung, deren Symbol der Grad eines Baccalaureus der Theologie war.

      Aber wenn es auch langweilig gewesen war, er hatte Gelegenheit gehabt, sich in seinem Beruf zu üben.

      Er konnte jetzt jedem Auditorium ins Auge schauen und autoritativ über jedes beliebige Thema sprechen, so oft man wollte, ohne daß er zitterte oder irgendwelche grammatikalischen Fehler machte. Er verfügte über einen eleganten Wortschatz. Er kannte achtzehn Synonyma für Sünde, von denen die Hälfte sehr lang und eindrucksvoll war, die andere Hälfte sehr kurz, explosiv und bedrohlich – bedrohlich war eines seiner Lieblingsworte, immer von Nutzen, wenn er die vorläufig noch imaginäre Sünderschar, die sich vor ihm sammelte, in Schrecken jagen wollte.

      Es bereitete ihm keine Verlegenheit mehr, auf die intimste Weise von Gott zu sprechen; ohne zu grinsen, konnte er einen sieben Jahre alten Knaben fragen: »Willst du nicht deine Laster aufgeben?« Und ohne mit der Wimper zu zucken, konnte er einem Tabaksverkäufer ins Gesicht sehen und fragen: »Haben Sie schon einmal vor dem Thron der Gnade gekniet?«

      Was für weltliche Ausdrücke er auch in vertraulichen Unterhaltungen mit den weniger heiligen Studenten der Theologie gebrauchen mochte – mit Leuten wie Harry Zenz, der der überzeugteste Atheist im Seminar war öffentlich sagte er nicht einmal »verflixt«, er hatte zu sofortigem Gebrauch eine Anzahl von Phrasen in Bereitschaft, wie »Bruder, ich bin bereit, Ihnen beim Streben nach Frömmigkeit behilflich zu sein«, »Mein ganzes Leben legt Zeugnis für meinen Glauben ab«, »Für das geistige Auge bedeutet es keine Schwierigkeit, die dreifältige Natur der Göttlichkeit zu begreifen«, »Wir können keine trauerklößigen Christen in dieser Kirche brauchen – einer, der im Blut des Lamms gewaschen ist, ist so glücklich, daß er den ganzen Tag singend und Hallelujah rufend herumgeht« und »Kommt jetzt, kommt alle her, wir wollen die größte Sammlung machen, die diese Kirche je gesehen hat.« Er konnte die Vorherbestimmung voll und ganz erklären und bediente sich der Worte »baptizo« und »athanasisch«.

      Er würde vielleicht weniger laut, weniger gelehrsamkeittriefend sein, sobald er einmal ein oder zwei Jahre nach dem Schlußexamen in der Praxis sein und entdeckt haben würde, daß die Menschen gemeinen Herzens sind, niedrige Gewohnheiten haben und nicht die geringste Lust zeigen, dem Pfarrer die Aufsicht über alles einzuräumen, was sie tun und lassen. Aber davon würde er sich wieder erholen, er sah aus wie ein Vorbild dessen, was er in zwanzig Jahren, als Zehntausenddollar-Prophet, sein würde.

      Er war breiter geworden, sein glänzendes Haar, das er länger trug als im Terwillinger, war aus der schweren weißen Stirn zurückgestrichen, seine Nägel häufiger sauber, seine Sprache majestätisch. Sie war sonorer, abgemessener und priesterlicher; er konnte, und tat es auch, zeigen, daß er die verborgene moralische Krankheit eines Menschen kannte, indem er ganz einfach sagte: »Wie geht's uns heute, Bruder?«

      Und obgleich er in Griechisch fast durchgefallen wäre, hatte sein Aufsatz »Sechzehn Wege, eine Kirchenschuld abzutragen« den Zehndollarpreis in praktischer Theologie gewonnen.

      2

      Er schritt unter den Kayooskatal-Kommunikanten neben seiner Mutter einher. Sie war eine kleinstädtische Geschäftsfrau, nicht übermäßig runzlig oder schäbig; sie trug sogar einen guten, kleinen, schwarzen Hut und ein neues braunes Seidenkleid mit einer Goldkette; doch neben seiner Größe und ehrbaren Pracht wirkte sie unansehnlich.

