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Sinclair Lewis: Die großen Romane . Sinclair LewisЧитать онлайн книгу.

Sinclair Lewis: Die großen Romane  - Sinclair Lewis


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saß auf der Kante seines Schreibtischs, in Hemdsärmeln, die Weste war offen, seine dicke goldene Uhrkette spannte sich quer über das Hemd, die Hände hatte er in den Hosentaschen. Während sie redete, beobachtete er sie interessiert. Maud Dyer war hysterisch, überspannt religiös, verblüht; sie hatte verschwommene Gefühle, ihre Gestalt war unharmonisch – prachtvolle Schenkel und Arme, dicke Fesseln, ein Körper, der an den falschen Stellen üppig war. Aber ihre milchweiße Haut war köstlich, ihre Augen lebendig, ihr kastanienbraunes Haar schimmerte, und ihre Wangen waren zart.

      In viel tröstlicherem Ton als gewöhnlich stellte er seine abgedroschene Frage: »Na, wo fehlt's, Maud?«

      »Ich hab' die ganze Zeit so schreckliche Rückenschmerzen. Ich fürchte, mein altes Leiden, mit dem ich schon bei Ihnen war, macht mir wieder zu schaffen.«

      »Irgendwelche bestimmten Anzeichen?«

      »N–nein, aber ich glaube, Sie sollten mich untersuchen.«

      »Nein, nein. Das halt' ich nicht für notwendig, Maud. Um als alter Freund ganz offen zu sprechen, ich glaube, Ihre Leiden sind zum größten Teil eingebildet. Ich kann Ihnen wirklich nicht raten, sich untersuchen zu lassen.«

      Sie wurde rot und sah aus dem Fenster hinaus. Er merkte, daß seine Stimme nicht sachlich und ruhig war.

      Sie drehte sich rasch wieder um. »Will, Sie sagen immer, meine Leiden sind eingebildet. Warum können Sie nicht wissenschaftlich sein? Ich hab' einen Artikel über diese neuen Nervenspezialisten gelesen, und die behaupten, daß eine Menge von ›eingebildeten Schmerzen‹, ja, und eine Menge von wirklichen Schmerzen auch, sogenannte Psychosen sind, und sie verordnen einer Frau Veränderung, damit sie auf eine bessere Basis kommen kann –«

      »Warten Sie! Warten Sie! Ho, brrr! Warten Sie nur! Bringen Sie nicht Ihre Christian Science und Ihre Psychologie durcheinander! Das sind zwei ganz verschiedene Dinge! Bald werden Sie auch noch den Sozialismus da reinmischen! Sie sind genau so schlimm wie Carrie mit Ihren ›Psychosen‹. Ach du lieber Gott, Maud, ich könnte genau so gut wie irgendein verdammter Spezialist über Neurosen und Psychosen und Hemmungen und Verdrängungen und Komplexe reden, wenn man mich dafür bezahlen würde, wenn ich in der Stadt wär' und die Unverschämtheit hätte, solche Honorare zu verlangen wie die Kerle. Aber wenn ich Ihnen sagen würde: ›Gehen Sie nach New York‹, dann würden Sie und Dave sich halb tot lachen und sagen: ›Seht mal, wie der Will sich tut. Was glaubt er denn, daß er ist?‹

      Selbstverständlich haben Sie recht. Sie haben einen wunderschön entwickelten Fall von Verdrängung des Sexualtriebs, und der treibt allen möglichen Unfug mit Ihrem Körper. Sie müßten eigentlich von Dave loskommen und reisen, ja, und zu jedem blödsinnigen bißchen Neudenker- und Bahai- und Swami- und Quatschmeeting gehen. Ich weiß, daß das gut für Sie wäre. Aber wie kann ich's Ihnen raten? Dave würde wild werden und mir die Haut vom Leibe ziehen. Ich will gern Hausarzt und Priester und Anwalt und Installateur und Amme sein, aber wenn es sich drum handelt, aus Dave bißchen Geld rauszuholen, da muß ich Schluß machen. Das wäre zu schwere Arbeit bei so'nem Wetter! Verstandez-vous, meine Liebe? Ich glaub', 's wird regnen, wenn's so heiß bleibt –«

      »Aber, Will, wenn ich's ihm sag', wird er mir's ja nie geben. Er würde mich nie weglassen. Sie wissen ja, wie Dave ist: so nett und freigebig in Gesellschaft, und, ach, es ist ihm ganz einfach eine Wonne, um 'nen Vierteldollar zu wetten und ihn dann mit der lustigsten Miene zu verlieren! Aber zu Haus dreht er jeden Cent zehnmal um. Um jeden einzelnen Dollar muß ich ihn bitten und betteln.«

      »Freilich, ich weiß, aber das müssen Sie ausfressen, Herzchen. Lassen Sie ihn nicht aus. Er würde wild werden, wenn ich da die Nase reinstecken würde.«

      Er ging zu ihr hinüber und klopfte ihr auf die Schulter. Draußen, jenseits der Fliegengaze im Fenster, lag die Hauptstraße, still, bis auf das ungeduldige Rattern eines wartenden Automobils. Sie nahm seine feste Hand und drückte die Knöchel an ihre Wange.

