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Sinclair Lewis: Die großen Romane . Sinclair LewisЧитать онлайн книгу.

Sinclair Lewis: Die großen Romane  - Sinclair Lewis


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solange es noch Zeit ist?«

      »Sie haben mit der Kirche gelebt. Ohne sie würden Sie sich wahrscheinlich einsam vorkommen. Vielleicht sollten Sie drin bleiben … um sie zu zerstören!«

      »Aber würden Sie denn wünschen, daß sie zerstört wird? Selbst wenn einige Einzelheiten des Dogmas nicht wahr sind – oder sogar alle – bedenken Sie, was für ein Trost die Religion und die Kirche für die schwache Menschheit sind!«

      »Sind sie das? Ich weiß nicht! Haben fröhliche Agnostiker, die wissen, daß sie tot sein werden, wenn sie einmal gestorben sind, es nicht viel leichter als gute Baptisten, die sich Sorgen darüber machen, ob ihre Söhne, Vettern und Geliebten auch in den baptistischen Himmel kommen werden – oder, was noch schlimmer ist, sich den Kopf darüber zerbrechen, ob sie nicht vielleicht falsch geraten haben – ob Gott nicht vielleicht doch ein Katholik, ein Mormone oder ein Sabbat-Adventist ist, und nicht ein Baptist, und dann kommen sie alle selber in die Hölle! Trost? Nein! Aber – bleiben Sie in der Kirche. Bis Sie hinauswollen.«

      Frank blieb.

      3

      Als er im Seniorenjahr war, hatte er viele von Dr. Zechlins eingeschmuggelten Büchern gelesen: Davenports »Primitive Züge bei religiösen Erweckungsversammlungen,« aus dem er lernte, die Schreie, das Schäumen und die Zuckungen bei Erweckungsversammlungen seien um nichts heiliger als andere barbarische Religionshysterien; Dods und Sunderland über den Ursprung der Bibel, worin er den Nachweis bekam, daß die Bibel nicht heiliger oder unfehlbarer sei als Homer; Nathaniel Schmidts revolutionäres Leben Jesu, »Der Prophet von Nazareth«, und Whites »Geschichte des Kriegs der Wissenschaft gegen die Theologie«, worin die Religion als Feind, nicht als Förderer des menschlichen Fortschritts geschildert wurde. Er war tatsächlich – in einem Baptistenseminar! – ein Musterexemplar des »durch gottlose Erziehung verdorbenen jungen Manns«, den die baptistischen Zeitschriften so gern schilderten.

      Aber er blieb.

      Er hing an der Kirche. Sie war sein Land, sein Patriotismus. Nebelhaft, ziemlich unpraktisch und völlig elend machte er Pläne, sein Leben einem Projekt zu widmen, das er »die Liberalisierung der Kirche von innen« nannte.

      Nach seinen Sophistereien war es eine Erleichterung für ihn, ein so lebendiges Gefühl wie seinen schönen, klaren, gesunden Haß gegen Bruder Elmer Gantry zu verspüren.

      4

      Frank hatte immer Widerwillen empfunden gegen Elmers Stumpfheit und Glätte, gegen seine Zoten und seine Unfähigkeit, die allerelementarste Abstraktion zu begreifen. Doch Frank war für gewöhnlich kein großer Hasser, und als sie aufbrachen, um die Herde in Schoenheim zu hüten, gefiel ihm Elmer in seiner kraftvollen Erregung fast – in der schönen irdischen Erregung eines Athleten.

      Für Frank war Lulu Bains ein Biskuitpüppchen, er hätte sie streicheln können wie irgendein zehnjähriges Kind in seiner Sonntagsschulklasse. Er sah Elmers ganzen Körper beim Anblick Lulus steif werden. Und er konnte nicht das geringste tun.

      Er fürchtete, wenn er mit Mr. Bains, oder auch nur mit Lulu, spräche, müßte Elmer sie in der ersten Aufregung heiraten, und plötzlich war der Frank, der immer »die heilige Institution der Ehe« akzeptiert hatte, überzeugt, daß für ein Fohlen wie Lulu jedes wilde Ausschlagen besser sein würde, als vor Elmers schmutzigen Pflug gespannt zu werden.

      Franks geistlicher Vater und seine Mutter gingen über Weihnachten nach Kalifornien, er selbst verbrachte den Feiertag bei Dr. Zechlin. Die beiden feierten den Heiligen Abend, und es war wirklich ein sehr glänzender, behaglicher, wunderschöner deutscher Weihnachtsabend. Zechlin hatte eine Gans herbeigeschafft, die Frau des Osteopathen dazugebracht, sie zuzubereiten, mit Würstchen zur Füllung und preißelbeergefüllten Eierkuchen zur Garnierung. Er braute einen Punsch, der nichts weniger als baptistisch war, der schäumte, göttlich roch und Frank Visionen brachte.