      Er trug für die Zeremonie einen neuen zweireihigen Anzug aus schwarzem Tuch und neue schwarze Schuhe. Dasselbe hatte Eddie Fislinger an, dazu eine Trauerkrawatte und einen großen schwarzen Filzhut, wie ihn die Texas-Kongreßmitglieder tragen. Doch Elmer war unternehmender. Hätte er nicht eingesehen, daß er Würde zeigen mußte, so würde er sich den Prunk erlaubt haben, für den er Talent hatte. Er hatte ein Kompromiß geschlossen, indem er sich auf der Heimfahrt in Chicago einen schönen hellgrauen Filzhut kaufte, und ein rotgerändertes graues Seidentaschentuch riskiert, das seinem nüchternen Brustkasten einen gefälligen Anflug von Farbenfreudigkeit verlieh.

      Aber er hatte, für diesen Tag, auf den großen Opalring mit den fast goldenen Schlangen verzichtet, den er einmal, unter dem Einfluß des Alkohols seinem Gelüst erliegend, in der Stadt Monarch erworben hatte.

      Er marschierte wie eine Armee mit Fahnen, er redete wie eine Posaune, er gestikulierte weit ausholend mit seiner großen, gebleichten, dicken Hand; und seine Mutter, die in ihn eingehängt war, blickte in Ekstase zu ihm auf. Er führte sie in der Menge, leutselig wie ein Anwärter auf den Posten des Nachlaßrichters und hüllte sie in die Fransen seines Ruhms.

      Zur Ordinierung waren vielleicht zweihundert baptistische Laien und Laiinnen und mindestens zweihundert kleine Kinder von den benachbarten Kirchengemeinden hergekommen, in Bockwagen, in Demokratenwagen und Einspännern. (Es war 1905; es gab noch keinen Ford näher als im Fort Scott.) Es waren anständige, freundliche, ehrbare Leute; Farmer, Grobschmiede und Schuster; Männer mit gegerbten, faltigen Gesichtern, die bügelfaltige »Sonntagsanzüge« anhatten; die Frauen, tiefbusig oder von der Arbeit eingeschrumpft, waren in sauberem Gingan. Nur ein Dorfbankier war da, sehr gesprächig und demokratisch, in einem neuen Drillichanzug. Sie bewegten sich im Kreis wie Vieh, der Staub reichte bis zu den Schnürsenkeln, und Staub hüllte sie ein, in der stillen Hitze, unter den staubigen Zweigen der Pappeln, von denen Schnitzelchen herabschwebten, auf dem groben Zeug ihrer Kleider haften blieben und dort glitzerten.

      Sechs Prediger waren zusammengekommen, um dem Pfarrer von Paris bei seiner Zeremonie zu assistieren, und einer von ihnen war kein Geringerer, als der Rev. Dr. Ingle, der den ganzen Weg von St. Joe hergekommen war, wo er eine Sonntagsschule mit sechshundert Kindern haben sollte. Als junger Mann – sehr mager und beredt in einem Gehrock – hatte Dr. Ingle sechs Monate lang in Paris gepredigt, und Mrs. Gantry entsann sich seiner als ihres Lieblingsgeistlichen. Er war so freundlich zu ihr gewesen, als sie krank war; er war zu ihr gekommen, um »Ben Hur« vorzulesen und einem kleinen, untersetzten Elmer, der sich gern hinter Möbelstücken versteckte und mit Gemüseresten nach Besuchern warf, Geschichten zu erzählen,

      »So, so, Bruder, das ist also das kleine Jungchen, das ich als Gelbschnabel kannte! Nun, Sie waren immer ein gutes kleines Bürschchen, und jetzt, höre ich, sollen Sie ein frommer junger Mann sein – und ausersehen, große Werke für den Herrn zu tun«, begrüßte Dr. Ingle Elmer.

      »Danke schön, Doktor. Beten Sie für mich. Es ist eine Ehre für uns, daß Sie aus Ihrer großen Kirche hergekommen sind«, sagte Elmer.

      »War


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