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Sinclair Lewis: Die großen Romane . Sinclair LewisЧитать онлайн книгу.

Sinclair Lewis: Die großen Romane  - Sinclair Lewis


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betrachtete er sie mit wissenden Blicken.

      »Ja. Er wird wohl eine Frau in sich verliebt machen können. Aber das würde keine Woche dauern. Mir würde seine verfluchte strahlende Freundlichkeit auf die Nerven gehen. Seine Heuchelei. O ja, er freut sich, daß er hier ist. Er hat uns gern. Er ist ein so guter Schauspieler, daß er sich selbst überzeugt … in Boston würde ich ihn hassen. Er würde alle diese selbstverständlichen Großstadtdinge haben. Limousinen. Feine Abendanzüge. Er würde ein ausgezeichnetes Dinner in einem eleganten Restaurant bestellen. Einen von der besten Firma eingerichteten Salon – aber die Bilder würden ihn verraten. Ich würde mich viel lieber mit Guy Pollock in seinem verstaubten Büro unterhalten … Wie ich lüge! Sein Arm hat meiner Schulter geschmeichelt, und seine Augen haben gesagt: ›Untersteh dich, mich nicht zu bewundern.‹ Ich würde Angst vor ihm haben. Ich hasse ihn! … Oh, diese unbegreifliche, egoistische Phantasie der Frauen! Dieses ganze Durcheinander von Gedanken über einen Mann, über einen guten, anständigen, freundlichen, tüchtigen Mann, der nett zu mir war, weil ich Wills Frau bin!«

      4

      Die Kennicotts, die Elders, die Clarks und Bresnahan waren an den Indianersquaw-See fischen gegangen. Beim Essen sprach man vom Krieg. Nachdem Bresnahan unter dem Siegel der Verschwiegenheit verraten hatte, daß die Kriegserklärung Spaniens an Deutschland bevorstehe, fragte Kennicott ehrfürchtig: »Wie ist es mit den Aussichten für eine Revolution in Deutschland?«

      Die Autorität brummte: »Da ist nichts dran. Das einzige, worauf ihr euch verlassen könnt, ist, daß das deutsche Volk, ganz egal was passiert, ob es siegt oder verliert, zum Kaiser halten wird, bis die Hölle kalt geworden ist. Ich weiß das ganz positiv von einem, der in Washington an der allerersten Quelle sitzt. Nein, nein! Ich behaupte ja nicht, daß ich viel von den internationalen Sachen verstehe, aber eines könnt ihr für bombensicher halten: Deutschland wird die nächsten vierzig Jahre noch ein Hohenzollernreich sein, und ich weiß auch gar nicht, ob das so schlecht ist. Der Kaiser und die Junker lassen diese roten Agitatoren nicht aufkommen, die schlimmer wären als jeder König, wenn sie sich durchsetzen könnten.«

      »Ich interessiere mich sehr für den Umsturz, der den Zaren in Rußland abgesetzt hat«, sagte Carola. Sie war von den zauberhaften Kenntnissen dieses Mannes endlich erobert worden.

      Kennicott bat für sie um Entschuldigung. »Carries Verrücktheiten mit der russischen Revolution. Ist wirklich was dran, Perce?«

      »Gar nichts!« sagte Bresnahan überzeugend. »Darüber weiß ich Bescheid. Carola, mein Herzchen, ich bin wirklich überrascht, daß Sie reden wie ein New Yorker russischer Jude oder wie einer von den Kerls mit langen Haaren! Ich kann Ihnen sagen, aber Sie brauchen's niemand weiterzuerzählen, das ist vertraulich, ich hab's von einem Mann, der enge Beziehungen zum Auswärtigen Amt hat, aber es ist Tatsache, daß der Zar wieder zur Macht kommt, bevor noch das Jahr um ist. Man liest ja eine Menge über seinen Rücktritt, und daß er ermordet ist, aber ich weiß, er hat eine große Armee hinter sich und wird diesen verdammten Agitatoren, diesen faulen Bettlern, die sich ein feines Pöstchen erjagen wollen und die armen Teufel kujonieren, die auf sie reinfallen, er wird ihnen schon zeigen, wo sie hingehören!«

      Carola tat es leid, daß der Zar wiederkommen sollte, aber sie sagte nichts. Die anderen machten dumme Gesichter, als von einem Land die Rede war, das so weit weg ist. Jetzt rückten sie näher heran und fragten Bresnahan nach seinen Ansichten über das Packard-Automobil, über Texasöl-Aktien, über die Verdienste einzelner in Minnesota und in Massachusetts geborener junger Männer, über die Zukunftspreise von Automobilreifen, und wollten wissen, ob es nicht wahr sei, daß die amerikanischen Flieger diesen Franzosen weit überlegen seien.

      Zu ihrer Freude fanden sie, daß er in jedem dieser Punkte derselben Meinung war wie sie.