      »O Will, Dave ist so bös und klein und grauslich – so ein Knirps! Sie sind so ruhig. Wenn er bei Unterhaltungen aufschneidet, seh' ich, wie Sie hinten stehen und ihm zusehen – so wie eine Bulldogge einem Terrier!«

      Er suchte seine Berufswürde zu wahren und sagte: »Dave ist kein schlechter Kerl.«

      Zögernd ließ sie seine Hand los. »Will, kommen Sie heute abend zu mir rüber und schimpfen Sie mich aus. Reden Sie mir zu und bringen Sie mich zur Vernunft. Und ich bin so allein.«

      »Wenn ich das täte, wär' Dave da, und wir müßten Karten spielen. Das ist der Abend, an dem er nicht im Laden zu tun hat.«

      »Nein. Der Kommis ist nach Corinth gerufen worden – seine Mutter ist krank. Dave wird bis Mitternacht im Laden sein. Ach, kommen Sie rüber. 's wird gutes Bier auf dem Eis sein, und wir können sitzen und plaudern und es ganz kühl und faul haben. Das war' doch nicht schlecht für uns, nicht wahr!«

      »Nein, nein, natürlich wär's nicht schlecht. Aber trotzdem, ich sollte nicht –« Er sah Carola vor sich, hoch und schlank, kühl, voll Verachtung für Heimlichkeiten.

      »Schön. Aber ich werd' so allein sein.«

      Ihr Hals über dem Ausschnitt ihrer weiten Mousselinbluse sah jung aus.

      »Ich will Ihnen was sagen, Maud: ich werd' bloß auf eine Minute reinkommen, wenn ich zufällig bei Ihnen vorbei muß.«

      »Wenn Sie Lust haben«, sagte sie zimperlich. »Ach, Will, ich brauch' wirklich Trost. Ich weiß, Sie sind ganz verheiratet, und, ach ja, so ein stolzer Papa, und jetzt natürlich – Wenn ich nur in der Dunkelheit neben ihnen sitzen und still sein und Dave vergessen könnte. Sie werden kommen?«

      »Freilich komm ich!«

      »Ich werd' auf Sie warten. Es wird einsam sein, wenn Sie nicht kommen! Auf Wiedersehn.«

      Er beschimpfte sich: »Verdammter Narr, wozu hab' ich versprochen, hinzukommen? Ich muß mein Versprechen halten, oder sie wird gekränkt sein. Sie ist ein gutes, anständiges, zärtliches Mädel, und Dave ist eine alte Schindmähre. Das stimmt schon. Und sie hat mehr Leben als Carola. Trotzdem, nur meine Schuld. Warum kann ich nicht schlauer sein, wie McGanum und alle anderen Doktoren? Ach, schließlich bin ich's ja, aber Maud ist so 'ne dumme Gans, die immer was haben will. Legt mich da richtig rein, daß ich ihr verspreche, abends zu ihr zu kommen. Schon prinzipiell darf ich ihr so was nicht durchgehn lassen. Ich werd' nicht gehn. Ich werd' sie anrufen und ihr sagen, daß ich nicht komm'. Ich, wo ich Carrie daheim hab', die prächtigste kleine Frau von der Welt, und so 'ne verrückte Ziege wie Maud Dyer – nicht daran zu denken! Obwohl, 's ist doch nicht notwendig, sie zu kränken. Ich kann ja bloß auf 'ne Sekunde reinschauen, um ihr zu sagen, daß ich nicht bleiben kann. Trotzdem, ganz meine Schuld; ich hätt' damals nicht damit anfangen und Maud so 'n bißchen den Hof machen sollen. Wenn's meine Schuld ist, hab' ich kein Recht, Maud dafür zu strafen. Ich kann ja ganz einfach auf eine Sekunde reinschauen und ihr dann erzählen, daß ich über Land muß, und abhauen. Verdammter Mist aber trotzdem, daß ich Ausreden erfinden muß. Herrgott, warum können die Weiber einen denn nicht in Frieden lassen? Bloß weil man ein oder zweimal vor siebenhundert Millionen Jahren ein blöder Trottel war, was können sie einen das denn nicht vergessen lassen? Das ist Mauds Schuld. Ich werd' ganz einfach nicht hingehen. Ich werd' Carrie ins Kino mitnehmen und nicht an Maud denken … Aber bißchen heiß wär's heute schon im Kino.«

      Er entfloh sich. Er stülpte sich den Hut auf den Kopf, warf den Mantel über den Arm, schlug die Tür zu, versperrte sie, trampelte die Stufen hinunter. »Ich geh' nicht!« sagte er verbissen, und während er es sagte, hätte er viel darum gegeben, zu wissen, ob er gehen würde oder nicht.

      Er begegnete Dave Dyer.

      »Wohin, Dave?«

      »In den Laden. Ich hab' grad gegessen.«

      »Aber am Donnerstag haben Sie doch keinen Nachtdienst.«

      »Freilich, aber Pete hat nach Hause müssen. Seine Mutter ist angeblich krank. Herrgott, die Angestellten, die man jetzt kriegt – man überzahlt sie, und


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