      Sie saßen in alten Stühlen zu beiden Seiten des runden Ofens, schwenkten behaglich ihre Punschgläser und sangen:

      Stille Nacht, heilige Nacht,

       Alles schläft, einsam wacht

       Nur das traute hochheilige Paar,

       Holder Knabe im lockigen Haar,

       Schlaf in himmlischer Ruh,

       Schlaf in himmlischer Ruh.

      »Ach ja,« meditierte der alte Mann, »das ist der Christus, von dem ich noch träume – das Kind mit dem schimmernden Haar, das liebe deutsche Christkind – das schöne Märchen – und euer Dekan Trosper macht Jesus zu einem Ungeheuer, das Jugend und Lachen verabscheut – Wein, Weib und Gesang. Der Arme! Wie unglücklich war er doch, dieser Christus, daß er beim Hochzeitsfest nicht den guten Trosper bei sich hatte, um sich erklären zu lassen, daß er das Wasser nicht in Wein verwandeln dürfte. Chk! Chk! Ob ich schon zu alt bin, um mir eine kleine Farm mit einem großen Weinberg und sieben Büchern zuzulegen?«

      5

      Elmer Gantry machte immer Witze über Dr. Bruno Zechlin. Manchmal nannte er ihn »alter Fußelkopf«. Manchmal sagte er: »Der alte Idiot muß ja Hebräisch lehren, er sieht selber aus wie 'ne Seite Jiddisch.« Elmer verstand sich auf solche Dinge. Der Beifall Eddie Fislingers, der in Korridoren und Toiletten gesagt haben sollte, Zechlin fehle es an Idealismus, ermutigte Elmer zu seinem Meisterstück.

      Vor der Exegese-Vorlesung schrieb er mit verstellter Schrift an die schwarze Tafel:

      »Ich bin der Fußelkopf Zechlin, der Obergescheite, der mehr weiß als Gott. Wenn Jake Trosper dahinter käme, was ich wirklich über die Offenbarung der Schrift denke, würde er mich bei meinem dreckigen deutschen Genick packen und hinausschmeißen.«

      Die versammelten Studenten wieherten, sogar Bruder Karkis, der Hinterwäldler-Calvin.

      Dr. Zechlin kam lächelnd in den Kollegsaal getrottet. Er las die Inschrift auf der Tafel. Er sah ungläubig aus, dann erschrocken, er starrte seine Klasse an wie ein alter Hund, nach dem Rohlinge Steine geworfen haben. Er drehte sich um und ging hinaus, begleitet vom Gelächter der Brüder Gantry und Karkis.

      Wie dieser Zwischenfall Dekan Trosper zu Ohren kam, ist nicht bekannt.

      Er ließ Elmer holen. »Ich habe den Verdacht, daß Sie das auf die Tafel geschrieben haben.«

      Elmer dachte zu leugnen, dann platzte er heraus: »Ja, ich war's, Dekan. Ich sage Ihnen, es ist eine Schande – ich will durchaus nicht behaupten, ein Stadium christlicher Vollkommenheit erreicht zu haben, aber ich geb' mir schwer Mühe, und es ist meiner Ansicht nach ein Skandal, wenn jemand vom Lehrkörper es darauf anlegt, uns unsern Glauben durch versteckte Andeutungen und Spötteleien zu nehmen; das ist meine Meinung.«

      Dekan Trosper antwortete bissig: »Ich glaube nicht, daß Sie sich um irgend jemand bekümmern müssen, der Ihnen neue Möglichkeiten des Sündigens vor Augen führt, Bruder Gantry. Aber es ist einiges berechtigt an dem, was Sie sagen. Jetzt gehen Sie hin und sündigen Sie nicht mehr. Ich glaube noch immer, das Sie eines Tages vielleicht zu Verstand kommen und aus Ihrer Lebenskraft ein Gnadenmittel für Viele, eventuell auch für Sie selbst, machen. Ist gut.«

      Dr. Bruno Zechlin wurde zu Ostern plötzlich pensioniert. Er zog zu seiner Nichte. Sie war arm, spielte gern Bridge und wollte ihn nicht haben. Er verdiente etwas Geld durch Übersetzungen aus dem Deutschen.

      Bevor zwei Jahre um waren, starb er.

      Elmer Gantry erfuhr nie, wer ihm dreißig Nickel, eingepackt in ein Traktätchen über Frömmigkeit, geschickt hatte, noch warum. Aber er fand die Gedanken im Traktätchen nützlich für eine Predigt, und die dreißig Zehncentstücke gab er für lustige Photographien von Operettendämchen aus.

      Neuntes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis


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