      Als Carola Bresnahan verkünden hörte: »Wir sind durchaus bereit, mit jedem Ausschuß zu reden, den die Leute wählen, aber wir wollen's uns nicht gefallen lassen, daß irgendein Agitator von draußen daherkommt und uns erzählt, wie wir unseren Betrieb leiten sollen!« mußte Carola daran denken, daß Jackson Elder (der jetzt schüchtern neue Ideen in sich aufnahm) dasselbe mit denselben Worten gesagt hatte.

      5

      Bresnahan hatte sich Jackson Elders Wagen geliehen; bei den Kennicotts blieb er stehen und rief Carola, die mit Hugh auf der Veranda schaukelte, zu: »Kommen Sie, fahren Sie doch mit.«

      Sie wollte ihn abweisen. »Vielen Dank, aber ich muß beim Kind bleiben.«

      »Nehmen Sie ihn mit! Nehmen Sie ihn mit!« Bresnahan stieg aus dem Wagen, ging hinauf, und der Rest ihres würdevollen Protestierens war schwach.

      Sie nahm Hugh nicht mit.

      Eine Zeitlang sprach Bresnahan nicht. Aber mit um so beredteren Blicken sah er sie an, als wollte er ihr zu verstehen geben, daß er alles wüßte, was sie dächte.

      Sie bemerkte, wie mächtig seine Brust war.

      »Hübsche Wiesen sind das hier«, sagte er.

      »Gefallen sie Ihnen wirklich? Es ist nichts zu verdienen an ihnen.«

      Er lachte. »Schwester, mir können Sie nichts vormachen. Ich bin mir über Sie im klaren. Sie glauben, ich spiel' immer nur Komödie. Aber das tun Sie auch, meine Liebe – und so gut, daß ich Ihnen den Hof machen würde, wenn ich nicht Angst davor hätte, daß Sie mir eine runterhauen.«

      »Herr Bresnahan, reden Sie so mit den Frauen Ihrer Freunde? Und sagen Sie ›Schwester‹ zu ihnen?«

      »Na selbstverständlich mach' ich das! Und ich sorg' auch dafür, daß es ihnen recht ist. Klar!« Aber sein Lachen klang nicht sehr gut, und er mußte plötzlich aufmerksam den Ampèremeter beobachten.

      Im nächsten Augenblick machte er einen vorsichtigen Angriff: »Das ist ein Prachtkerl, der Will Kennicott. Großartig, was diese Landärzte leisten. Vor ein paar Tagen hab' ich in Washington mit einem Ia Wissenschaftler geredet, einem Professor von der John-Hopkins-Universität, und der hat gesagt, daß bis jetzt noch niemand genug anerkannt hat, wie der praktische Arzt den Menschen hilft. Die Spezialisten, diese jungen gelehrten Affen, die sind so stinksicher und haben sich so mit ihren Laboratorien, daß sie an das Menschliche überhaupt nicht mehr denken. Abgesehen von ein paar verrückten Krankheiten, an die kein anständiger Kerl seine Zeit verschwenden würde, sorgt der alte Doktor für Leib und Seele der Menschen. Und ich muß sagen, Will ist einer der sichersten und hellsten Landärzte, die ich kenne, was?«

      »Freilich ist er das. Er dient der Wirklichkeit.«

      »Hm. Ja. Das Ganze, was da … Sagen Sie, Kindchen, Ihnen liegt nicht grade viel an Gopher Prairie, wenn ich mich nicht irre.«

      »Gar nichts.«

      »Da lassen Sie sich viel entgehen. An den großen Städten ist nichts. Glauben Sie mir, ich kenn' mich aus! Das ist eine recht gute Stadt hier. Sie können froh sein, daß Sie da sind. Ich wollte, ich könnt' dableiben!«

      »Nun also, warum tun Sie's nicht?«

      »He? Wieso – Gott – ich kann mich nicht fr…«

      »Sie müssen nicht bleiben. Ich muß aber! Deshalb möcht' ich's nicht. Wissen Sie, daß Männer wie Sie, hervorragende Männer, ziemlich viel Unheil anrichten, indem sie immer wieder behaupten, daß die Städte und die Staaten, in denen sie geboren sind, vollkommen sind? Sie ermutigen die Bürger in ihrer Beharrlichkeit. Die Leute zitieren Sie und glauben weiter, daß sie im Paradies leben, und –«

      Er tätschelte ihre Hand. »Schwes – Carola, Sie sind ein liebes Mädel, aber Sie sind ein bißchen schwierig. Wissen Sie, was ich denke?«

      »Ja«

      »Hm. Vielleicht wissen Sie's, aber – Meine bescheidene – nicht allzu bescheidene – Ansicht ist, daß Sie gern schwierig sind. Sie halten sich gern für etwas Besonderes. Also, wenn Sie wüßten, wieviel tausend Frauen, besonders in New York, genau so reden wie Sie, würden Sie die ganze Freude dran verlieren, sich für ein


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